Donnerstag, 12. Januar 2012

Wie Don Camillo und Peppone - christlich-islamische Kulturenbegegnung

Birand Bingül:
Der Hodscha und die Piepenkötter.

Hamburg: Rowohlt Polaris 2011, 315 S.
                                  ISBN 13-978-3862520152
 

Zum Inhalt:
Soeben in einer mittelgroßen deutschen ereignislosen Stadt eingetroffen, fordert der Imam Nuri Hodscha den Bau einer großen Moschee. Das in der Endphase eines Kommunalwahlkampfes! Ein Stich ins Wespennest. Die um ihre Wiederwahl kämpfende Oberbürgermeisterin Ursula Piepenkötter muss Position beziehen.

Der aus der Türkei strafversetzte Nuri Hodscha, im Geheimen ein Bruce Springsteen Fan, ist ein Schlitzohr ohnegleichen. Ob Kuhhandel oder Erpressung, ihm sind alle Mittel recht. Seine Gegenspielerin ist Spitze im Tricksen, Tarnen und Täuschen. Ein Hauen und Stechen mit Happyend. Am Schluss retten muslimische Wähler die Konservative.
  
Die Problemfelder der Kulturenbegegung

In den Erzählstrang sind viele deutsch-türkische Konfliktfelder eingeflochten: Islamophobie, Intrigen in der Partei- und Kommunalpolitik, Opferhaltung der Muslime, Kopftuch, Schwimmunterricht für Mädchen, die Frau im Islam, Konflikte in und zwischen den Moscheevereinen, Islamismus. Jeweils auf den Punkt gebracht, nie oberflächlich. Don Camillo und Peppone auf Türkisch, einschließlich der Gespräche des Nuri Hodschas mit seinem Gott (Allah). Der Roman reiht sich ein in die literarischen und filmischen Komödien zum Aufeinanderprallen von Kulturen.

Fortsetzung ist angedeutet. Der Imam und die Oberbürgermeisterin kommen sich näher. Das Buch schließt mit den Worten Allahs: “Leider kann ich nicht umhin zu sagen, dass ich das eine oder andere Unheil auf ihn [Nuri Hodscha] zukommen sehe – wovon jedes einzelne verhindern wird, dass ich mich langweile.“

Zum Autor:
Birand Bingül, geboren 1974 im Kreis Soest, arbeitet im WDR; ist Autor, Herausgeber und Filmemacher. „Deutschtürken, kämpft selbst für eure Integration“, titelte er im Januar 2007 einen Beitrag in der ZEIT (ZEIT online, 28.01.2007: http://www.zeit.de/2007/05/Titel-Binguel-deutsch-05).
Davon erzählt sein Roman unterhaltsam und ironisch distanziert.

Johannes Horstmann

Dr. Johannes Horstmann, Hagen
Ehemals Studienleiter an der Katholischen Akademie Schwerte

Samstag, 7. Januar 2012

Mohammed Arkoun - für ein erneuertes Verständnis des Islam

Der im September 2010 verstorbene Islamwissenschaftler Mohamed Arkoun gehört zu den großen modernern Kritikern für eine erneuerte Islamwissenschaft auf der Basis der Vernunft. 

Die Islamwissenschaftlerin Ursula Günther hat mit ihrer Dissertation auf die Notwendigkeit der Auseinandersetzung der deutschen orienatlistik mit Arkouns Thesen aufmerksam gemacht:
Mohamed Arkoun - Ein moderner Kritiker der islamischen Vernunft.

Im Internet-Portal Babelmed (02.01.2012) beschreibt Yassin Temlali die "doppelte Kritik" von M. Arkoun im Dienste einer erneuerten Islamologie, besonders die Tatsache, dass Arkoun eine Rehabilitation der Heterodoxien im Islam vorgenommen hat:

In Deutsch erschien:
Der Islam. Annäherung an eine Religion.
Heidelberg: Palmyra 1999
Französisches Original: Ouvertures sur l'Islam. Paris: Grancher 1989