Joseph Vogl:
Kapital und Ressentiment.
Eine kurze Theorie der Gegenwart
München: C.H.Beck 2021, 224 S.
--- ISBN 978-3-406-76953-5 ---
Die von dem Kulturwissenschaftler Joseph Vogl ansetzende Kapitalismuskritik mit ihrem herausfordernden programmatischen Titel ähnelt zwei Veröffentlichungen mit offensichtlich ähnlichen Intentionen:
- Thomas Piketty: Kapital und Ideologie. München: C H Beck 2020
- Bei dem Soziologen Hans Freyer:
Theorie des gegenwärtigen Zeitalters
Stuttgart: DVA 1967, 6. Aufl.
steht imteressanterweise die Abwendung vom Optimismus seiner Schrift Revolution von rechts (1931) im Mittelpunkt. Er betreibt eine skeptische Analyse der modernen Welt mit ihren mächtigen Apparaturen. Auf Max Weber basierend, meinte Freyer, dass Säkularisierung und Rationalisierung die Zukunft bestimmen würden.
Zur Orientierung
Joseph Vogl ist seit 2006 Inhaber des Lehrstuhls für Neuere deutsche Literatur und Kulturwissenschaft in Verbindung mit Medien an der Humboldt-Universität zu Berlin. Der Germanist, Philosoph und Historiker befasst sich vor allem mit der Geschichte und Theorie des Wissens, insbesondere der Geschichte von Gefahren in der Neuzeit. Er gehört seit seinem Bestseller
"Das Gespenst des Kapitals" (Zürich: diaphanes 2010, 3. Aufl., 224 S.) zu den interessantesten Wortführern einer neuen Generation von Kapitalismuskritikern.
Drei Gesichtspunkte sind hier wesentlich:
Erstens: Der Internet- und Plattformkapitalismus der Gegenwart (von Amazon bis Google) ist die jüngste Metamorphose eines Finanzregimes, das sich in den siebziger Jahren des
20. Jahrhunderts entwickelt und die Bewirtschaftung von Informationen als attraktive Quelle der Wertschöpfung erkannt hat.
Zweitens: Diese Fusion von Finanzökonomie und Kommunikationstechnologien etabliert neue Paradigmen der Macht, deren Resultat fragmentierte Öffentlichkeiten, gesellschaftliche Schismen und Demokratieverlust sind.
Drittens: Affektökonomien mit dem Treibstoff des Ressentiments stabilisieren die Dominanz dieses neuen Plattformkapitalismus auf Kosten des Gemeinwohls.
Zum vorliegenden Buch
Der Autor beginnt seine
„..kurze Theorie der Gegenwart“ im 1. Kapitel:
Monetative Gewalt
bzw. die Efficient Market Hypothesis als akademische Basis in der Praxis für
Black-Rock, usw., sowie die Folgen für
Einkommen und Vermögen und die „Hypertrophie des Finanzkapitalismus“ nach 2008.
Das 2. Kapitel: Informationsstandard – zur Episteme der Finanzökonomie
(S. 34 ff.) und
3. Kapitel: Plattformen
beschreiben die Perspektiven der Plattformökonomie.
Im 4. Kapitel: Kontrollmacht skizziert er (S. 110 ff.) das Facebook-Libra/Diem-Projekt
sowie weitere Clouds: „Geld, Macht und Einfluss konzentrieren sich immer
stärker in den Händen weniger Internet- und Finanzkonzerne" denn sie unterlaufen die
Demokratie", warnt Vogl. Die globalen Finanzmärkte sind in den vergangenen
Jahrzehnten geradezu explodiert. Inzwischen ist die Summe der Geldanlagen, die
dort pro Jahr investiert werden, etwa dreimal so hoch wie die aller anderen
Umsätze weltweit. Gleichzeitig übersteigen Privatvermögen die Einnahmen
öffentlicher Haushalte um ein Vielfaches. So beträgt das private Vermögen der
Europäerinnen und Europäer seit der Jahrtausendwende das Vier- bis Sechsfache dessen,
was die Gesellschaften des Kontinents im Jahr erwirtschaften.“
Erforderlich wäre näher auf
die Fundamente der von Algorithmen und Künstlicher Intelligenz (KI) einzugehen; vgl dazu u.a.:
- Katharina Zweig: Ein Algorithmus hat kein Taktgefühl. Wo Künstliche Intelligenz sich irrt, warum uns das betrifft und was wir dagegen tun können. München: Heyne, 2019, 320 S.0 Euro
- Armin Nassehi: „Theorie der digitalen Gesellschaft“. München: C.H.Beck 2019, 352 S.
In Kapitel 5 Spiele der Wahrheit steht die
Finanzmarktkrise im Mittelpunkt. Diese wird zunächst als Chance für die
Wirtschaftswissenschaften beschrieben: Immer wieder konnten wirtschaftliche
Krisen in der Vergangenheit vom vorherrschenden Paradigma nicht ausreichend
beschrieben werden. Die Herrschaft der Finanzmärkte über die neuen Netzgiganten bis
hin zur dynamisierten Meinungsindustrie breitet sich nun erheblich aus.
Im digitalen Zeitalter sind ganz neue
unternehmerische Machtformen entstanden, die unser vertrautes politisches
Universum mit einer eigenen Bewertungslogik überschreiben und über nationale
Grenzen hinweg immer massiver in die Entscheidungsprozesse von Regierungen,
Gesellschaften und Volkswirtschaften eingreifen. In einem Exkurs zu diesem Kapitel schildert der Autor, wie Fabel und Finanz gleichermaßen als Grundlagen
der Ökonomie sichtbar werden.
Vgl. als Beispiel die Bienenfabel von Bernard Mandeville (1670-1733):
Philipp Bender: Junge Wissenschaft im öffentlichen Recht, 18.11.2014)
Das 6. Kapitel: Die List der ressentimentalen Vernunft bringt diese kommentirenden Begrifflichkeiten - elegant formuliert - zur Sprache. Sie basiert auf der Kapitalismuskritik der Frankfurter Schule. Dazu werden die Adorno-Vorlesungen skizziert. Belegt wird dies durch entsprechende Literatur mit Bezug auf Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie, eines der Hauptwerke von Karl Marx als Kritik der kapitalistischen Gesellschaft mit Wirkungen in der Geschichte des 20. Jahrhunderts (vgl. Literaturverzeichnis u.a. S. 207 ff).
Philosophen begeben sich
in aller Regel nur ungern in die Niederungen der Ökonomie, doch gelegentlich
müssen sie das tun. Vogls Rat an die Wirtschaftswissenschaft:
Sie sollte ein höheres Bewusstsein für unerwartete Dynamiken entwickeln. Die
ökonomische Wissenschaft, die sich im 18. Jahrhundert formierte und aus der
Moralphilosophie hervorging, ist „ ... eine Wissenschaft, die sich mit
sozialen Prozessen beschäftigt, die sich auch mit der Geschichte dieser
Prozesse auseinandersetzt, und die vor allem Sozialverhalten interpretiert,
dass diese Wissenschaft sich in bestimmten Bereichen als Naturwissenschaft
begreift: also an einem System des allgemeinen Gleichgewichts, das nach der
Gravitationslogik des Universums funktioniere."
Doch
in Vogls Literaturverzeichnis fehlen relevante Werke der Ökonomie: eine einfache Publikation kann weiterhelfen, wie sie die Bundeszentrale für politischen Bildung (bpb) herausgebracht hat:
Finanzwirtschaft - https://ichsagmal.com/2021/03/18/bpbsalon-finanzwirtschaft-wie-alles-zusammenhaengt/
Bei aller Bescheidenheit liefert die Wirtschaftswissenschaft auf grundlegende Fragen nur vorläufige, aber überraschende Antworten. Die Reformvorschläge, nach 2008 debattiert befassen sich u.a. mit dem Trennbankensystem oder die weltweit höhere Besteuerung von Kapitalerträgen und Transaktionssteuern, usw.
Doch in den
Wirtschaftswissenschaften hat die
Finanzkrise nur langsam Eingang gefunden. Der Mainstream, der die
Wirtschaftspolitik über Dekaden prägte und zum Entstehen der Krise beitrugen, ist
in vielfältiger Weise herausgefordert.
Es sei hier besonders an die Kritik des US-Ökonoms Robert Shiller an
der Markteffizienzhypothese und zur Theorie der nichtkeynesianischen
Effekte der Fiskalpolitik erinnert. Bisher gilt das Streben der
Wirtschaftswissenschaftler nach der theoretisch besten aller Lösungen, um das gehaltvollste Modell der
Sozialwissenschaften zu entwickeln (ein elegantes, mathematisches allgemeines
Gleichgewichtsmodell). Es ist empirisch gehaltvoll – nicht weil es die Realität
so gut erfasst. Das können Modelle nie, denn sie sollen von der Realität
abstrahieren.
Vgl. dazu den Kronberger Kreis, ein Zusammenschluss von Wirtschafts- und Rechtswissenschaftlern. Als dezidiert ordnungspolitisch
ausgerichtete Institution seit seiner Gründung wirkj dieser Kreis u.a. in vielen Schriften auf den Markt
ein. Mit der Deregulierung
der Finanzmärkte hat er sich jedoch nicht auseinandergesetzt.
Ein Aufsatz des amerikanischen Wirtschaftswuissenschaftlers Eugene Fama
[Vgl. Eugene Fama,
Efficient Capital Markets: A Review of Theory and Empirical Work,
in: Journal
of Finance, 25 (1970), S. 383–417]
brachte das Mantra der effizienten Finanzmärkte verstärkt ins Spiel: die immer und in Echtzeit alle
für die Bewertung von Finanzprodukten relevanten verfügbaren Informationen
effizient zu verarbeiten. Effiziente Finanzmärkte machen aus dieser Sicht keine
Fehler. Wenn Probleme auftreten, müssen sie woanders herkommen. Angesichts der
Überhöhung der Finanzmärkte und der Marktkräfte kommt die Gegenbewegung
ebenfalls extrem daher; und die Marktwirtschaft wird in ein schlechtes Licht gerückt.
Berechtigte Kritik am ökonomischen Denkansatz und dem Verhaltensmodell des homo
oeconomicus - rührt an den Grundfesten der Wirtschaftswissenschaften, als
Ausgangspunkt für die Ableitung der Markteffizienz.
Besonders die Spieltheorie,
habe die Menschen dazu gebracht, in Erwartung opportunistischen Verhaltens
ihrer Mitmenschen selbst ihre Möglichkeiten zu entsprechendem Verhalten zu
nutzen. Ökonomen indoktrinierten die Menschen und machten sie zu selbstsüchtigen,
verdorbenen Wesen: "(…) wie kann man auf Dauer ohne seelische
Beschädigungen in einer Gesellschaft bleiben, die von jedem Menschen annimmt,
er sei vernünftig, wenn er aus Eigennutz handelt?" Auch Gary Beckers Pionierarbeiten zur
Ökonomik der Familie wurde als ökonomischer Imperialismus beschimpft. Denn das
ökonomische Verhaltensmodell drang in andere Bereiche der Sozialwissenschaften
ein.
In der Soziologie und der Politikwissenschaft ist dieser Ansatz etwa als
Rational-Choice-Modell bekannt.
Gilt es nun wiederum, die Ökonomie zu einer geistes- und
sozialwissenschaftlich orientierten Wissenschaft entwickeln? Der Wohlstand der
Nationen - An Inquiry into the Nature and Causes of
the Wealth of Nations - das 1776 erschienene Hauptwerk des schottischen Ökonomen Adam Smith gilt als Kontrapunkt zum bis dahin
wirtschaftspolitisch vorherrschenden Merkantilismus, wie er von den
europäischen Großmächten praktiziert wurde. Es gilt als das grundlegende
Werk der Wirtschaftswissenschaft, die sich in der
Folgezeit als eigenständige Wissenschaftsdisziplin etablierte und damit den Wirtschaftsliberalismus beschreibt.
Nun muss jedoch festgehalten werden: Heutzutage werden immer mehr Einkünfte
mit Geldanlagen erzielt, während der Ertrag von Lohnarbeit abnimmt. Das führt zu
einer „Spreizung von niederen und hohen Einkommen. Denn wer gute Einnahmen
erwirtschaften will, braucht Kapital, das sich vermehren lässt."
Vgl.: Wie man Hass zu Geld macht (Beitrag von Simone Miller zu Joseph Vogl
(Deutschlandfunk Kultur, 14.03.2021)
Die Europäische Zentralbank (EZB / ECB) hat nicht nur die Zinsen im
Euro-Raum auf ein historisches Rekordtief gesenkt, sondern seit 2015 auch für
rund vier Billionen Euro Wertpapiere gekauft. Kritiker werfen ihr vor, dass ihre Politik vor allem den
Reichen nütze – und so die Ungleichheit in der Gesellschaft verstärke. Doch die ECB-empirische Studie belegt „Die
Lockerung der Geldpolitik scheint die wirtschaftliche Ungleichheit in den
letzten Jahren insgesamt gedämpft zu haben“. Die Verteilungseffekte der Niedrigzinsen
und der Anleihekäufe wurden hinsichtlich regelmäßiger Einkünfte und
Vermögen untersucht. Der wichtigste direkte Effekt ist der auf die Nettozinseinkünfte der
Haushalte, also der Saldo aus dem, was diese für Ersparnisse bekommen und für
Kredite aufwenden.
Denn „Wachstum ist eine Flut, die alle Boote anhebt,“ so der US-Ökonom Robert M. Solow. Gemäß der Kuznets-Kurve liegt es in der Natur des
Kapitalismus, dass die Ungleichheit zu Beginn zunimmt, dann im
fortgeschrittenen Stadium, in Form einer Glocke, wieder abnimmt.
Da das derzeitige Konsummodell kommenden Generationen Ressourcen wegnehmen kann, die sie für die Zukunft brauchen, wollen mehr und mehr Menschen ihr Geld investieren – aber nicht auf Kosten der Umwelt. Stattdessen wollen sie nachhaltig anlegen, dabei grüne, klimagerechte oder soziale Ziele verfolgen und vielleicht sogar eine höhere Rendite erwirtschaften. Aus diesem Grund finden derzeit massive Kapitalumschichtungen in entsprechend nachhaltige Anlageformen statt. Was ist von dieser neuen finanziellen „Achtsamkeit“ zu halten? Welche Folgen hat das für den Finanzsektor und die Aufgabe von Zentralbanken? Welche Rolle können und sollen Banken, Finanzmärkte und Geldpolitik im Kampf gegen den Klimawandel spielen? Wie lässt sich Geld verantwortungsbewusst anlegen? Leider finden jedoch ethisch-nachhaltige Investments keine Berücksichtigung bei Vogl.
Vgl.: Nachhaltige Investments. Was die Finanzindustrie im Kampf gegen den Klimawandel bewirken kann:
(Magdalena Neubig in Deutschlandfunk, 03.02.2021)
Insgesamt gilt zu bedenken: Anders Wirtschaften – genossenschaftliche
Selbsthilfe - freiwillige und offene Mitgliedschaft, d.h. demokratische Kontrolle
(eine Person, eine Stimme), gleichwertige ökonomische Partizipation der
Mitglieder, Autonomie und Unabhängigkeit, Bildung, Fortbildung und Information,
Kooperation innerhalb der Genossenschaftsbewegung und Gemeinwohlorientierung, das muss die Zielrichtung sein.
Quelle: International Co-operative
Alliance, What is a co-operative, o. D.:
http://ica.coop/en/what-co-operative
Weiterhin bemerkenswert sind hier die historischen
Kapitalismus-Kontexte :
--- https://www.bpb.de/apuz/211037/kapitalismus-und-alternativen
--- https://www.bpb.de/apuz/211039/vom-anfang-und-ende-des-kapitalismus-essay
--- https://www.bpb.de/apuz/211043/kapitalismus-und-kapitalismuskritik-aus-ordoliberaler-perspektive
Der amerikanische Erziehungswissenschaftler Robert M. Lucas meinte: „Von allen Tendenzen, die sich
negativ auf eine vernünftige Wirtschaftslehre auswirken, ist die Fokussierung
auf Verteilungsfragen am verführerischsten, meiner Meinung nach aber auch am
nachteiligsten.“
Dazu der Philosoph Friedrich von Hayek: „Der Weg zur Knechtschaft“ von
1944: „... soziale Gerechtigkeit eine
gefährliche Illusion“.
Aktuell dazu:
- The Trilateral Commission (ed.): A New Spirit of Capitalism
Toward More Sustainable and Inclusive Economies
London: Hurst 2022, 248 pp. --- ISBN 9781787387942
>>> Trilateral Commission - Homepage
>>> Mehr zum Think Tank "Trilateral Commission" (wikipedia.en)
Thematisch Weiterführendes von Thomas Piketty:
- Facundo Alvaredo, Lucas Chancel,
Thomas Piketty,
Emmanuel Saez und Gabriel Zucman (Hg.):
„Die weltweite Ungleichheit.
Der World Inequality Report“
München: C.H.Beck 2018, 457 S. - Thomas Piketty: Kapital und Ideologie
Aus dem Französischen von André Hansen, Enrico Heinemann,
Stefan Lorenzer,
Ursel Schäfer und Nastasja S. Dresler. München: Beck 2020 - ders.: Ökonomie derUngleichheit. Eine Einführung
(übersetzt von Stefan Lorenzer) München: C. H. Beck 2016 - ders.: Die Schlacht um den Euro. Interventionen
Übersetzt von Stefan Lorenzer), Beck, München 2015 - Das Kapital im 21. Jahrhundert (übersetzt von Ilse Utz und
Stefan Lorenzer).
München: C.H., Beck 2014
Es ist offensichtlich: Piketty hat viele der zugrunde liegenden historischen Daten unvollständig interpoliert. Die COVID-19-Krise verschärft nun die Ungleichheiten in mehrfacher Hinsicht.
In sechs Monaten konnten 643 amerikanischen Milliardäre ihr Vermögen um fast ein Drittel - 845 Milliarden US-Dollar - erhöhen.
Gleichzeitig haben 30 Millionen Menschen in den USA nicht genug zu essen. Das deutsche Grundgesetz sichert das Privateigentum und betont: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“
Dem hält der US-Ökonom Jeremy Rifkin entgegen: Die technologische
Entwicklung führt zum Absterben des Kapitalismus - durch schrumpfende Produktionskosten für jede
weitere Ausbringungseinheit, d.h. durch die Maßeinheit, in der eine erbrachte Leistung gebucht wird. Durch dieses Verfahren entsteht durch eine "Dritte Industrielle
Revolution", besonders in den Bereichen Kommunikation, Energie, Logistik
sowie 3D-Druck. Das "Internet der Dinge" bewirkt die Steigerung der Produktivität und führt zu einem Wettlauf hin zur optimalen Effizienz und dem Höchststand der Produktivität. So können die Kosten für die Produktion zusätzlicher Einheiten von
Gütern und Dienstleistungen, abgesehen von den anfänglichen Investitions- und
den Fixkosten, fast eliminiert werden. Doch wenn Güter und Dienstleistungen
"damit praktisch umsonst sind, verliert das kapitalistische System seinen
Einfluss auf die Knappheit und damit die Fähigkeit, von der Abhängigkeit eines
anderen zu profitieren" ... "die Profite trocknen aus, der Austausch von
Eigentum auf den Märkten kommt zum Erliegen, und das kapitalistische System
geht ein".
Jeremy Rifkin,
Die Null-Grenzkosten-Gesellschaft. Das Internet der Dinge, kollaboratives
Gemeingut
und der Rückzug des Kapitalismus, Frankfurt/M. 2014.
Resümee: Vogl hat einen fundierten, lesenswerten Beitrag mit interessanten Einsichten zum kapitalistischen System sowie wichtige Warnungen vorgelegt, weil überbordendes Gewinnstreben an den ethischen Grundfesten einer demokratischen Gesellschaft rüttelt und das Wohl der Allgemeinheit zugunsten weniger Gruppen auf der Strecke bleibt.
Prof. Dr. Eckhard Freyer, Bonn
Redaktion: InterReligiöse Bibliothek (IRB)
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