Jodi
Magness: Masada.
Der Kampf der Juden gegen Rom.
Aus dem Englischen übersetzt von Thomas Bertram
Darmstadt: WBG 2020, 384 S.,
zahlr. Abb., Register
zahlr. Abb., Register
--- ISBN 978-3-8062-1078-8 ---
--- English summary
at the end of the review
--- résumé français
au bout du compte rendu
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--- résumé français
au bout du compte rendu
--- resumen español
al fin de la reseña
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1966 erschien ein Buch des jüdischen Archäologen Yigael Yadin (1917-1984),
der nach seiner Zeit im Militär nicht nur wissenschaftlich, sondern auch
politisch intensiv wirkte:
Masada. Herod’s
Fortress and the Zealots Last Stand (London 1966 ) - Deutsch:
Masada. Der letzte Kampf um die Festung des Herodes (Hamburg 1967)
Masada. Der letzte Kampf um die Festung des Herodes (Hamburg 1967)
Dieses Werk erregte großes Aufsehen. Es bot zum ersten Mal eine populäre, illustrierte und zugleich bestens recherchierte Zusammenfassung
der Funde, die die archäologischen Teams unter der Leitung von Yigael Yadin in der Festung Masada gemacht hatten.
Herodes der Große hatte sich neben anderen
Festungen diese besonders intensiv ausgebaut. Beim Jüdischen Krieg gegen die
römische Besatzungsmacht in den Jahren 66–73 wurde der Widerstand durch das
römische Militär blutig niedergeschlagen. Der letzte Zufluchtsort der jüdischen
Kämpfer war die Festung Masada, die die Römer nach langer Belagerung stürmten.
Um nicht in die Hände der Besatzer zu fallen, sollen die Verteidiger von Masada
zusammen mit ihren Familien Selbstmord begangen haben.
Diese hochdramatische Geschichte vom Ende des
jüdischen Widerstandes in Palästina hat nach der Errichtung des Staates Israel eine
ganz neue Bedeutung für die Existenz des Volkes Israel gewonnen. Das Buch
Yadins wurde damit zu einer Art Basistext. Dort werden nicht nur die
Ausgrabungen und die Interpretation der damit zusammenhängenden Daten und
Ereignisse rekonstruiert, sondern auch die Beschreibung und Deutung des
jüdischen Historikers Flavius Josephus im Kontext des Jahres 73/74 n. Chr. ausgewertet.
Dabei ist anzumerken, dass Josephus zuerst auf der Seite der Widerstandskämpfer
stand, dann aber auf die römische Seite quasi zum Heer Vespasians unter Lucius
Flavius Silla übergelaufen war.
Über 50 Jahre später erscheint nun wiederum eine
ausführliche Darstellung dieser Ereignisse, und zwar von einer der besten
Kennerinnen der Archäologie und Geschichte Masadas, nämlich der amerikanischen
Archäologin Jodi Magness. Sie studierte u.a. an der Hebräischen Universität in Jerusalem
und auch bei
Yigael Yadin. Mehr zur Autorin, s.u.
Da ist man gespannt, wie sie diese unglaubliche
Geschichte im Horizont des heutigen Israel aufnimmt und mit dem Mythos umgeht,
der diesen Berg umgibt.
Der Rezensent der FAZ merkt dazu an:
„Dieser Massenselbstmord, verstanden als
heroischer Akt, als letzte freie Tat von Freiheitskämpfern, hat Masada
berühmter gemacht als alles andere. Weder die spektakuläre landschaftliche Lage
der Festung noch der einzigartige Erhaltungszustand ihrer Ruinen hätten sie
wohl sonst zur zweitwichtigsten Touristenattraktion Israels nach Jerusalem
gemacht. Und sie wäre auch kaum zum nationalen Symbol für ein kleines Land
geworden, das sich von Feinden umgeben sieht. Bis in die 1980er Jahre wurden
Rekruten der israelischen Streitkräfte auf Masada vereidigt. Spielfilme,
Dokumentationen und Bücher sonder Zahl widmeten sich dem Thema“ (FAZ,
03.04.2020).
Yodi Magness arbeitet nun die geschichtliche
und archäologische Bedeutung von Masada wissenschaftlich solide auf; und sie
bezieht alle seitdem gewonnenen archäologischen Erkenntnisse ergänzend ein. Zugleich
liest sich alles angenehm, so dass man gewissermaßen in diese dramatische
Geschichte mit hineingezogen wird:
Ihre Darstellung gliedert sich in einen Prolog
und 8 Kapitel:
Im Prolog beleuchtet sie den Fall Masadas im Horizont damaliger Ereignisse
mit einem
Blick auf die Gegenwart.
In Kapitel 1 beschreibt sie dann mit Bezug auf die Quellen konkret die Belagerung und den schließlichen Fall der Festung in den Jahren 72/73 bzw. 73/74 im Kontext des Jüdischen Krieges und der Rolle des Flavius Josephus.
In Kapitel 2 diskutiert sie die Debatte im 19. Jahrhundert, wo es um den genauen Ort von Masada geht. Wichtige Ergebnisse der Forscher, die hier eine wesentliche Rolle spielten, werden vorgestellt.
Nach diesem Forschungsrückblick kommt die Autorin auf die Umgebung Masadas zu sprechen, die kontrastreiche Landschaft rund um das Tote Meer mit ihren gelogischen und kliamtischen, geradezu extremen Besondernheiten.
Im historischen Umfeld Masadas des Kapitels 3 nimmt sie Bezug auf die Orte, die auch in biblischen Erzählungen eine Rolle spielen. Natürlich kommt ausführlich Qumran zur Sprache, aber die Autorin beschreibt ebenfalls weitere Festungen und archäologische Stätten sowohl auf der israelischen als auch auf der jordanischen Seite des Toten Meers. Das ermöglicht einen Überblick über die Zeit der Hasmonäer hinaus bis in die byzantinische Epoche.
Jodi Magness erzählt in Kapitel 4 über den von Rom eingesetzten Vasallenkönig Herodes d. Gr., der im Neuen
Testament zu Unrecht für den Kindermord von Bethlehem verantwortlich gemacht
wird (Matthäus 2,16-18). Allerdings war er tatsächlich ein brutaler Herrscher.
Die Autorin kommt im Kapitel 6 darauf ausführlich zu sprechen.
Im Kap. 4 weist sie jedoch auf die Einschätzung der Archäologen im Blick auf die immense Bautätigkeit des Herodes: Er hat offensichtlich das Heilige Land mit seinen „durchgestylten“, technisch exzellent durchdachten Bauten besonders geprägt hat.
Dazu gehören: Masada, Jerusalem mit der Neuanlage des Tempelbergs und des Baus der Burg Antonia, Cäsarea Maritima mit dem Hafen, Samaria/Sebastos, die Wüstenoase Jericho und schließlich Herodium als Ruhestätte für ihn selbst. Natürlich brachten diese Bauvorhaben auch die Wirtschaft in Schwung.
Die Autorin kommt im Kapitel 6 darauf ausführlich zu sprechen.
Im Kap. 4 weist sie jedoch auf die Einschätzung der Archäologen im Blick auf die immense Bautätigkeit des Herodes: Er hat offensichtlich das Heilige Land mit seinen „durchgestylten“, technisch exzellent durchdachten Bauten besonders geprägt hat.
Dazu gehören: Masada, Jerusalem mit der Neuanlage des Tempelbergs und des Baus der Burg Antonia, Cäsarea Maritima mit dem Hafen, Samaria/Sebastos, die Wüstenoase Jericho und schließlich Herodium als Ruhestätte für ihn selbst. Natürlich brachten diese Bauvorhaben auch die Wirtschaft in Schwung.
Blickt man dagegen auf Judäa vor Herodes in Kapitel 5, so nutzt die Autorin den Gang durch die Geschichte von ca. 1200 v. Chr. über die Makkabäerzeit und die Hasmonäer bis hin zu sich entwickelnden Sonderformen im antiken Judentum, in besonderer Weise Sadduzäer, Pharisäer und Essener – gewissermaßen ein Blick auch in die Zeit Jesu.
In Kapitel 6 und 7
beschreibt die Autorin – wie schon erwähnt – den gewalttätigen Regierungsstil
von Herodes dem Gr. und seiner Söhne. Sie weist zugleich auf die wachsenden
Spannungen sowohl in den Städten als auch auf dem Lande hin. Die Unfähigkeit
und Habgier römischer Statthalter (man denke u.a. an Pontius Pilatus), die
Spannungen zwischen Juden und Nichtjuden, der Eliten und Unterschichten sowie
der Bevölkerung in den verschiedenen Landesteilen heizten die Situation
gefährlich auf. So formierte sich auch der Widerstand gegen die römische
Besatzung und ihre Vasallen, der sich dann als Unabhängigkeitskrieg zwischen 66
und 70 n. Chr. entlud. Er wurde durch das Heer des Kaisers Vespasian brutal niedergeschlagen, Jerusalem wurde im Jahre 70 erobert, der Tempel zerstört und die gesamte Stadt quasi dem Erdboden gleich gemacht.
Vgl. den Bericht: Als die Römer Jerusalem zerstörten (Christian Berndt, Deutschlandfunk, 13.09.2020)
Die letzte dramatische Zuspitzung dieser
jüdischen Widerstandsgeschichte beschreibt Magness in Kapitel 8 mit der erstaunlichen Besetzung der von Herodes luxuriös ausgestatteten Festung Masada
durch verschiedene Gruppierungen im Jahre 66. Sie bauten die Anlage im Blick
auf die Sicherung und die Durchführung von Ritualen sowie die Organisation bzw.
Verteilung der Nahrungsmittel und Wasserversorgung an einigen Stellen um. Unter
kritischer Sichtung der Berichte des Josephus, verweist Magness darauf, dass die
Herkunft dieser Verteidiger mit ihren Familien (also auch Frauen und Kinder!)
nicht eindeutig geklärt ist: Es gehörten dazu wahrscheinlich Essener und andere
„Milizen“ (die Römer hätten sicher „Terroristen gesagt“), von denen
Bezeichnungen wie Sikarier oder Zeloten existieren.
Yigael Yadins beeindruckende Leistung, aber auch teilweise
einseitige Deutung der Ausgrabungen von Masada (1966) gehört zugleich in die
Geschichte der Konsolidierung des Staates Israel angesichts arabischer
Bedrohung und dem Entstehen des Mythos „Masada
darf nicht noch einmal fallen“: Kapitel 9.
Bei einem epilogischen Rundgang durch Masada können dann die Lesenden an den einzelnen aufgezeigten Orten die Endgeschichte Masadas noch einmal auf sich wirken lassen.
Bei einem epilogischen Rundgang durch Masada können dann die Lesenden an den einzelnen aufgezeigten Orten die Endgeschichte Masadas noch einmal auf sich wirken lassen.
Zusammenfassung:
Masada – historische Bedeutung und bleibendes Widerstandssymbol
Im Horizont der Bedeutung der Festung Masada
für den heutigen Staat Israel geht die international renommierte Archäologin
Yodi Magness mit der Sorgfalt einer kritischen Wissenschaftlerin den
archäologischen Ergebnissen und ihren Deutungen seit dem berühmten Buch (1966) von
Yigael Yadin nach. Dem letzten großen jüdischen Aufstand nach der völligen
Zerstörung Jerusalem (70 n. Chr.) folgten immer noch weitere Aufstände,
besonders der Kampf des Simon Bar Kochba (132-136 n.Chr.) gegen Rom. Aber
Masada bleibt das faszinierendste unglaubliche Ereignis, das sich in den
Horizont der Geschichte Israels seit der Einwanderung nach Kanaan um 1200 v.
Chr. eingeprägt hat. Masada wird aktualisierend fortgeschrieben, wenn die
Touristenscharen eben nicht nur Jerusalem besuchen, sondern auch diese Wüstenfestung
besteigen, um den letzten Zufluchtsort jüdischer Widerstandkämpfer zu sehen.
Und wen wundert es, wenn sich in diese Geschichte auch die bitteren Erfahrungen
eines Volkes mischen, dem das nationalsozialistische Deutschland auf brutalste
Weise den endgültigen Garaus machen wollte.
Das Buch von Jodi Magness ist sicher das einzige Buch, das sowohl archäologische und historische Zusammenhänge und gleichzeitig die Bedeutung im kollektiven Bewusstseins Israels so beeindruckend zur Sprache bringt.
English Summary:
Masada - historical sgnificance and lasting symbol of resistance
In the horizon of the
significance of the Masada Fortress for the present state of Israel, the
internationally renowned archaeologist Jodi Magness, pursues the archaeological
results and their interpretations with the diligence of a critical scientist.
It is the first actualization since the famous book (1966) by Yigael Yadin. The
last great Jewish uprising after the complete destruction of Jerusalem (70 AD)
was followed by other uprisings, especially the fight of Simon Bar Kochba
(132-136 AD) against Rome. But Masada remains the most fascinating and incredible
event, since Israel has entered the history with its immigration to Canaan 1200
BE. Masada is updated, because the tourist crowds not only visit Jerusalem, but
also climb this desert fortress to see the last refuge of Jewish resistance
fighters. And nobody may be surprised when this story is interspersed with the
bitter experiences of a people that Nazi-Germany wanted to put an end in the
most brutal way.
The Book by Jodi Magness is certainly the only book that so impressively addresses both archeological and historical contexts and at the same the significance in Israel's collective consciousness.
Résumé en français:
Masada –
signification historique et symbole durable de la résistance
À l'horizon de
l'importance de la forteresse de Masada pour l'État actuel d'Israël,
l'archéologue Yodi Magness, de renommée internationale, poursuit les résultats
archéologiques et leurs interprétations avec la diligence d'un scientifique
critique, C’est la première mise à jour depuis le célèbre livre (1966) de
Yigael Yadin. Le dernier grand soulèvement juif après la destruction complète
de Jérusalem (70 après J.-C.) a été suivi par d'autres soulèvements, notamment
le combat de Simon Bar Kochba (132-136 après J.-C.) contre Rome. Mais Masada
reste l'événement incroyable le plus fascinant depuis qu’ Israël soit entré
dans l'horizon de l'histoire avec son immigration à Canaan 1200 avant J.-C..
Masada est mis à jour alors que les foules de touristes non seulement visitent
Jérusalem, mais aussi escaladent cette forteresse du désert pour voir le
dernier refuge des résistants juifs. Et personne ne s'étonne pas, llorsque
cette histoire est entrecoupée des expériences amères d'un peuple auquel
l'Allemagne-Nazi a voulu mettre fin de la manière la plus brutale.
Le livre de Jodi Magness est certainement le seul livre qui aborde de manière
aussi impressionnante les contextes archéologiques et historiques et en même
temps la signification dans la conscience collective d'Israël.
Resumen en español:
Masada. Significado
histórico. Símbolo duradero de resistencia
En el horizonte
de la importancia de la Fortaleza Masada para el actual estado de Israel, la
arqueóloga de renombre internacional Jodi Magness persigue los resultados
arqueológicos y sus interpretaciones con la diligencia de un científico
crítico. Es la primera puesta al día desde el famoso libro (1966) de Yigael
Yadin. El último gran levantamiento judío después de la completa destrucción de
Jerusalén (70 d.C.) fue seguido por otros levantamientos, especialmente la
lucha de Simón Bar Kochba (132-136 d.C.) contra Roma. Pero Masada sigue siendo
el evento increíble más fascinante que ha entrado en el horizonte de la
historia de Israel desde su inmigración a Canaán 1200 a.d. J.C. Masada se
actualiza a medida que las multitudes de turistas no sólo visitan Jerusalén,
sino que también suben a esta fortaleza del desierto para ver el último refugio
de los combatientes de la resistencia judía. Y nadie se sorprende cuando esta
historia se intercala con las amargas experiencias de un pueblo al que la
Alemania Nazi quería poner fin de la manera más brutal. El libro de Jodi Magness es ciertamente
el único libro que aborda de manera tan impresionante los contextos
arqueológicos e históricos, a la vez que su significación en la conciencia
colectiva de Israel.
Traducción: José María
Vigil, Ciudad de Panama
Jodi Magness (geb. 1956): Professorin an der University of North
Carolina in Chapel Hill, Präsidentin des Archaeological Institute of America
(AIA). Biblische Archäologie ist ihr Spezialgebiet.1995 leitete sie die
Ausgrabungen in Masada, ebenfalls leitet sie auch in Qumran archäologische
Forschungen.
Ihre Publikationen sind vielfach ausgezeichnet worden:
Ihre Publikationen sind vielfach ausgezeichnet worden:
- "The
Archaeology of Qumran and the Dead Sea Scrolls" (2003 - Biblical
Archaeology Society’s Award for Best Popular Book in Archaeology).
Es war zugleich das “Outstanding Academic Book for 2003” des Choice Magazine. - "The Archaeology of the Early Islamic Settlement in Palestine" (2006 - Irene Levi-Sala Book Prize)
Reinhard
Kirste
Rz-Magness-Masada, 31.05.2020
Lizenz: CC
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