Aus der Reihe: Herders Bibliothek der Philosophie des Mittelalters (HBPh/MA) |
Mit der schnellen Ausbreitung des Islam in christliche Herrschaftsgebiete seit dem 7. Jahrhundert haben sich neben der politischen und militärischen Auseinandersetzungen auch theologische Abwehrstrategien in Europa entwickelt. Diese laufen nach der arabischen Eroberung der Iberischen Halbinsel gewissermaßen zur "Hochform" auf. Die teilweise bösen Unterstellungen gegenüber Mohammed, dem Koran und dem Islam insgesamt sind dabei kaum mehr zu überbieten.
Dennoch zeigen christliche Theologen des Mittelalters, der Renaissance und der Reformation bei all ihrer Abneigung gegenüber dem Islam und dem Koran erstaunliche Sachkenntnis. Es gibt sogar ausgesprochen friedfertige Dialogversuche wie diejenigen von Gilbert Crispin, Petrus Abaelardus, Ramon Llull und Nikolaus von Kues. Selbst die schärfsten Polemiker sind zum Teil sogar der arabischen Sprache kundig und gehen den verschiedenen originalen Textvarianten in Koran und Hadithen nach.
So entstanden bereits im Mittelalter eine Reihe von Koranübersetzungen (wie die bedeutende von Petrus Venerabilis) in lateinischer Sprache.
Nicht zu unterschätzen sind dabei die Einflüsse jüdischer und islamischer Philosophen, die sich intensiv im Zusammenhang der Übersetzung griechischer Philosophien - besonders des Aristoteles - entwickelten.
Dennoch zeigen christliche Theologen des Mittelalters, der Renaissance und der Reformation bei all ihrer Abneigung gegenüber dem Islam und dem Koran erstaunliche Sachkenntnis. Es gibt sogar ausgesprochen friedfertige Dialogversuche wie diejenigen von Gilbert Crispin, Petrus Abaelardus, Ramon Llull und Nikolaus von Kues. Selbst die schärfsten Polemiker sind zum Teil sogar der arabischen Sprache kundig und gehen den verschiedenen originalen Textvarianten in Koran und Hadithen nach.
So entstanden bereits im Mittelalter eine Reihe von Koranübersetzungen (wie die bedeutende von Petrus Venerabilis) in lateinischer Sprache.
Nicht zu unterschätzen sind dabei die Einflüsse jüdischer und islamischer Philosophen, die sich intensiv im Zusammenhang der Übersetzung griechischer Philosophien - besonders des Aristoteles - entwickelten.
- Aspekte zum Islam in Europa (Dialog der Religionen)
- Harmut Bobzin: Der Koran im Zeitalter der Reformation. Studien zur Frühgeschichte der Arabistik und Islamkunde in Europa. Beiruter Texte und Studien, Bd. 42. Beirut / Würzburg: Ergon 2008, S. 44–95 --- Rezension in ThLZ, Mai 1997
- Siegfried Raeder (Hg.): Antworten auf den Islam. Texte christlicher Autoren vom 8. Jh. bis zur Gegenwart. Neukirchener Verlag 2006, 228 S., Register
(Übersichten und Links):
- Islamische Jüdische und christliche Philosophie des Mittelalters:
Literaturauswahl und Kommentare - Im Blickfeld: Averroes und Averroismus - Erkenntnis im Horizont der Transzendenz
- Islam und Aufklärung - Geschichte und Gegenwart
- Alexander Fidora: Das philosophische Gespräch im Mittelalter von Gilbert Crispin und Peter Abaelard zu Ramon Llull. In: Bernd W. Springer (Hg.): Religiöse Toleranz im Spiegel der Literatur. Münster u.a.: LIT 2009, S. 71–82 -
-- Textauszug: hier: - Jean FLORI: L' Islam et la fin des temps. L'interpretation prophétique des invasions musulmanes dans la chrétienté médiévale. Paris: Seuil 2007, 444 pp.--- Rezension von Jean France --- Revue belge de philologie et d'histoire, Année 2008 Volume 86 --- Numéro 2 pp. 457-462
(Fiktive) Religionsgespräche und Polemik
Ramon Llull / Raimundus Lullus:
Dialog mit den Wissenschaften und den Religionen
>>> Gerd Schwerhoff: Verfluchte Götter.
Dialog mit den Wissenschaften und den Religionen
- Hava Lazarzs-Yafeh / Mark R. Cohen / Sasson Somekh / Sidney H. Griffith:
The Majlis: Interreligious Encounters in Medieval Islam.
Wiesbaden: Harrassowitz 1999, 205 S.
Inhaltsverzeichnis und ausführliche Leseprobe: hier - John Tolan: Kirchenrechtliche Regelungen
für interreligiöse Disputationen im Mittelalter
Medieval Encounters 24 (2018), 14-28 - Gilbert Crispin (um 1046–1117):
Lehrdialoge: Religionsgespräche mit einem Juden und einem Heiden
--- Rezensionsnotizen zur Ausgabe: Herder 2005 (HBPhMA, Bd.1): hier - Gregor von Rimini (um 1300-1358):
Moralisches Handeln und rechte Vernunft
HbPH[MA], Bd. 22. Freiburg u.a.: Herder 2010 --- Rezension: hier - Dominicus Gundissilanus
(geb. um 1115, gest. nach 1190)Cover der Ausgabe 1995 -
Ausschnitt aus: Giorgione
(= Giorgio da Castelfranco) :
Die drei Philosophen (1508)
De divisione philosophiae --- HBPhMA, Bd. 11: Herder 2007 --- Verlagsinformation: hier - Thomas of Aquinas and Giles of Rome [Aegidius Romanus] on the Existence of God as Self Evident
(The American Catholic philosophical quarterly 2003, p.57-79 - via: academia.edu) - Petrus Abaelardus (1079–1142):
Dialogus inter philosophum, Judaeum et Christianum --- Ausgabe: Gespräch eines Philosophen, eines Juden und eines Christen.
Frankfurt/M./Leipzig: Insel 1995
Ausgabe 2008 im Verlag der Weltreligionen (Suhrkamp)
--- Verlagsinformation +
Inhaltverzeichnis >>>
--- Kommentar von
Hartmut Westermann >>> - Petrus Venerabilis (1092–1156) mit: Corpus Toletanum --- Schriften zum Islam. Ediert, ins Deutsche übersetzt und kommentiert von Reinhold Glei.
CISC, Series Latina, Bd. 1
Altenberge: CIS 1985, XXXVI,328 S., Register - Die Konstruktion des Anderen am Beispiel des Islam in der Summa totius haeresis Saracenorum des Petrus Venerabilisin: Integration und Desintegration der Kulturen im europäischen Mittelalter. Berlin: De Gruyter 2011
- Ramon Llull / Raimundus Lullus
(1232–1316)
mit: Das Buch vom Heiden und den drei Weisen.
Rezension: hier
Mehr zu Ramon Llull: hier - Nikolaus von Kues (1401–1464) mit der berühmten Cribratio Alcorani
Mehr zum Cusaner: hier
--- Vgl. Ian Christopher Levy, Rita George-Tvrtković, and Donald F. Duclow (eds.):
Nicholas of Cusa and Islam. Polemic and Dialogue in the Late Middle Ages.
Leiden: Brill 2014 --- Verlagsinformation+Inhaltsverzeichnis: hier
Ein interessantes und zugleich auch politisch relevantes Beispiel bietet der Text eines Diplomaten aus dem 16. Jahrhundert:
Petrus Martyr Anglerius (1457-1526): Legatio Babylonica.
Die Gesandtschaft nach Babylon.
Wiesbaden: Harrassowitz 2015 --- Rezension: hier.
Petrus Martyr Anglerius (1457-1526): Legatio Babylonica.
Die Gesandtschaft nach Babylon.
Wiesbaden: Harrassowitz 2015 --- Rezension: hier.
Wie sehr auch die Reformation in diese Debatten eingebunden war, zeigt, dass Martin Luther (1483-1546) zum einen in dieser mittelalterlichen Theologen-Tradition steht und zum anderen die humanistische Forderung "Zurück zu den Quellen" ernst nimmt.
Er hat nämlich einen wichtigen apologetischen Text 1542 ins Deutsche übersetzt
(vgl. dazu Bobzin: Der Koran im Zeitalter der Reformation - s.o./aaO S. 95–156 -):
Er hat nämlich einen wichtigen apologetischen Text 1542 ins Deutsche übersetzt
(vgl. dazu Bobzin: Der Koran im Zeitalter der Reformation - s.o./aaO S. 95–156 -):
Ricoldus de Monte Crucis (um 1243 -1320):
Tractatus seu disputatio contra Saracenos et Alchoranum.
Edition – Übersetzung – Kommentar von Daniel Pachurka.
Corpus Islamo-Christianum Series Latina 9.
Wiesbaden: Harrassowitz 2016, XLIX, 198 S., Indices + Appendices
(zugleich Diss. Ruhr-Universität Bochum)
Tractatus seu disputatio contra Saracenos et Alchoranum.
Edition – Übersetzung – Kommentar von Daniel Pachurka.
Corpus Islamo-Christianum Series Latina 9.
Wiesbaden: Harrassowitz 2016, XLIX, 198 S., Indices + Appendices
(zugleich Diss. Ruhr-Universität Bochum)
--- ISBN 978-3-447-10711-2
--- Verlagsankündigung:
https://www.harrassowitz-verlag.de/title_958.ahtml --- Rezension: hier
--- Verlagsankündigung:
https://www.harrassowitz-verlag.de/title_958.ahtml --- Rezension: hier
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