Bülent Ucar (Hg.) –
erarbeitet von Sultan Baysal-Polat, Serap Erkan, Evelin Lubig-Fohsel, Gül Solgun-Kaps, Seher Uguz
– mit Beratung von Thorsten Knauth und Stephan Leimgruber:
erarbeitet von Sultan Baysal-Polat, Serap Erkan, Evelin Lubig-Fohsel, Gül Solgun-Kaps, Seher Uguz
– mit Beratung von Thorsten Knauth und Stephan Leimgruber:
- Mein Islambuch. Grundschule 3. Berlin: Oldenbourg-bsv 2011, 72 S., Abb. --- ISBN 978-3-637-00554-9
- Mein Islambuch, Grundschule
3, Lehrermaterialien,
2011, 132 S. ISBN 978-3-637-00658-4
Der Oldenbourg-Verlag (aus der
Cornelsen-Verlagsgruppe) will mit dem Gesamtprojekt von „Mein Islambuch“ einen didaktisch
adäquaten Zugang zum Islam in deutscher Sprache vermitteln und muslimische
Schüler/innen sachkundig und altersgemäß einführen.
Der von dem Islamwissenschaftler der Osnabrücker Universität, Bülent Ucar – zusammen mit islamischen Religionslehrer/innen, also Unterrichtspraktikern, herausgegebene erste Band (2009) für das 1./2. Schuljahr erfüllte bereits diese Erwartungen. Hier zeigt sich eine islamische Religionspädagogik im Blick auf die Grundschule, die den Vergleich mit ähnlichen Büchern des christlichen Religionsunterrichts nicht zu scheuen braucht.
Der von dem Islamwissenschaftler der Osnabrücker Universität, Bülent Ucar – zusammen mit islamischen Religionslehrer/innen, also Unterrichtspraktikern, herausgegebene erste Band (2009) für das 1./2. Schuljahr erfüllte bereits diese Erwartungen. Hier zeigt sich eine islamische Religionspädagogik im Blick auf die Grundschule, die den Vergleich mit ähnlichen Büchern des christlichen Religionsunterrichts nicht zu scheuen braucht.
Der nun erschienene Band für das 3. Schuljahr führt die genannten Intentionen konsequent fort. Darüberhinaus
hat man sich eines katholischen und eines evangelischen Religionspädagogen
versichert. Stephan Leimgruber (katholisch, Universität München) und Thorsten
Knauth (evangelisch, Universität Duisburg-Essen). Die beiden sind nicht nur als
kompetente Fachleute, sondern auch für ihre Dialogoffenheit bekannt.
Das Buch ist in sechs
Themenkapitel gegliedert. Kap. 1 ist
die konsequente Fortsetzung des Vorgängerbandes, nämlich „Ich, Familie,
Gemeinschaft“, nun aber unter Einbeziehung und Aktualisierungen islamischer
Gemeinschaftserfahrungen und der Fragen von Versöhnung und Vertrauen. Dies wird
durch Beispiele aus dem Leben des Mohammeds sowie des Propheten Yunus (= Jona)
verdeutlicht. Noch intensiver wird der existentielle Bezug zum Verstehenshorizont
der Kinder bei der Darstellung der Schöpfung (Kap. 2), verstärkt durch eine islamische Davidsgeschichte.
In Kap. 3 wird das schwierige Leben des Propheten Mohammed bis zu
seiner Auswanderung (Hidschra) nach Medina aufgearbeitet und ein Blick auf den
Propheten Musa (= Mose) vorgenommen. Der Koran als Orientierungshilfe für das
Leben des Muslims (Kap. 4) wird
ergänzt durch die Betonung des Vorbildcharakters des Propheten (ebenfalls in
Kap. 4), in gewisser Weise durchaus eine Fortsetzung islamischen Prophetenverständnisses
und der Hinführung zum Koran, wie dies bereits der 1. Grundschulband ansatzweise
vorgenommen hatte. Die Kinder sollen auch Korantexte so gut wie möglich (in Übersetzung)
kennenlernen. Dies wird wieder narrativ durch eine Ergänzung aus der
islamischen Noah-Geschichte. Schade!
Der islamische „Klassiker“, die
fünf Säulen des Islam, brauchen natürlich auch eine ausführliche
aktualisierende Darlegung (Kap. 5).
Auf eine Besonderheit sei jedoch verwiesen, die sich durch den gesamten 3.
Grundschulband zieht, nämlich die Annäherung an die vergleichbaren
jüdisch-christliche Traditionen. Hier wird darum bewusst eine Parallele von
Hadsch und christlichen Jerusalempilgern gezogen, so dass didaktisch sehr
geschickt wiederum islamisch-christliche Nähe hergestellt wird. Damit ist
gewissermaßen das Tor zur interreligiösen Offenheit ganz geöffnet, nämlich im Entdecken
unterschiedlicher Feste und Riten in Judentum, Christentum und Islam
(Laubhüttenfest – Befreiung, Opferfest – Weg zur Reinheit/Weihezustand, Abrahamstypik
der drei Religionen und schließlich noch ein Blick auf den Sinn der
christlichen Taufe. Dass das Sohnesopfer des Abraham in allen drei Religionen
eine problematische Seite für das dahinter stehende Gottesverständnis hat, wird
allerdings nicht thematisiert, auch wenn die islamische Erzählung schon ein stärkere
„Entschärfung“ des Menschenopfergedankens bedeutet. Auch das Lehrermaterial
geht über diese Problematik hinweg.
Die
Lehrermaterialien nehmen das im Buch
manchmal nur kurz dargestellte Thema ausführlich und methodisch konkretisierend
auf und vertiefen damit die Arbeit durch die zusätzlich bereitgestellten
Materialien und die gut handhabbaren Kopiervorlagen.
Bei aller Wertschätzung des
didaktischen Ansatzes und der methodischen Ausführungen würde man in einem
deutschsprachigen Religionsbuch allerdings erwarten, dass von „Gott“ geredet
wird. Aber überall steht für „Gott“ „Allah“. Zwar schreiben die Bearbeiter im Vorwort für Lehrer und
Eltern, dass die Begriffe „Gott und Allah synonym verwendet“ werden. Denn „Allah“
ist der arabische Ausdruck für Gott, der in den monotheistischen Religionen
eben derselbe ist. Unbewusst scheint sich ein Verständnis von Allah in das Buch einzuschleichen, das nun
doch Unterschiede setzt? – zum
Wohlgefallen aller Abgrenzer auf christlicher und islamischer Seite.
Insgesamt
aber liegt ein islamisches Grundschulbuch vor uns, das nicht nur das Verstehen
des Islam für Grundschulkinder erweitert, sondern auch in seiner
Dialogoffenheit zu den monotheistischen Nachbarreligionen einen wichtigen
Dienst für die interreligiöse Begegnung „auf Augenhöhe“
leistet. Die vielen Gemeinsamkeiten ermutigen dazu. Das Zusammenleben von
Juden, Christen und Muslimen bekommt dadurch noch eine besondere Wertschätzung.
Im Blick auf eine multikulturelle demokratische Gesellschaft ist dies geradezu
ein Integrationsfaktor.
Reinhard Kirste
03.02.2012
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen