Lama Anagarika
Govinda: Initiation.
Vorbereitung – Praxis – Wirkung. Hg.: Birgit Zotz.
Vorbereitung – Praxis – Wirkung. Hg.: Birgit Zotz.
Luxemburg:
Kairos 2014, 104 S. --- ISBN 978-2-919771-07-3
Der als Ernst Lothar Hoffmann 1898 im sächsischen Waldheim geborene Lama Anagarika Govinda (gest. 1985) gehört zu den wichtigen Vermittlern buddhistischer Lebensverständnisse für den Westen. Seine Studien, Begegnungen und Erfahrungen in Indien führten ihn schließlich zur Gründung des Ordens Arya Maitreya Mandala, der auch in Deutschland einige Anhänger hat.
Sein bekanntester Schüler ist neben Armin Gottmann Volker Zotz, der mit seinem Buch „Auf den glückseligen Inseln. Buddhismus in der deutschen Kultur“ bekannt geworden ist (Theseus-Verlag 2000).
Volker Zotz hat Armin Gottmann auch eine Festschrift zum 70. Geburtstag gewidmet: “Schnittstellen“ (2013).
Die Herausgeberin, die österreichische Kulturanthropologin, Birgit Zotz und Ehefrau von Volker Zotz, hat nun bisher unveröffentlichte Texte aus dem Nachlass Govindas zugänglich gemacht.
Der Blick auf diesen Weisen ist deshalb so
wichtig, weil Govinda als Archäologe und Buddhismusforscher immer tiefer in das
Wesen des Buddhismus eindrang und dies auch den westlich Interessierten
erstaunlich gut vermitteln konnte. Er hatte als Lehrmeister den nach Asien
ausgewanderten Anton Gueth. Unter seinem buddhistischen Namen Nyanatiloka (1878-1957) gründete er ein Kloster. Durch diesen
empfing er auch die Ordination mit dem Namen Govinda (eigentlich: Beschützer
der Kühe). Schließlich aber wandte sich Govinda dem tibetischen Buddhismus zu,
weil ihn die Praxis des Vajrayana, des Diamant-Weges faszinierte, und sein
Lehrer Ngwang Kalzang ihn in eine vertiefte Spiritualität einführte. Hier
spielt der Buddha der Zukunft, Maitreya, eine entscheidende Rolle, denn es gilt
den nach Erleuchtung und Vollendung strebenden Menschen auf den kommenden
Buddha einzustimmen, So erklärt sich auch der Name des von ihm 1933 gegründeten
Ordens Arya Maitreya Mandala = der Kreis des verehrten Maitreya.
Seine vielen Reisen
führten Govinda nicht nur durch Asien, sondern auch immer mehr in den Westen,
besonders seit 1960. Die Begegnung mit Rabindranath Tagore dürfte ebenfalls ein
wichtiger Meilenstein auf seinem spirituellen Weg gewesen sein. Govinda ist
kein üblicher Konvertit in den Buddhismus, sondern einer, der einen
Brückenschlag zwischen Ost und West nicht nur versuchte, sondern auch selbst
bewusst lebte. Das formulierte er in seinem Buch „Schöpferische Meditation und
multidimensionales Bewusstsein“ (Aurum-Verlag 1977, S. 11) so:
Dieses Buch „möge ein Ansporn sein, der auch andere anregt, die Brücke in beiden Richtungen zu überqueren. In keinem Fall aber soll es jemanden veranlassen, von der einen zu der anderen Seite zu konvertieren … Denn wie bei einer Pilgerreise gilt auch hier, dass das Gehen wichtig ist und nicht das Ankommen!“
Dieses Buch „möge ein Ansporn sein, der auch andere anregt, die Brücke in beiden Richtungen zu überqueren. In keinem Fall aber soll es jemanden veranlassen, von der einen zu der anderen Seite zu konvertieren … Denn wie bei einer Pilgerreise gilt auch hier, dass das Gehen wichtig ist und nicht das Ankommen!“
Insofern gewinnt das kleine
hier anzuzeigende Buch fast eine Art Schlüsselfunktion, weil mit diesen bisher
unveröffentlichten Texten aus dem Nachlass von Lama Govinda der Weg der
tantrischen Einweihung dazu führen kann, die wahre Wirklichkeit zu entdecken:
„Im Vollzug einer Einweihung erschließt sich … eine neue Dimension des
Bewusstseins, die … eine dynamische Wandlung einleitet und vorantreibt“ (S. 35).
Das bedeutet auch Individualität als ganz bei sich selbst zu sein – jenseits
jeglicher Egozentrik. Birgit Zotz gibt dazu in der Einleitung bereits einige
Hilfestellungen zum Wirklichkeitsbereich von Initiation. Govinda selbst macht
es an der Geschichte der Einweihung des Padmasambhava durch eine Dakini (eine
Art weiblicher „Engel“) deutlich:
„So erfährt die Gestalt des Padmasambhava durch diese Initiation eine vollkommene Transformation, die ihm auch neue Macht verleiht“ (S. 64) – gemeint ist die Macht über die „üblen Geister“. Und es geschieht noch mehr: „Wer den Impuls der Initiation aufnimmt, um seinen physischen Leib zum Tempel höherer Kräfte werden zu lassen, aus dem in der Folge der Diamantkörper heraustritt, … erwacht aus einen schattenhaften Zwischenzustand. Er wird zum Meister seines Lebens und Sterbens“ (S. 77).
„So erfährt die Gestalt des Padmasambhava durch diese Initiation eine vollkommene Transformation, die ihm auch neue Macht verleiht“ (S. 64) – gemeint ist die Macht über die „üblen Geister“. Und es geschieht noch mehr: „Wer den Impuls der Initiation aufnimmt, um seinen physischen Leib zum Tempel höherer Kräfte werden zu lassen, aus dem in der Folge der Diamantkörper heraustritt, … erwacht aus einen schattenhaften Zwischenzustand. Er wird zum Meister seines Lebens und Sterbens“ (S. 77).
Birgit
Zotz hat nun Lama Govindas Texte systematisierend geordnet:
1.
Initiation
als Quelle der Kraft
2.
Geschichte
der Einweihungsriten, Symbole und Rituale
3.
Das
Mysterium akzeptieren als Voraussetzung der Einweihung
4.
Äußere
Handlung und innere Wirkung bei der Einweihung
5.
Initiation
als inneres Geschehen und zugleich Verwandlung der Welt
6.
Auf
der Linie der (tantrischen) Tradition bleiben
7.
Lebens-
und Sterbenserfahrungen auf dem tantrischen Weg
8.
Magie,
Mysterium, heilige Schau – mehr als psychologische Aspekte
9.
Meditation
als Vorbereitung zur Initiation und Erfahrungen der Ganzheit
Die ausgewählten Texte lassen etwas von der
Faszination tibetischer Mystik spüren, die auf dem Pilgerweg über das eigene
irdische Leben hinaus alte Mysterien auf neue Weise erlebbar machen. Govinda
hat dieser Tiefenerfahrung auch eine für westliche LeserInnen nachvollziehbare
Sprache gegeben. Allerdings wäre es hilfreich, wenn dem Buch noch ein Glossar
beigegeben worden wäre, weil eine Reihe von Begriffen auch vielen
tibetisch-buddhistisch Interessierten nicht vertraut sein dürfte. Insofern kann man nur
wünschen, dass die Gedanken und Erfahrungen noch stärker einfließen, wenn
buddhistische Praxis in ihrer Vielfalt zur Sprache kommt.
Weitere Informationen zu Lama Anagarika Govinda und dem Orden Maitreya Mandala
- Biografie und der Orden Arya Maitreya Mandala
- Volker Zotz (Hg.): Schnittstellen, 2013 (Buchvorstellung)
- Wichtige
Bücher von Lama Anagarika Govinda
--- http://www.lama-govinda.de/content/buecher.htm - Mehr zu Nyanatiloka: http://de.wikipedia.org/wiki/Nyanatiloka
Reinhard
Kirste
Rz-Govinda-Initiation,
30.09.14, bearbeitet 19.12.2016
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