Christoph Gellner / Georg Langenhorst:
Blickwinkel öffnen.
Interreligiöses Lernen
mit literarischen Texten.
mit literarischen Texten.
Ostfildern: Patmos 2013, 375
S.
-- ISBN 978-3-8436-0343-0 --
-- ISBN 978-3-8436-0343-0 --
Im Rahmen des Seminars „Interreligiöses
Lernen und dessen theologische Grundlagen“ im Sommersemester 2013 an der TU
Dortmund wurde auch das folgende Buch ausführlich vorgestellt . Die Bedeutung hier ausgewählter literarischer Texte der Gegenwart, und zwar von deutschsprachigen jüdischen und muslimischen Autoren liegt in deren Grenzen überschreitenden
Religiosität. Religiöse und kulturelle Pluralität wird zum pädagogischen Gewinn.
Ausführliche Beschreibung
Die
beiden Autoren, Christoph Gellner und Georg Langenhorst, haben beide
Katholische Theologie studiert und sich darüber hinaus intensiv mit
Literaturwissenschaft beschäftigt.
Christoph Gellner leitet heute das Institut für kirchliche Weiterbildung an der
Theologischen Fakultät der Universität Luzern und Georg Langenhorst ist
Professor für Didaktik des Katholischen Religionsunterrichts/Religionspädagogik
an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Augsburg.
Sie
widmen ihr Buch ihrem Lehrer Karl-Josef Kuschel zu seinem 65. Geburtstag und
zugleich zu seiner Emeritierung zum Ende des Wintsersemesters 2012/2013.
Kuschels Hauptforschungsfelder „Begegnung von Theologie und Literatur“ und
„Dialog der Weltreligionen“ haben sie zu ihrem vorliegenden Buch inspiriert.
Religiös
zu sein heißt heute nach Ansicht der Autoren, unausweichlich interreligiös
zu sein. Das heute durch Migration selbstverständlich gewordene Zusammenleben
von Menschen verschiedener Religionszugehörigkeit macht es unumgänglich, eine
positive Verhältnisbestimmung zum
Glauben der Anderen vorzunehmen. Toleranz ohne Gleichgültigkeit ist gefordert, wie
Goethe es schon gefordert hat:
„Toleranz sollte
eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein:
sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen“
sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen“
Johann
Wolfgang von Goethe: Werke.
Hamburger Ausgabe. Hg. Erich Trunx, Bd.12, München 1998, S.385
Hamburger Ausgabe. Hg. Erich Trunx, Bd.12, München 1998, S.385
Ein
Autor unserer Zeit, nämlich der deutsch-iranische Schriftsteller und
Islamwissenschaftler Navid Kermani (geb.1967) drückt es folgendermaßen aus:
„Toleranz kann überhaupt nur Bedeutung haben,
wenn etwas gilt, das etwas anderes gelten lassen könnte. Wenn alles gleich gut
und gleich gültig ist, also gleichgültig, erübrigt sich Toleranz.“
Kermani,
Navid, Overath, Angelika, Schindel,Robert:
Toleranz.
Drei Lesarten zu Lessings „Märchen vom Ring“ im Jahre 2003,Göttingen, 2003, S.44)
Drei Lesarten zu Lessings „Märchen vom Ring“ im Jahre 2003,Göttingen, 2003, S.44)
Ziel
des Buches „Blickwinkel öffnen“ ist also interreligiöses Lernen zu ermöglichen
mit Hilfe von literarischen
deutschsprachigen Texten aus Schlüsselwerken unserer Zeit. Wahrheiten
außerhalb des eigenen Blickfeldes sollen damit sichtbar gemacht werden, wie es
der deutsch-iranische Lyriker SAID mit
folgenden Worten ausdrückt:
lasst uns auch wahrheiten
glauben schenken
die außerhalb unseres
blickfeldes wachsen
SAID:
Psalmen, München 2007, S. 17
Es geht
also darum, den eigenen Denkhorizont zu erweitern durch das Öffnen von neuen
Blickwinkeln.
Im
Zentrum des Buches stehen die in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur
besonders intensiv beleuchteten Religionen Judentum und Islam, die zusammen mit
dem Christentum als abrahamische Geschwisterreligionen, als die drei prophetischen
oder als die monotheistischen Religionen bezeichnet werden. Trialogisches
Lernen, also ein Lernen mit Hilfe von auf Begegnung und Austausch abzielender
Kommunikation ist Ziel des Buches. Karl-Josef Kuschel, ein wichtiger Vertreter
dieses trialogischen Ansatzes fordert:
„Bei der Darstellung
einer Religion gilt es, immer auch die Perspektive der je Anderen im Blick zu
behalten, Kritik an Anderen stets mit Selbstkritik zu verbinden, Lernprozesse
ausgewogen einzufordern.“
Kuschel, Karl-Josef: Juden Christen Muslime. Herkunft und
Zukunft, Düsseldorf 2007, S. 28
In
den aufgeführten Zitaten wird deutlich, dass gerade SchriftstellerInnen „von
Haus aus“ Bewohner verschiedener Welten sind, die offen sind für das „Andere“.
Dadurch können sie als Grenzgänger Vermittler sein zwischen den Welten und
Religionen. Literatur wird somit zum Ort der Begegnung mit anderen Religionen.
Die
Autoren versuchen darum eine möglichst umfassende Erschließung der für
interreligiöse Lernprozesse aus ihrer Sicht relevanten Schlüsselwerke
zeitgenössischer deutschsprachiger Literatur.
- Spiegelungen jüdisch-religiösen Lebens heute
- Islam-Wahrnehmungen im Orient und vor der eigenen Haustür.
Beide
Teile beginnen jeweils mit einem sogenannten Panoramablick, stellen dann
Zeugnisse von ausgewählten Schriftstellern vor und enden jeweils mit der auf
die jeweilige Religion bezogenen Bilanz, Herausforderung und Lernperspektiven.
Als
Ertrag werden dann am Ende des Buches Grundzüge einer literarisch sensiblen
Didaktik der Weltreligionen gezeichnet.
In
der abschließenden Bibliographie werden die zentralen Werke der explizit
behandelten AutorInnen aufgeführt, so dass interessierte LeserInnen einen
schnellen Überblick über die Primärtexte gewinnen können, die ausführlich in
den entsprechenden Kapiteln behandelt werden.
Sybille Schulz-Kaymer
Vgl. auch:
- Georg Langenhorst zu Religion im Kinder- und Jugendbuch
- Christoph Gellner: Der Glaube der Anderen.
Christsein inmitten der Weltreligionen 2008 (Rezension) - Christoph Gellner: Hermann Hesse und die Spiritualität des Ostens (2005)
Rezension: hier
Rz-Gellner-Langenhorst-Blickwinkel, 24.06.13 - bearbeitet 07.07.2018 u.ö.
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