Hans Martin Barth:
Das Vaterunser - Inspiration zwischen Religionen und säkularer Welt.
Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus (Random House) 2016, 222 S.
--- ISBN 978-3-579-08233-2 ---
Das Vaterunser - Inspiration zwischen Religionen und säkularer Welt.
Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus (Random House) 2016, 222 S.
--- ISBN 978-3-579-08233-2 ---
In
seinem Buch "Das Vaterunser" untersucht Hans-Martin Barth, emeritierter
Professor für Systematische Theologie und Religionsphilosophie an der
Universität Marburg, das Vaterunser auf inter- und a-religiöse Aspekte. Er
stellt als Christ die Frage, ob sich eine Möglichkeit des gemeinsamen Betens
eröffnen könne. Dabei geht er bewusst in kleinen Schritten vor und untersucht
jede Vaterunser-Bitte einzeln.
Am
Beispiel des Abschnittes "Vater
unser – und kein Vater im Himmel?" soll die Vorgehensweise des Autors
veranschaulicht werden.
Zunächst
thematisiert Barth, dass auch nicht-christliche Strömungen sich der
Eltern-Symbolik bedienen um ihre Gottheiten anzureden, so z.B. gelten Zeus in
der griechischen Mythologie und Odin bei den Germanen als Vaterfigur, wodurch
die Unterlegenheit der Menschen, die sich ihren Göttern gegenüber wie Kinder
fühlen, ausgedrückt wird. In der biblischen Tradition ist, so Barth, die
Vaterfigur nicht als Vater eines Einzelnen, sondern als Vater eines Volkes zu
verstehen; so kümmert sich Gott z.B. nicht um den Einzelnen, sondern um das
ganze Volk Israel.
Religionspsychologisch
lässt sich die Vatersymbolik auf Furcht einzelner Menschen vor Naturkräften zurückführen,
die diesen einen göttlichen Vatercharakter zusprechen, um Schutz zu erlangen. Alain de Botton, ein atheistischer
Schriftsteller der Gegenwart setzt hier mit seiner Kritik an. Nicht besser sieht es mit der weiblichen Seite der Religion aus. Die Verehrung von Muttergottheiten hält er für eine
infantile Form der Religion.
Allerdings ist die Vatersymbolik nicht in allen Religionen vertreten; so kennt der Buddhismus im Sinne des westlichen Theismus keine Götter, und im Islam wird Allah nicht als "Vater" angesprochen.
Allerdings ist die Vatersymbolik nicht in allen Religionen vertreten; so kennt der Buddhismus im Sinne des westlichen Theismus keine Götter, und im Islam wird Allah nicht als "Vater" angesprochen.
In den
folgenden Abschnitten behandelt Barth eine atheistische Sicht, die einen Gott
im Himmel verneint, sowie eine mystische Sicht, die des Transzendierens in der
Meditation, und liefert viele Denkanstöße. Als Kernelement stellt sich die
Frage heraus, ob das Vaterunser auch dann sinnvoll erscheint, wenn man der
Vater-Symbolik kritisch gegenübersteht. Dennoch kommt er zu dem Schluss, dass
diese Symbolik mit einem gewissen Maß an Vertrauen, Zuwendung und Geborgenheit
einhergeht. Für diejenigen, die es ablehnen, agiert die Anrede einer
transzendentalen Persönlichkeit per "Du" ebenfalls auf einer
persönliche, vertrauensvollen Ebene.
Hans-Martin
Barth zeigt unter Berücksichtigung sowohl verschiedener religiöser Strömungen,
als auch atheistischer Sichtweisen, dass das Vaterunser eine viel stärker verbindende
Kraft hat, als dass es unterschiedlich Glaubende und Denkende trennt. Das
bedeutet, dass das Vaterunser seine Wirkung auch außerhalb des christlichen
Denkens entfalten kann. Gerade die Tatsache, dass der Autor zu jeder Bitte unterschiedliche
Aspekte hinzuzieht, führt zu einer sehr
differenzierten Auseinandersetzung; dennoch verfolgt er in der Form von
Gegenüberstellungen einen roten Faden, der die Argumentation nachvollziehbar
macht. Zwar lassen sich nicht auf alle Fragen, die Barth innerhalb seines
Textes formuliert, Antworten finden, doch allein die Beschäftigung mit der
Thematik in diesem Ausmaß ermöglicht einen persönlichen Standpunkt, der das
Vaterunser nicht nur für den christlichen Glauben in Anspruch nehmen kann.
Nicolas Jung und
Cornelius Otto
Im
Rahmen des Seminars "Mystische Strömungen im Christentum und im
Islam"
(TU-Dortmund, Sommersemester 2016)
(TU-Dortmund, Sommersemester 2016)
Verlagsinformation:
Das Vaterunser – ein Vertrauens-Impuls für alle Menschen
Nicht das
Glaubensbekenntnis ist allen Kirchen gemeinsam, sondern: das Vaterunser! Ist
das Gebet, das alle Christen und Christinnen teilen, noch mehr? Eine Einladung
für die Menschheit, für die Anhänger aller Religionen und sogar für die
religiös »Unmusikalischen«, dem Leben zu vertrauen?
Hans-Martin Barth fragt nach den Kontexten, in die das Vaterunser im 21. Jahrhundert gestellt ist. Er fragt nach den Erfahrungen und Schwierigkeiten des Betens. Er zeigt Möglichkeiten, das Gebet Jesu mit großen Texten anderer Religionen und sogar mit dem Denken von Religionskritikern in ein Gespräch zu bringen. Deutlich wird: In einer Welt, die den »Vater im Himmel« nicht mehr kennt, ist das Vaterunser eine noch längst nicht ausgeschöpfte Quelle innerer Zuversicht.
Hans-Martin Barth fragt nach den Kontexten, in die das Vaterunser im 21. Jahrhundert gestellt ist. Er fragt nach den Erfahrungen und Schwierigkeiten des Betens. Er zeigt Möglichkeiten, das Gebet Jesu mit großen Texten anderer Religionen und sogar mit dem Denken von Religionskritikern in ein Gespräch zu bringen. Deutlich wird: In einer Welt, die den »Vater im Himmel« nicht mehr kennt, ist das Vaterunser eine noch längst nicht ausgeschöpfte Quelle innerer Zuversicht.
·
Das Gebet Jesu - neu
entdeckt im Kontext von Weltreligionen und säkularem Denken
·
Ein Ur-Text der
Menschheit - tröstend und herausfordernd zugleich
·
Vgl.
zum religionsdialogischen Ansatz von Hans-Martin Barth bereits:
Dogmatik. Evangelischer Glaube im Kontext der Weltreligionen. Ein Lehrbuch.
Gütersloh: Kaiser / Gütersloher Verlagshaus 2001, 2008, 3. Aktualisierte und ergänzte Auflage
Rezension von Hermann Barth bei EKD (01.07.2008):
https://www.ekd.de/vortraege/barth/080701_barth_berlin.html
Dogmatik. Evangelischer Glaube im Kontext der Weltreligionen. Ein Lehrbuch.
Gütersloh: Kaiser / Gütersloher Verlagshaus 2001, 2008, 3. Aktualisierte und ergänzte Auflage
Rezension von Hermann Barth bei EKD (01.07.2008):
https://www.ekd.de/vortraege/barth/080701_barth_berlin.html
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Publikationsliste
von H.-M. Barth: https://luthertheologie.de/publikationen/
Rz-Barth-Vaterunser, 27.06.2016
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