Karl Bruckner: Sadako will leben [1961].
Wien – München: Jugend & Volk, 1990, 12. Aufl., 189 S.
--- ISBN 3-7141-1307-X
Wien – München: Jugend & Volk, 1990, 12. Aufl., 189 S.
--- ISBN 3-7141-1307-X
Erstausgabe 1961, Deutscher
Jugendbuchpreis 1963.
Neuauflage: Arena Verlag Würzburg 2006, TB Arena life
Neuauflage: Arena Verlag Würzburg 2006, TB Arena life
In dem
Jugendbuch „Sadako will leben“ (für Kinder ab 10 Jahren geeignet) schildert
Bruckner auf eindringlichste Weise den Atombombenangriff durch das amerikanische Milität auf die japanische
Stadt Hiroshima am 6. August 1945 gegen Ende des 2. Weltkriegs. Dazu
führt er den Leser durch 10 Lebensjahre des japanischen Mädchens Sadako und seiner
Familie.
Das
Buch ist in zwei Hälften eingeteilt:
Im ersten Teil schildert der Autor
Ausschnitte der letzten Tage und Stunden vor dem großen Anschlag. Hierzu
verweist er auf vollkommen unterschiedliche Perspektiven: Es werden die
Gedanken einiger amerikanischer Soldaten sowie der Befehlshaber dargestellt.
Aus dieser Perspektive erhält der Leser auch Einblicke in die Sorgen und Ängste
der Angreifer-Seite, er erfährt, dass diese Krieger ganz „normale“ Menschen
sind, die wehrlos ihren Anweisungen ausgeliefert sind. Auf der anderen Seite
werden mehrere Bewohner der Stadt Hiroshima eingeführt:
Ältere
Menschen, Kinder, Soldaten. Bereits in diesem ersten Teil wird das vierjährige
Mädchen Sadako mit ihrem Bruder Shigeo und den Eltern der Familie Sasaki
eingeführt, im Laufe des Buches spitzt sich der Fokus mehr und mehr auf die
Situation des Mädchens zu.
In
diesem Teil des Buches scheint soweit noch alles einigermaßen in Ordnung zu
sein. Es herrscht zwar Krieg, die japanischen Menschen hungern und leiden unter
der Situation. Jedoch haben sie sich, so gut es eben geht, mit der Situation
arrangiert und leben ihr Leben.
In einem
kurzen, dafür aber umso eindrücklicheren Mittelteil
wird der Bombenangriff – erneut aus den Perspektiven der zuvor eingeführten
Figuren – geschildert. Zudem erhält der Leser zusätzlich einen Einblick in den
konkreten Moment des Bombenabwurfes. Der Autor nimmt den Leser mit auf den Flug
der Maschine „Enola Gay“ und schildert aus nächster Nähe die Emotionen der drei
Flieger der Maschine. Dieser Teil umfasst nur wenige Seiten, ist aber sehr
berührend. Durch die Nähe, die Bruckner zuvor zu den Figuren geschaffen hat,
wirkt die Katastrophe umso unglaublicher und schrecklicher.
In dem zweiten, großen Teil führt der Autor
den Leser nun sehr ergreifend durch das Leben der Familie Sasaki. Beginnend bei
den ersten Minuten nach der großen Explosion bis zu einem Zeitpunkt 10 Jahre
nach der Katastrophe. Die Schilderungen sind sehr ergreifend und nahegehend;
als Leser fühlt man die Freuden und Leiden der Familie sehr intensiv nach. Es
entsteht ein ständiges Auf-und-Ab der Emotionen. Mal denkt man, die Familie
könne sich endlich aus ihren Leiden befreien und zu einem angenehmeren Leben
zurückkehren, man freut sich mit den Figuren über die kleinen (und in dem
Zusammenhang doch so großen) Glücksmomente, nur um im nächsten Moment wieder
hart auf den Boden der Tatsachen zurück gerissen zu werden und den nächsten
Rückschlag durchleben zu müssen. Man fühlt sich als Teil der Familie und kann
das unbeschreibliche Leiden und die Trauer kaum fassen.
Trotz
des großen Leides gelingt es Bruckner, ein Buch zu verfassen, das nicht nur aus
Leid und Negativem besteht. Durch die Augen der leidenden Menschen lernt man,
die kleinsten Freuden als großes Glück wahrzunehmen und freut sich mit ihnen
über diese kleinen „Geschenke“.
Mit
diesem Jugendbuch ist Bruckner ein echtes Meisterwerk der Literatur über den
zweiten Weltkrieg gelungen. Durch seine einfühlsamen Schilderungen wird der
Leser mitgenommen auf eine Reise in ein völlig anderes Leben, das trotzdem sehr
intensiv nachempfunden werden kann. Ich halte das Buch für sehr empfehlenswert
für jeden, der einen Einblick in das Leben der Kriegsopfer von damals erhalten
möchte.
Carina Höfer
im Rahmen eines Seminars an der TU Dortmund zum Thema:
„Theorie und Praxis der Religionen bei Krieg und Frieden“ (SoSe 2012)
im Rahmen eines Seminars an der TU Dortmund zum Thema:
„Theorie und Praxis der Religionen bei Krieg und Frieden“ (SoSe 2012)
«Hibakusha» heissen die Überlebenden
des Atomangriffs von 1945:
Hiroshima ist eine normale Stadt,
aber ganz normal ist es bis heute nicht
(Leopold Federmair, NZZ online, 06.09.2023)
Leopold Feldmair: Hiroshima Capriccios.
Salzburg: Otto Müller 2023, 332 S.
Salzburg: Otto Müller 2023, 332 S.
Präsentation der Universität Wien (14.09.2023)
Rz-Bruckner-Sadako,
25.06.12 u.ö.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen