Walter Schaupp / Wolfgang Kröll / Johann Platzer (Hg.):
Reinhard Kirste
Rz-Schaupp-Krankenhaus
Gesundheitssorge
und Spiritualität im Krankenhaus.
Theologie im kulturellen Dialog, Band 26. Innsbruck-Wien: Tyrolia 2014, 196 S.
--- ISBN 978-3-7022-3290-0 ---
Theologie im kulturellen Dialog, Band 26. Innsbruck-Wien: Tyrolia 2014, 196 S.
--- ISBN 978-3-7022-3290-0 ---
Ausführliche Beschreibung
Wie bereits die anderen Bände der
Reihe so ist auch dieser Titel in Zusammenarbeit mit der Universität Graz
entstanden, die auch als offizieller Herausgeber firmiert. Der Mitinitiator
dieses Bandes, Walter Schaupp
arbeitet an der Theologischen Fakultät als Moraltheologe schon lange über
ethische Fragen im Zusammenhang der Medizin und einer Ethik der
Lebensgestaltung. 2010 hat er mit Hans-Walter
Ruckenbauer bereits einen Band zum Thema herausgebracht: Macht Religion
gesund? Christliches Heilsangebot und Wellness-Kultur. Im neuen
Band mit den anderen beiden Herausgebern kommt bereits das interdisziplinäre
Interesse an diesem Thema zur Sprache. Johann
Platzer lehrt sowohl am Institut für Moraltheologie als auch an der medizinischen Fakultät der Universität Graz, Wolfgang Kröll ist stellv. Abteilungsleiter der Klinischen Abteilung für Allgemeine Anästhesie und Intensivmedizin der medizinischen
Fakultät.
Im Vorwort betonen die drei Herausgeber die notwenige Begründung für
diese Dokumentation, die eine Tagung aus dem Jahr 2013 über „Gesundheitssorge
und Spiritualität im Krankenhaus“ zusammenfasst: „Zunehmend wird … sichtbar,
dass Religiosität/Spiritualität nicht nur am Lebensende ein wichtiges Thema
ist, sondern auch in bestimmten Krankheitssituationen davor. Eine weitere
Herausforderung liegt darin, nicht nur die Bedeutung von
Religiosität/Spiritualität in den Blick zu nehmen, sondern auch für Angehörige
der Gesundheitsberufe“(S. 7).
Thematisch kommen in den 10 Beiträgen der
überwiegend im Rahmen der Grazer Universität Arbeitenden und Forschenden
unterschiedliche Gesichtspunkte zur Sprache:
In seinem
Einleitungsbeitrag verweist Walter
Schaupp auf die „bleibende Präsenz des Religiösen in gewandelter Form“ (S.
14) trotz oder angesichts starker Säkularisierungstendenzen. Als Konsequenz
bedeutet dies angesichts der Erfahrungen von Ohnmacht und Verlust, das
Krankenhaus auch als Spiritualitätsort wahrzunehmen. Monika Glawischnig-Goschnik vom Universitätsklinikum exemplifiziert
dies an einigen „Fallvignetten“: Es gilt zu sehen, dass Spirituelles und
Leibliches gleichermaßen wesentlich sind. Spiritualität ist schließlich auch
eine Ressource zur Bewältigung von Krankheit. Diese Überlegungen erweitert Eckhard Frick SJ, Professor für Spiritual
Care an der Universität München. Der Begriff – ursprünglich synonym für die
(kirchliche) Krankenhausseelsorge – beschreibt heute eine interdisziplinäre Querschnittsaufgabe,
die sich als gemeinsame fachkompetente und therapeutische Sorge im Blick auf
die spirituellen Bedürfnisse und Wünsche kranker Menschen versteht, und zwar
eigenständig gegenüber dem medizinischen System mit dessen Diagnose-, und
Therapieverfahren. Das gilt auch im Blick auf Pflege und Psychotherapie. Dazu
muss die Kompetenz der helfenden Berufe gestärkt werden. Eine stichprobenartige
Befragung von MitarbeiterInnen im Krankenhaus zeigte, dass Ärzte und
Pflegekräfte im Intensivbereich neben ihren speziellen Aufgaben auch andere Haltungen
und Praktiken bewusst einnehmen, und zwar im Sinn existentieller Fragen und
religiöser (auch auf Transzendenz bezogener), humanistischer, und oft genug unkonventioneller
spiritueller Zusammenhänge. Das hat erhebliche Rückwirkungen auf die so
Agierenden im Horizont „ihrer“ Patienten. Diese von der Psychologin und
Psychotherapeutin Ursula Viktoria Wisiak
durchgeführte Mitarbeiterlnnenbefragung auf einer Intensivstation nötigt zu
weiteren umfassenden Studien.
Die Dermatologin Elisabeth Aberer hebt die menschliche Dimension besonders hervor,
die die Erwartungen der PatientInnen wie die Wahrnehmungsweisen der Ärzte
betreffen Die spirituelle Dimension in der Betreuung von Patienten und
Patientinnen mit chronischen Hautkrankheiten lässt sich nicht auf religiöse
oder konfessionelle Grenzen beschränken, vielmehr geht es um liebende Zuwendung
ohne jegliche Vorbedingung. Dazu gehört eine spezifische Sensibilität, die aus
Wahrnehmen und Zuhören besteht und den jeweiligen Glaubenshorizont vorsichtig
erfragt und einbezieht. Hier bleibt für die Ausbildung in den medizinischen und
pflegerischen Berufen noch viel zu tun. Eine extreme Herausforderung besteht
für die MitarbeiterInnen im Bereich der Intensivmedizin, weil strukturelle,
soziale und psychische Belastungen oft mit langfristigen Folgen verbunden sind.
Darauf beziehen sich der Intensivmediziner Wolfgang
Kröll und die Neuropsychologin Sabine
Ritter und plädieren für weiterführende spirituelle Begleitung der
MitarbeiterInnen.
Es folgt ein Gespräch des Psyhotherapeuten Rainer Kinast mit dem Moraltheologen Johann Platzer. Kinast ist zugleich
Leiter des „Zentralbereichs Wertemanagement“ eines gemeinnützigen
Krankenhausunternehmens. Hier kommt die Balance zur Sprache, die das Unternehmen Krankenhaus im Kontext und im
Horizont christlicher Spiritualität beachten muss; denn Spiritualität kann
nicht für die MitarbeiterInnen mit ihren unterschiedlichen religiösen und
nicht-religiösen Hintergründen verpflichtend gemacht werden. Auch muss es im
christlichen Krankenhaus darum gehen, den „wertschätzenden Dialog zwischen den
Religionen zu … ermöglichen (S. 140).
Der Neutestamentler Josef Pichler nimmt aus exegetischer Perspektive das antike
Verständnis von Krankheit und die Wunder der Heilgötter zum Anlass, um die
biblischen Wundererzählungen davon abzugrenzen. Denn die körperliche Heilung
ist (bei Jesus) nicht das primäre. Auch führt der Glaube keineswegs automatisch
zur Heilung, kann sie jedoch fördern (S. 162f), so dass jemand wieder
auf(er)stehen kann. Dass Krankheit eben auch zum Tod führt und Gesundung nicht
mehr möglich ist, macht die Begleitung von Sterbenden und deren Angehörigen so
wichtig. Der katholische
Krankenhauspfarrer Bernd Oberndorfer sieht
in symbolischen Handlungen, besonders im Sakrament der Krankensalbung ein
stärkendes Ritual in Unheils- oder Krisensituationen. Dies bestätigt in ähnlicher
Weise für Gebete und Rituale auch der Ev. Krankenhauspfarrer Herwig Hohenberger. Es geht darum, auf
der Grenze zwischen Leben und Tod Beruhigung und Tröstung zu finden.
Interreligiöse Seelsorge / Interfaith Spiritual Care
Die hier vorliegenden
Beiträge sprechen die unterschiedlichen Facetten einer sich wandelnden
Gesundheitssorge an - auch im Sinne von Spiritual Care.
Hier wird fortgeführt, was z.B. auch in
Helmut Weiß / Karl Federschmidt
/ Klaus Temme (Hg.): Handbuch Interreligiöse Seelsorge(Neukirchen-Vluyn
2010) bedacht wurde.
Die angesprochenen
Lösungsmöglichkeiten erinnern überdeutlich, dass interkulturelle und
interreligiös-spirituelle Zusammenhänge einen erheblichen Einfluss auf das
„Klima“ eines Krankenhauses, aber auch auf die Heilungschancen von Patienten
haben. Alle mit der Pflege und Therapie Beschäftigten sollten hier um der
Patienten willen noch intensiver vorbereitet und geschult werden. Herausgeber
und Autoren haben dazu kompetente Hilfestellung geleistet.
Ergänzende Informationene:
- Bücher zum Thema von:SIPCC - Die Gesellschaft für interkulturelle Seelsorge und Beratung /
- Bülent Ucar /
Martina Blasberg-Kuhnke, (Hg.):Islamische Seelsorge zwischen Herkunft und Zukunft.Von der theologischen Grundlegung zur Praxis in Deutschland. Reihe Osnabrücker Islamstudien Band 12.
Frankfurt/M. u.a.: Peter Lang 2013, 192 S.
- Ednan Aslan /
Magdalena Modler-El Abdoui /Dana Charkasi:am Beispiel ÖsterreichHeidelberg: Springer VS 2015, 245 S. - Daniel S. Schipani andLeah Dawn Bueckert (Eds): Interfaith Spiritual Care.Understandings and practices.Kitchner, Ontario: Pandora Press 2009, 319 pp.Darin der Beitrag (p. 279 - 313):The junction of the seas.Interfaith spiritual care in the NetherlandsAutoren:Ari van Buuren, Mualla Kaya and Bart ten Broek
Kommentar auf dem Backcover
Reinhard Kirste
Rz-Schaupp-Krankenhaus
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