Montag, 4. Juni 2018

Die Bedeutung des Tauschs auf den Weltmärkten


Dirk Kaiser: Theorie der Tauschverträge
– Geld und Vermögen im gesamtwirtschaftlichen Gleichgewicht

Heidelberg: Springer-Verlag  2018, 1. Aufl., IX, 103 S.

--- ISBN 978-3-658-20933-9 --- 

Verlagsinformation, Inhaltsverzeichnis und Leseprobe: hier

Vgl. auch die Rezension zu:
Christian Thielscher: 
Wirtschaftswissenschaften verstehen.
Eine Einführung in ökonomisches Denken

Heidelberg: Springer-Verlag 2014

Auch die Robinson-Ökonomie (Robinson-Crusoe-Wirtschaft) und Planwirtschaften sind durch die beiden ökonomischen Grundaktivitäten Produktion und Konsum geprägt. Nur die Marktwirtschaft bringt den Tausch dazu. Die wirtschaftswissenschaftliche Abbildung orientiert sich bis heute stark an Léon Walras: Nachdem ein wohl informierter Auktionator zentral ein Preissystem ermittelt hat, das alle Märkte räumt, werden die korrespondierenden reinen Gütertauschpläne in einem einzigen Zeitpunkt transaktionskostenfrei und direkt umgesetzt. Das Paradigma kann durch das Konzept des Tauschvertrages erweitert werden. Die zeitlose Logik der Marktwirtschaft wird an aktuellen Problemen lebendig: die Krisenerfahrungen der letzten Jahre ergänzten die Betrachtung der Finanzmärkte im Kontext der Finanzmarktstabilität.
Der Autor, Prof. Dr. Dirk Kaiser, lehrt Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Finanzmanagement, Banken und Versicherungen an der Hochschule Bochum. Er leitete zuvor den Beteiligungsbereich eines internationalen Touristikunternehmens und die Mandatsbetreuung eines Kreditinstituts. Mit dieser Theorie der Tauschverträge wendet er sich nun auch wieder seinem akademischen Ausbildungsfach, der Volkswirtschaftslehre, zu.

Der Inhalt des Gesamtthemas wird prägnant einleitend dargestellt . Anschließend formuliert er originelle eigene Gedanken zu den Themenbereichen der folgenden Kapitel:

Teil I: Tauschverträge und das Walrasianische Paradigma
Teil II: Eine tauschvertragliche Analyse privaten und staatlichen Vermögens
Teil III: Ein externes monetäres Kalkül für den Homo oeconomicus

Er hinterfragt grundlegende  Konzepte, die auf dem Walrasianischen Paradigma beruhen und bietet mit der Theorie der Tauschverträge eine neue Lesart sowie eine konstruktive Ergänzung zur allgemeinen Gleichgewichtstheorie. Geld ist finanzierungsvertraglich eine strukturierte Ankopplungsstation für diverse zeitliche Grundtypen des Tauschs. Die synallagmatische Marktkonzeption, also die Auffassung vom Tausch als einem gegenläufigen Geschehen, ist im Vergleich zur walrasianischen Einzelobjektauffassung eine eventuell nicht unerhebliche Variation. Zusammen mit dem externen monetären Kalkül könnte diese synallagmatische Konzeption vielleicht die Möglichkeit schaffen, Geld einmal "geldmarktlos" in das System des allgemeinen Gleichgewichts zu integrieren.
Das Buch von Kaiser erhellt den Hintergrund generell vorbildlich: es beschreibt das System der Wirtschaftswissenschaften für Makroökonomik/Geldwirtschaft/Finanzmarktökonomie.
Ein empfehlenswertes Buch für Studierende der Wirtschaftswissenschaften und für Erkenntnisgewinne der Forschung sowie zu einer Lehre, die der Erkenntnisvermittlung verpflichtetet ist.

Prof. Dr. Eckhard Freyer, Bonn


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