Dirk Kaiser: Economic Theory in the 21st Century. T
Towards a Renewed Understanding of Money and Capital
from a System-wide Perspective
Wiesbaden: Springer [Gabler] 2020, XIII, 110 pp, illustr.--- ISBN 978-3-658-30639-7 ---
Verlagsinformation und Inhaltsverzeichnis >>>
Nach
seiner 2018 erschienenen Theorie der
Tauschverträge legt der Ökonom Dirk Kaiser, der
vielen Studentinnen und Studenten im Bereich Finance auch durch seine
betriebswirtschaftlichen Standardlehrbücher Treasury
Management und Advanced Treasury
Management bekannt sein dürfte, einer interessierten und nun auch im Blick auf die internationale Leserschaft mit der Economic
Theory wieder ein volkswirtschaftliches Buch vor. Letzteres einfach nur als
Übersetzung der Tauschverträge ins
Englische zu umschreiben, griffe jedoch deutlich zu kurz. Die Economic Theory wurde vielmehr in ihrem
inhaltlichen Kern gegenüber dem deutschen Urtext noch einmal sorgfältig
feingeschliffen und (was schwerer wiegt) in Vorwort, Zusammenfassung und
Ausblick völlig neu formuliert. Dies gibt dem gesamten Text eine frische Note
und einen völlig neuen Duktus und eröffnet ihn auch Leserkreisen, die an ökonomischen
Fragestellungen weniger aus spezifisch-akademischer Vorprägung denn aus
ethisch-sozialem Gesamtinteresse interessiert sind und auf eher
populärwissenschaftliche Weise die zentralen gesellschaftlichen Kontroversen
unserer Zeit verfolgen und zu beeinflussen suchen.
Der
Titel des Buches dürfte einen gewissen Kontrapunkt zum Kapital im 21. Jahrhundert von Thomas Piketty
darstellen. Ganz allgemein ist es ja so, dass Bücher mit dem Wörtchen Kapital im Titel (ähnlich bei Sedláček und Tanzer sowie neuerdings auch Milanovič)
aktuell wieder den Nerv der Zeit treffen. Dabei wissen diejenigen, die sich
beispielsweise einmal an den drei einschlägigen Bänden von Karl Marx abgearbeitet haben, dass dieser Begriff schon seit den Zeiten
der (neo-)klassischen Wirtschaftstheorie keineswegs eindeutig definiert ist,
sondern vielmehr eine Doppeldimension als Produktionsfaktor und als ein dessen
Anschaffung finanzierender Vertrag annimmt. Auch der gewiss nicht in dem
Verdacht einer überzogenen Kritik an der Wirtschaftstheorie stehende,
unvergessene Mark Blaug sah bereits die
sich hieraus ergebenden, „desaströsen“ Konsequenzen. Wenn aber schon dieser
Begriff ambivalent ist, wie sehr muss das dann erst für seine sprachlichen
Derivate Kapitalist und Kapitalismus gelten?
Geld
ist der zweite thematische Kristallisationspunkt des neuen Buches von Kaiser. Während für Goldmünzen und
anderes stoffwerthaltige Geld die Vorstellung von einem Geldmarkt den gesunden
Menschenverstand nicht überstrapaziert, darf man für das stoffwertlose Geld
unserer heutigen Zeit, das Fiat Money, doch schon einmal
die Frage nach der Übertragbarkeit des Gedankengangs stellen. Für andere
(zurzeit noch) freie Güter - Beispiel Luft - denkt man in Theorie und
praktischem Wirtschaftsleben in anderen Kategorien.
Zur
Entwicklung seiner Alternativkonzepte, welche mit den Schlagworten Verdopplung des Kapitalbegriffs und Alternative zum Geldmarkt nur äußerst
knapp umrissen sind, gibt Kaiser dem
ordnungspolitischen Rahmen der Ordoliberalen um Eucken eine neue, auch wirtschaftstheoretische Wertigkeit. Gerade
weil der Mensch sich als gierig erweisen kann und zu Betrug, Raub und ähnlichen
Fehlfarben fähig ist, bedarf die ökonomische Grundaktivität des Tauschs einer
umschließenden Rechtsordnung, die ihn nach dem Grundsatz Pacta sunt servanda schützt.
Insgesamt prägnant dargestellt und
originell sind seine Gedanken zu den Themenbereichen der gut gegliederten 15 Chapters
(Kapitel).
Wahrscheinlich wird sich mancher Leser bei der Lektüre des aus drei
Teilen bestehenden inhaltlichen Kerns des Büchleins allerdings schon das eine
oder andere Mal fragen, ob all diese Aussagen denn ohne Theorie und Formeln
nicht auch zu formulieren und vermitteln sind. Hier merkt man dann doch den
beruflichen Hintergrund des Verfassers als Hochschullehrer und die vermutlich
auch in der akademischen Wissenschaft zu verortenden Adressaten der Schrift.
Der
Autor Prof. Dr. Dirk Kaiser lehrt
Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Finanzmanagement, Banken und
Versicherungen an der Hochschule Bochum. Er leitete zuvor den
Beteiligungsbereich eines internationalen Touristikunternehmens und die
Mandatsbetreuung eines Kreditinstituts. Mit diesem Werk wendet er sich erneut seinem
eigentlichen akademischen Ausbildungsfach, der Volkswirtschaftslehre, zu. Die Economic Theory von Kaiser könnte sich als ein wichtiger Ideenlieferant und Impulsgeber
für die anstehenden sozioökonomischen Diskussionen und Weichenstellungen
unserer Zeit erweisen.
Weitere Rezensionen
Dirk Kaiser: Treasury Management
Betriebswirtschaftliche Grundlagen der Finanzierung und Investition
Wiesbaden: Springer [Gabler], 2. überarb. / aktualisierte Aufl., 2011, 444 S.
Verlagsinformation, Leseprobe, Inhaltsverzeichnis >>>
Treasury Management“ ist ein Lehrbuch zu den klassischen betriebswirtschaftlichen Lehrgebieten Finanzierung und Investition, das inhaltlich und methodisch neue Akzente setzt. Innenfinanzierung, Außenfinanzierung und Investivsaldo, die zentralen Zahlungsmittelströme eines Unternehmens, werden darin über das Cash Flow Statement miteinander vernetzt und durch die verschiedenen Verfahren der Wirtschaftlichkeitsrechnung (Kapitalwert, interner Zinsfuß etc.) einem ganzheitlichen Management zugänglich gemacht.
Auch Themen wie Existenzgründung, Börse, Insolvenzverfahren und die Kapitalflussrechnung nach IFRS werden ausführlich behandelt.
Die zweite Auflage geht neu auf die so genannte 'Mini-GmbH' als gründungsrelevante Rechtsform und die Europäische Aktiengesellschaft ein. Viele Übungsaufgaben, die zu praxisnahen Case Studies verbunden sind, vertiefen das Verständnis für die wirtschaftlichen Zusammenhänge.
"Zahlreiche
Rechenaufgaben, die vier fiktive Unternehmen durch die Kapitel hindurch lösen
müssen, und theoretische Einschübe, richten sich nicht nur an Studenten, sondern
auch an jung gebliebene Praktiker im Treasury."
TreasuryLog -
Informationen für Treasurer und Finanzverantwortliche, 02/2009
"Insbesondere zahlreiche Übungsaufgaben sowie Fallbeispiele und -studien,
die dem realen Wirtschaftsleben angeglichen sind, machen dieses Buch zu einer
lohnenswerten Lektüre für Studierende und Einsteiger. Für alte Treasury-Hasen
ist es ebenso ein gutes Nachschlagewerk."
Der Treasurer - Nachrichten für
die Finanzabteilung (Zweiwöchentliche Onlinezeitung aus der FINANCE-Redaktion),
13.11.2008
"'Treasury Management' ist [...] ein Lehrbuch zu den klassischen
betriebswirtschaftlichen Lehrgebieten Finanzierung und Investition, welches
inhaltlich und methodisch erfrischend neue Akzente setzt.
Als inhaltlicher USP (= Alleinstellungsmerkmal) dieser Monographie kann die gelungene Verbindung der Zahlungsstrom-Perspektive mit
der prozessbezogenen Sichtweise des finanziellen Managements gesehen werden,
welche in ihrer Gesamtheit des Treasury Management konstituiert ist.
Aus
methodischer und didaktischer Sicht überzeugt die sehr gelungene Durchmischung
von relevantem theoretischem Wissen einerseits mit praktischer
Umsetzungsorientierung andererseits."
ÖBA - Zeitschrift für das gesamte
Bank- und Börsenwesen, 09/2008
CREDIT AND CAPITAL MARKETS - KREDIT UND
KAPITAL
Redaktionsbüro c/o Universität Hohenheim (510 F)
D-70599 Stuttgart ccm@uni-hohenheim.de Tel.: +49 (0)711-4 59-2
36 36
Dirk
Kaiser: Theorie der Tauschverträge -
Geld und Vermögen im
gesamtwirtschaftlichen Gleichgewicht,
Wiesbaden: Springer-Verlag, 2018, 1. Aufl., IX, 103 S.
Auch die Robinson-Ökonomie und Planwirtschaften sind durch die beiden ökonomischen Grundaktivitäten Produktion und Konsum geprägt. Nur die Marktwirtschaft bringt den Tausch dazu. Die wirtschaftswissenschaftliche Abbildung orientiert sich bis heute stark an dem Ökonomen León Walras (1834-1910): Nachdem ein wohl informierter Auktionator zentral ein Preissystem ermittelt hat, das alle Märkte abräumt, werden die korrespondierenden reinen Gütertauschpläne in einem einzigen Zeitpunkt transaktionskostenfrei und direkt umgesetzt. Das Paradigma kann durch das Konzept des Tauschvertrages erweitert werden. Die zeitlose Logik der Marktwirtschaft wird an aktuellen Problemen lebendig: die Krisenerfahrungen der letzten Jahre ergänzten die Betrachtung der Finanzmärkte im Kontext der Finanzmarktstabilität.
Auf diesem Hintergrund wird der Inhalt dieses Buches prägnant einleitend dargestellt. Anschließend
formuliert Kaiser originelle eigene Gedanken zu den Themenbereichen der folgenden
Kapitel:
Teil I: Tauschverträge und das Walrasianische Paradigma
Teil II:
Eine tauschvertragliche Analyse privaten und staatlichen Vermögens
Teil III:
Ein externes monetäres Kalkül für den Homo oeconomicus.
Der Autor hinterfragt grundlegende
Konzepte, die auf dem Walrasianischen Paradigma beruhen und bietet mit der
Theorie der Tauschverträge eine neue Lesart sowie eine konstruktive Ergänzung
zur allgemeinen Gleichgewichtstheorie.
Geld ist eine finanzierungsvertraglich
strukturierte Ankopplungsstation für diverse zeitliche Grundtypen des Tauschs. Die synallagmatische Marktkonzeption, also die Auffassung
vom Tausch als einem gegenläufigen Geschehen, ist im Vergleich zur
walrasianischen Einzelobjektauffassung eine eventuell nicht unerhebliche
Variation. Zusammen mit dem externen monetären Kalkül könnte diese
synallagmatische Konzeption vielleicht die Möglichkeit schaffen, Geld einmal
"geldmarktlos" in das System des allgemeinen Gleichgewichts zu
integrieren.
Das Buch von Kaiser erhellt die Zusammenhänge generell
vorbildlich: es beschreibt das System der Wirtschaftswissenschaften für Makroökonomik/Geldwirtschaft/Finanzmarktökonomie. Ein
empfehlenswertes Buch für Studenten der Wirtschaftswissenschaften und für
Erkenntnisgewinne der Forschung sowie der Erkenntnisvermittlung verpflichteten
Lehre.
Der Autor, Prof. Dr. Dirk Kaiser, lehrt Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Finanzmanagement, Banken und Versicherungen an der Hochschule Bochum. Er leitete zuvor den Beteiligungsbereich eines internationalen Touristikunternehmens und die Mandatsbetreuung eines Kreditinstituts. Mit dieser Theorie der Tauschverträge wendet er sich nun auch wieder seinem akademischen Ausbildungsfach, der Volkswirtschaftslehre, zu.
Prof. Dr. Eckhard Freyer, Bonn
Redaktion: InterReligiöse Bibliothek (IRB)
Lizenz: CC
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen