Franz Mauelshagen:
Geschichte des Klimas.
Von der Steinzeit bis zur Gegenwart
München:
C.H. Beck
2023,
128 S., 12 Graphiken
--- 978-3-406-79148-2 ---
>>> Inhaltsverzeichnis
und
Leseprobe >>>
Die
riesigen Sommer-Waldbrände 2023 in Kanada werden vom Klimawandel befeuert. doch das Ausmaß der
Beschleunigung hatte niemand erwartet:
Die
Luft bis nach New York war im
Mai-Juni 23 voll beißendem Gas, Ruß und toxischen Partikeln
erfüllt.
Bisher sind mehr als 350 Millionen Tonnen Kohlenstoff in Form von
Kohlendioxid buchstäblich in Luft aufgegangen - doppelt so viel wie
im Rekordjahr 2014, und Österreich in 17 Jahren insgesamt
emittiert. Die Klimakatastrophe nährt sich selbst
an
Kanadas Wäldern; und der KImawandel wirkt als zusätzlicher Brandbeschleuniger!
- Studie der World Weather Attribution Initiative (WWA) --- 28.07.2023
- ANHALTENDE FEUERKATASTROPHE: Das Klimamonster nährt sich an Kanadas Wäldern (Joachim Müller-Jung, FAZ online, 24.08.2023)
Der
Autor Franz
Mauelshagen lehrt Geschichte an der Universität Bielefeld und ist
ein international ausgewiesener Klimahistoriker. Die thematische
Gewichtung wird bereits auf dem Buch-Cover angekündigt:
"Die
Geschichte der Zivilisationen ist unauflöslich mit dem Klima auf
unserer Erde und seinen Schwankungen verwoben. Das gilt nicht erst
seit der Industrialisierung, seit also die Menschheit den Wandel des
Klimas selbst beeinflusst. Schon der Erfolg agrarischer
Gesellschaften hing von klimatischen Veränderungen ab und der Art
und Weise, wie sich die Menschen daran anpassten. Auf dem neuesten
Stand der Forschung schildert Franz Mauelshagen die großen
Klimaschwankungen und ihre Bedeutung für den Gang der Geschichte,
von der Steinzeit über das Römische Klimaoptimum, das «warme
Mittelalter» und die Kleine Eiszeit zu Beginn der Neuzeit bis hin
zur Globalen Erwärmung.“
Zum Inhalt
Die
wesentlichen Themen
werden in den folgenden Kapiteln dargestellt:
Kap. 1. Die Einleitung
führt unmittelbar zum
Kap. 2 Klima und Landwirtschaft bis ins späte
Holozän, S. 11ff.
Kap
3 beschreibt
„ Zwei Jahrtausende bis zur Industrialisierung“, S. 28ff.
Allgemein
handelte
es sich eher
um
kühle
und unstete Klimabedingungen vor allem in Europa im Zeitraum von
400–900.
Starke
Anzeichen für Dürren in asiatischen Steppengebieten scheinen
eine Ursache für die Migration von den
als
„Hunnen“
bezeichneten nomadischen Gruppen zu
sein,
die
daraufhin in
Richtung Westen gezogen.
Kap,
4. eruiert
den „Einfluss
der Landwirtschaft auf das Klima“ S. 62ff.
Kap.
5 "Anthropogener Klimawandel“, S.
84ff, ist deshalb besonders lesenswert,
weil
dort
sogar
der
Zusammenhang von Klimaveränderung,
„Arabischem
Frühling“ sowie der
Aufstand
gegen den
syrischen Präsidenten Baschar al-Assad
angesprochen
wird, S.
91.
Bei
der Veränderung der Blickrichtung in diesem Kapitel sehen dann die
Lesenden, wie gravierend
sich
das
Abschmelzen der Gletscher, nicht
nur
mit Folgen für die
Meere
auswirkt,
S. 91f (vgl. dazu Abb. 10).
Da
werden kumulative
CO2-Emissionen ausgewählter Länder sichtbar,
und zwar
USA und China; danach folgen
Russland,
Brasilien, Indonesien und Deutschland.
Kap. 6 Der „Schluss“
fasst diese
Erkenntnisse
prägnant
zusammen.
Die interessante Zeittafel S. 118 f. sowie
Erläuterungen zu den eigens erstellten Graphiken S. 120f. Sind
eine weitere Bereicherung im Kontext der
sorgfältig
ausgewählten
Literatur, S. 122 ff.
Als kompaktes Taschenbuch ist das Buch für viele Zielgruppen empfehlenswert, die sich mit dem Thema beschäftigen. Es sei daran erinnert, dass die wirtschaftlichen Aspekte des Klimawandels neben anderen der britische Ökonom Nicholas Stern bereits 2006 im Stern-Report zusammenfasste. Auch gegen Leugner des wissenschaftlichen Konsenses zur globalen Erwärmung oder ihres antropogenen Ursprungs sind die Argumente von Mauelshagen ausgesprochen hilfreich. Denn wenn wir betrachten, wie wir Menschen unsere Umwelt ausbeuten, dann kann man nur zu dem Schluss kommen: Wir alle leben über unsere Verhältnisse - und wollen es nicht einmal merken.
noch einige wahrhaft beunruhigende Blicke im Horizont der Klimaveränderungen
mit den oft kaum vorhersehbaren Folgen des Wetters vor Ort:
1. Die prognostizierte Verschiebung der Klimazonen nach dem
„Worst Case-Szenario“ des IPCC bis 2100?
2. Meteorologische Berechnungen und Klimamodelle
EXTREMWETTER DURCH KLIMAWANDEL -- Mehr Hitzewellen, Starkregen und Stürme (24.03.2023), daraus zitiert:
"Der
Deutsche Wetterdienst (DWD) rechnet für die Zukunft mit mehr
Stürmen, extremen Regenfällen und Hitzewellenaufgrund
der Klimaerwärmung -
also mehr extremen Wetterlagen. Zwar ist es schwierig, einen
Zusammenhang zwischen einem einzelnen, per Definition extremen,
Ereignis und dem Klima herzustellen. Aber die beobachtete Häufung
solcher Ereignisse kann inzwischen als Indiz dafür gewertet werden,
dass die Annahme vieler Klimaforscher stimmt: Extremwetter nimmt mit
steigenden Temperaturen zu.
Der statistische
Nachweis ist zwar nicht ganz einfach, da kurze Beobachtungszeiträume,
die natürliche Klima-Variabilität sowie die flächendeckende
Erfassung kleinräumiger Ereignisse - zum Beispiel Starkregen oder
Gewitter - schwierig sind. Aber seit einigen Jahren kommen
Wissenschaftler dem Zusammenhang zwischen dem Extremwetter und dem
Klimawandel mithilfe von verfeinerten Klimamodellen und schnelleren
Computern immer öfter auf die Spur: Das
20. Jahrhundert brachte den Geowissenchaften einen
Zustrom neuer Erkenntnisse, von denen auch die Paläoklimatologie
profitierte, die nunmehr über eine zunehmend breitere und
zuverlässigere Basis verfügte. Zu einem Meilenstein der Eiszeit-
und Quartärforschung wurde
das in den Jahren 1901 bis 1909 von Albrecht
Penck und Eduard
Brücknerherausgegebene
dreibändige Standardwerk Die
Alpen im Eiszeitalter. Ein
Pionier der Paläoklimatologie war
der Meteorologeund Polarforscher Alfred
Wegener (1880–1930),
der als Begründer der erst in den 1960er Jahren
rezipierten Kontinentalverschiebungstheorie auch
als Geowissenschaftler postumeAnerkennung
fand. Um seine These zu stützen, wonach die gegenwärtige Anordnung
der Kontinente nur eine geologische Momentaufnahme darstellt,
sammelte Wegener eine Vielzahl von „Klimazeugen“, die belegen
sollten, dass die großen Landmassen in früheren geologischen
Perioden fernab ihrer heutigen Position lagen und wahrscheinlich
Teile des einstigen Urkontinents Pangaea waren.
Unter anderem verwies er auf die unter warmzeitlichen Bedingungen
entstandenen Kohlevorkommen in der Antarktis,
auf die Fossilfunde subtropischer Baumarten auf Spitzbergen oder
auf die Entdeckung, dass die Sahara im
späten Ordoviziumzum
Teil von Gletschern bedeckt war. Als Vater der modernen, systematisch
betriebenen Paläoklimatologie gilt Martin
Schwarzbach (1907–2003).
Sein Lehrbuch Das
Klima der Vorzeit(Erstauflage
1950) wurde über einen Zeitraum von vier Jahrzehnten immer wieder
aktualisiert und überarbeitet. Als Vertreter des
klassischen Aktualismus berücksichtigte
Schwarzbach die vielfältigen neuen Ansätze der Paläoklimatologie
und ihre rasche Entwicklung zu einer breit gefächerten
interdisziplinären Wissenschaft jedoch nur am Rande.
Seit
Ende des 20. Jahrhunderts sind
zunehmend paläoklimatologische Rekonstruktionen
erstellt worden, die einen genaueren Aufschluss des Klima in der Zeit
geben.[9] Die
Untersuchung der Rolle von Klimaschwankungen in Zusammenhang mit dem
Ende des römischen Reiches hat in den letzten Jahren einen
Aufschwung genommen, wobei Arbeiten aus dem naturwissenschaftlichen
Bereich die geschichtswissenschaftlichen klar überwiegen.
Die
in den letzten Jahrzehnten erzielten Fortschritte bei
der radiometrischen
Datierung führten
zu einer erheblichen Zunahme der Messgenauigkeit und damit zu einer
teilweisen Neubewertung geologischer, geophysikalischer und
biologischer Ereignisse. Mithilfe moderner Datierungsmethoden wurde
es möglich, Klimaschwankungen oder Massenaussterben zeitlich genauer
einzugrenzen und zunehmend detaillierter zu rekonstruieren.
Dass
das Klimaproblem in Zusammenhang mit menschlichen Handeln steht,
wurden seit den 1970er Jahren auch sozialwissenschaftliche
Aspekte des Klimawandelsuntersucht.
Stephen
Schneider wies
1983 darauf hin, dass die Basis des CO2-Problems
(der steigenden Emissionen) ein sozialwissenschaftliches Thema sei.
So hänge das Ausmaß zukünftiger CO2-Emissionen
maßgeblich vom menschlichen Verhalten ab, und zwar u. a. in
Bezug auf Bevölkerungszahl (Fortpflanzungsverhalten),
Pro-Kopf-Konsum fossiler Energien oder Entwaldung und
Wiederaufforstung. Im März 2023 erschien der Synthesebericht
des sechsten
Sachstandberichts des IPCC" (s.o.).
Prof. Dr. Eckhard Freyer, Bonn
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen