Dienstag, 16. Juli 2013

Den Islam spielend lernen?



Jinan Rashid (Hg.): The Top 5 For Life.
Das Sinnspiel, das Spaß macht.
Leipzig: Cube & Orbit 2011. Kommunikations-Spiel zum Islam mit Spielbrett, Aktions- und Bildkarten. 
Für Kinder ab 6 Jahren – mit aktuell bis zu 10 Spielversionen --- Preis: 29,90 € ---

In diesem Brettspielspiel (mit Karten) einer offensichtlich jüngeren muslimischen Autorin werden den TeilnehmerInnen in leicht fassbarer Weise die Hauptthemen des Islam nahegebracht: Die Fünf Säulen (= The Top 5): Glaubensbekenntnis, Ritualgebet, Fasten im Ramadan, Wallfahrt nach Mekka, Sozialabgabe. Das Verständnis dieser Säulen wird durch die islamisch-monotheistische Gottessicht und die Bedeutung des Propheten Mohammed erweitert, und zwar mit dem Ziel, eine gewisse Lebensorientierung zu ermöglichen.


Dem Spiel sind mehrere Anleitungen beigefügt, die einiges über die Variationsmöglichkeiten für verschiedene Altersgruppen aussagen, allerdings sind die inhaltlichen Informationen über den Islam im Zusammenhang der Spielkarten eher sparsam ausgefallen.
Die Vorzüge
Das Spiel "Top 5 for Life" ist damit grundsätzlich nach einer guten Idee entwickelt: ein Spiel, bei dem man auf vielfältige Art und Weise über eine Religion ins Gespräch kommen kann. Besonders gelungen ist die Vielfalt an Möglichkeiten, die das Spiel bietet: es kann in allen Altersklassen, allein, sowie in kleinen und in großen Gruppen gespielt werden. Diese Variabilität ist ein sehr großer Pluspunkt. Natürlich lässt sich das Spiel auch allein spielen. Alles könne sich so ein Bild, über zentralen Inhalte des Islam verschaffen.
Probleme:
Pädagogisches: Was die kindgerechte Vermittlung der Inhalte betrifft, stockt leider stockt gerade in den Spielvarianten für Kinder und Jugendliche die Spieldynamik erheblich. Ein Kind soll eine Bildkarte zuordnen und die anderen Kinder entscheiden, ob die Erklärung einen Punkt wert ist. Die Tatsache dass Kinder entscheiden sollen, ob das Gegenüber gewinnt oder verliert gestaltet sich unseres Erachtens schnell zum Problem, weil dadurch die Beurteilung eines Anderen in den Vordergrund tritt.
Eine weitere Schwierigkeit besteht in der Zuordnung zu den Oberbegriffen, weil durch die Mehrfachmöglichkeiten die Eindeutigkeit verloren geht und dadurch Unklarheiten über Bild- und Inhaltszuordnungen aufkommen. Das kann eine Chance sein, kann aber ebenso Verwirrung stiften, weil man im Spiel normalerweise eindeutige Zuordnungen erwartet.
Mediale Darstellung: Sie betrifft überwiegend die Optik und die Beschaffenheit des Spiels an sich. Sowohl die Bilder auf dem Spielbrett, als auch die der Karten sind teilweise stark verpixelt und auch in ihrer Gestaltung uneinheitlich (Comic, Foto, etc.). Das wirkt nicht sehr ansprechend. So sollte auch das Spielbrett von der grafischen Gestaltung einheitlicher sein, z.B. nur Zeichnungen oder nur Fotos. Insgesamt wäre ein besser Qualität wünschenswert.
Der Preis: Das Preis- Leistungsverhältnis ist nicht ausgewogen. Auch wenn die Herstellung eines solchen Spieles allein vom Material her nicht billig ist, darf man dennoch erwarten, dass bei einem Preis von fast 30 € die technische Qualität insgesamt besser ist.
Fazit:
Die Grundidee stimmt und sollte methodisch weiter ausgebaut werden. Als Gesamteindruck neben den unbestreitbaren Vorzügen bliebt, dass „The Top 5 for Life“ nicht ganz bis zum Ende durchdacht ist und deshalb in der Gestaltung eine Reihe von Brüchen festzustellen sind. Dies ließe sich gewiss in einer überarbeiten Auflage des Spiels verbessern.
Wir haben in einem Seminar zur Religionslehrerausbildung Chancen, Einsatzmöglichkeiten und Nachteile ausführlich bedacht. Wir können von daher nur eine beschränkte Empfehlung aussprechen.
Mehr zum Hintergrund des muslimischen Netzwerks „Zahnräder“:           
http://www.zahnraeder-netzwerk.de/2013/04/22/zrk2013/
Rezension im Rahmen des Seminars „Interreligiöses Lernen und dessen theologische Grundlagen“ an der Technischen Universität Dortmund (Sommersemester 2013)
Wiebke Bierbrodt und Arbeitsgruppe
Rz-The-Top-5-for-Life, 16.07.2013

Donnerstag, 4. Juli 2013

Religionsmonitor 2013 - Studie "Religiosität im internationalen Vergleich"

Der Religionsmonitor der Bertelsmann Stiftung 2013 hat im Frühjahr erhebliche Beachtung und Diskussionen ausgelöst. Das gilt für den Bereich: "Religiosität und Zusammenhalt in Deutschland".
(vgl. Besprechung
 in den "Ein-Sichten" vom  25.06.2013).
Der kürzlich vorgelegte Teil über
"Religiosität im internationalen Vergleich" dürfte eine ähnliche Wirkung zeigen.
Der Leipziger Religionssoziologe Gert Pickel hat die Auswertung vorgenommen.
Hier der gesamte Text zum Download

Das MIGAZIN, Fachmagazin für Migration und Integration in Deutschland (25.06.2013) hat eine übersichtliche Beschreibung und differenzierte Bewertung vorgelegt. Sie zeigt, dass bei den Länderuntersuchungen Religiosität in Europa kontinuierlich abnimmt (mit einigen typischen Länderabweichungen), aber außerhalb Europas eine gesellschaftlich entscheidende Rolle spielt. Dabei ist in Europa insgesamt ein recht entspanntes Verhältnis zu Religion(en) zu beobachten. Eine Ausnahme bildet der Islam. Er wird weiterhin überwiegend  negativ eingeschätzt und gilt für viele nicht mit der Demokratie vereinbar. Nachdenklich machende und zum Teil beunruhigende Bilanzen, auf die Religionsgemeinschaften und politisch Verantwortliche unbedingt angemessen reagieren müssten!

Man darf auf die weiteren Auswertungen gespannt sein!