Christophe Picard: La mer des
califes.
Une histoire de la Méditerranée musulmane:
VIIe-XIIe siècle.
Collection : L’univers historique.
Paris: Seuil, 2015, 439 p, glossaire, annexes, index
--- ISBN 978-2-02-098381-5
Une histoire de la Méditerranée musulmane:
VIIe-XIIe siècle.
Collection : L’univers historique.
Paris: Seuil, 2015, 439 p, glossaire, annexes, index
--- ISBN 978-2-02-098381-5
Das Meer der Kalifen.
Eine Geschichte des islamischen Mittelmeers:
7.- 12. Jahrhundert
Eine Geschichte des islamischen Mittelmeers:
7.- 12. Jahrhundert
--- Comptes rendus en français
au bout du texte allemand ---
au bout du texte allemand ---
Die
Völker der vorderasiatischen, nordafrikanischen und europäischen Antike haben immer
wieder versucht, auch ihre Machtansprüche in der Beherrschung des Mittelmeers
zu stabilisieren. Die Römer nannten das Mittelmeer nicht umsonst „Mare
Nostrum“. Mit dem Anwachsen der islamischen Herrschaft in dieser Region und in
Auseinandersetzung mit den Mächten auf der Norseite des Mittelmeers seit Karl
d. Gr. ist klar, dass es auch immer um die Seeherrschaft im Mittelmeer ging.
Die christliche Geschichtsschreibung allerdings hat lange die islamischen
Ansprüche eher unter Piraterie abgetan und die Bedrohung durch die Überfälle an
den Küsten nicht unter staatspolitisches Kalkül eingeordnet. Es schien den
europäischen Historikern auch, als hätte sich das islamisch-politische
Interesse mehr in Richtung Persischen Golf und westliches Arabien mit Djidda,
Mekka und Medina verlagert. Das vorliegende Buch von Christophe Picard bedeutet
darum eine neue Sicht auf die mittelalterliche Geschichte unter besonderer
Berücksichtigung der arabischen Quellen. Der Autor, Professor an der Pariser
Sorbonne, ist im Übrigen ein ausgewiesener Spezialist für mittelalterliche
Geschichte. Er hat schon eine Reihe von Forschungsergebnissen in dieser
Richtung veröffentlicht.
In
der Einleitung macht Picard bereits
deutlich, dass die arabischen Quellen seit 750 ein erstaunliches Interesse am
Mittelmeer zum Ausdruck bringen, und zwar neben dem islamischen Einfluss am
Roten Meer und Persischen Golf. Omayyaden und später die Fatimiden gehören in
verstärkter Weise zu den Herrschern, die sich die Vorherrschaft im Mittelmeer gegen
die Christen sichern wollten. Ibn Khaldun (gest. 1406) proklamierte ein
Mittelmeer unter islamischer Herrschaft. Was hier nur skizziert ist, belegt
Picard in 2 Hauptteile:
1. Die Araber und Herrschaftsansprüche über das Mittelmeer –
östliche und westliche islamische Reiche (7./8.– 12./13. Jahrhundert)
2. Die Strategien der Kalifen zur Sicherung der Herrschaft
im Mittelmeer und der Niedergang der islamischenHerrschaft (vor dem Erstarken
des Osmanischen Reiches)
Die Anhänge enthalten ausführliches
historisches Kartenmaterial für die im Buch besprochenen Epochen. Dazu kommen
Chronologien zu arabisch-militärischen See-Expeditionen ins westliche
Mittelmeer und zur „sarazenischen Piraterie“ sowie deren Invasionen auf die
Mittelmeerinseln und auf die Nordseite des Mittelmeeres. Abgerundet wird dies
alles mit einem sorgfältigen Glossar und einem umfassenden Index. Das erleichtert
die vertiefende Lektüre ganz wesentlich.
Im
1. Teil zeigt der Historiker Picard,
wie die Araber das Mittelmeer für sich entdecken und beanspruchen. Die
Eroberungszüge durch Nordafrika und bis auf die Iberische Halbinsel eröffnen
weite Regionen als neue Hoheitsgebiete. Diese Expansionsstrategien beziehen
sich nicht nur auf die Länder auf der Südseite des Mittelmeers. Das zeigen
bereits wichtige Quellen des frühen Mittelalters zwischen Bagdad, Kairouan und
Córdoba. Die Beschreibungen von al-Mas’ûdî (10. Jh.), der Geografen al-Bakri (1014–1094)
und al-Idrîsî (1100–1166) sowie des Historikers und Rechtsgelehrten Ibn Khaldun
(1332-1406) geben erstaunliche Einsichten. Mit Byzanz einigt sich das Kalifat
von Bagdad quasi auf eine Teilung der Herrschaftsbereiche im Mittelmeer. Dies
ist zugleich die Zeit (9./10. Jh.), in der muslimische Geografen wie Ibn Hawqal
(gest. nach 978) quasi das „Bassin des Mittelmeeres“ und seine angrenzenden
Gebiete vermessen. Etwas später muss berücksichtigt werden, dass die Normannen
im islamisch beanspruchten Mittelmeer zu Konkurrenten, aber auch als begrenzt
Verbündete der „Sarazenen“ heranwachsen (vgl. S. 179–185). Mit den Almohaden
endet schließlich die islamische Herrschaft über das Mittelmeer.
War
der 1. Teil des Buches von den geschichtlichen Entwicklungen geprägt, so geht
es im 2. Teil um die Strategien der Kalifen. Picard beginnt
auch hier beim Omayyaden-Kalifen Mu’âwiya. Er zeigt, wie sich die Abassiden
mehr und mehr die Herrschaft über das Mittelmeer mit entsprechender
Kriegsmarine sichern. Imm er wichtiger neben kriegerischen Einflüssen wird der
Handel zu den verschiedenen Ufern des Mittelmeers. Schließlich müssen sich
islamische Herrscher mehr und mehr mit den Ansprüchen christlicher Herrscher
auseinandersetzen. Was als „djihad“ begonnen hatte, wird bald zum Problem des imperialen
Duchsetzungsvermögens. Die Abassiden geraten nach einer ersten (auch
wissenschaftlichen) Hochblüte in eine Art defensiven „djihad“ – auch mit dem
Aufbau von sog. Ribats, burgenähnliche Grenzsicherungen in Syrien und
Nordafrika (vgl. S. 251–288, vgl. schon S. 93–99). Interessant ist dabei, dass
nordafrikanische und mitttelöstliche Herrscher hier bereits eine eigenständige
Rolle spielen, eine Tendenz die sich noch verstärkt, als die iberischen
islamischen Fürstentümer ihre Ambitionen zum Meer hin ausbauen und der djihad in den Westen des Mittelmeers
durch die Fatimiden im 12. Jh. an ihr Ende kommt. Zusätzlich hatte faktisch eine
Revolution in den Handelsmechanismen stattgefunden. Dazu gehörten auch
Arrangements mit der byzantinischen Herrschaft. Dieser intensive Seehandel
zeigt sich besonders während des 12./13. Jh.s im Maghreb und in Andalusien zur
Zeit der Almohaden-Herrschaft. Seehäfen wie Tortosa, Dénia, Almería, Málaga,
Ceutá, Algier, Algeciras und Sevilla spielen eine zunehmende Rolle. Es dauert
ziemlich lange, bis es den Republiken Genua, Pisa und später Venedig gelingt,
den gesamten Mittelmeerhandel unter ihre Kontrolle zu bringen. Sie alle nutzen
faktisch das, was die Kalifatsherrschaft mit ihrer defensiven „Dijhad“-Politik
eingeleitet hatten:
Das Mittelmeer – ein einheitlicher Raum.
Als präzis formulierte Bilanz (S. 345–351) hält Picard fest, dass nicht der Indische
Ozean, das „Arabische Meer“ im Zentrum der Machtausbreitung und Machtsicherung
der islamischen Herrscher lag, sondern vielmehr das Mittelmeer, das allerdings
nie zum Dar al-Islam, zum Haus des
Friedens, gehörte:
"Das Meer der Römer als
Bereich des Krieges (sc. Dar al-harb)
war zum großen und schrecklichen Feld der Demonstration islamischer Universalität unter der Führung des Kalifen geworden. Das Mittelmeer verkörperte den feindlichen Raum für
die Gläubigen par excellence. Es wurde
zur gleichen Zeit das Meer des Martyriums, das mit der Eroberung von Konstantinopel und Rom vollendet werden musste. Dies ging dem
Beginn der Heilszeit voraus"(S. 346). "Unter der Autorität der Kalifen
von Bagdad, konnte nur das Meer der Römer, also das Meer des Feindes, die Inszenierung des von
den Kalifen gesteuerten Djihad sein, verbunden mit jeder Art von Expansion, Missionierung,
militärischem oder kommerziellen Proselytismus“ (S. 351).
Jeder,
der sich durch dieses Buch „hindurchliest“ wird von den intensiven Recherchen des
Autors beeindruckt sein. Diese Arbeit bietet eine neue Sicht auf die Versuche
und Erfahrungen der Kalifatsherrschaft über das Mittelmeer. Ich würde es sehr
begrüßen, wenn man dieses Buch in einer deutschen Ausgabe lesen könnte!
Bilan:
Formulé précisément comme bilan (p 345-351) Picard note
que l'océan Indien, la « mer Arabe » n’était pas dans le centre de l’expansion et de la consolidation du pouvoir des dirigeants musulmans, mais plutôt la Méditerranée, laquelle n’était jamais une partie du Dâr al-Islam, de la Maison de la Paix:
Formulé précisément comme bilan (p 345-351) Picard note
que l'océan Indien, la « mer Arabe » n’était pas dans le centre de l’expansion et de la consolidation du pouvoir des dirigeants musulmans, mais plutôt la Méditerranée, laquelle n’était jamais une partie du Dâr al-Islam, de la Maison de la Paix:
“Espace de guerre, la
mer des Romains était devenue la champs immense et terrifiant de la
démonstration de l’universalité islamique, sous la conduit du calife.
La
Méditerranée incarnait l’espace hostile par excellence pour le croyant, devenue
du même coup la mer du martyre et dont la conquête, qui devait s’achever avec
la prise de Constantinople et de Rome,
précédait l’ouverture du temps de salut”
(p. 346).
„Sous l’autorité des
califes de Bagdad, seul la mer des Romains, c’est-à-dire la mer ennemie pouvait
être le théatre de la mise en scène du jihad califal, associant toute forme
d’expansion, prosélyte, militaire ou commerciale (p. 351).
Chacun/e que « passe en lisant » ce livre sera impressioné/e de
ces recherches intenses. Ce travail
offre une vue nouvelle sur les essais et les expériences
de la domination califale sur la Méditerranée. Je serais
bien aisé de lire ce livre dans une
édition allemande !
Extrait d’un compte
rendu de
Daniel Rivet dans:
Chrétiens de la
Méditerranée. Le réseau des acteurs de paix (07.09.2015)
Complètement: http://www.chretiensdelamediterranee.com/recension-la-mer-des-califes-christophe-picard/
“… [Picard] montre que les califes abbassides de
Bagdad, omeyyades de Cordoue et fatimides au Caire ont conçu la Méditerranée
comme un espace à défendre contre les Byzantins et les cités italiennes, et à
traverser pour aller à Constantinople et à Rome. Ce fut le point cardinal
de leur aspiration à l’universalisme . Il fait mesurer l’effort des souverains
(émirs, califes) pour fortifier les côtes: ports arsenaux (dâr al-sinâ’a),
mouillages (…). La mer oppose, mais elle unit. Le commerce ne s’interrompt
jamais entre les deux rives. C. Picard démontre – et c’est l’aspect le plus
neuf de son livre – que des ports comme Alméria, Ceuta, Mehdiyya, Alexandrie
soutiennent la comparaison avec les fameuses républiques marchandes de Gênes,
Pise, Amalfi et Venise. Des fatwas de jurisconsultes traitant du commerce
maritime, des correspondances de marchands (juifs au Caire) nous révèlent que
jusqu’au XIIème siècle les marchands musulmans soutiennent la
comparaison avec leurs rivaux italiens ou catalans …C. Picard considère, au
contraire, que c’est l’Etat, byzantin et califal, qui a encadré l’essor du
grand commerce transcontinental et que les marchands (musulmans ou latins) se
sont logés dans une infrastructure matérielle et mentale qui fut fabriquée par
les empires. On aurait souhaité que cette hypothèse soit plus longuement affinée
et qu’on en sache plus sur les bahriyyûn (les marins). Cet ouvrage
savant et important ne sait pas toujours trier l’essentiel de l’anecdotique.”
Travaux antérieurs du
Christophe Picard:
--- Compte rendu de François
Clément dans:
Médiévales Année 1998 Volume 17, Numéro 35 pp. 153-154:
Christophe Picard, La mer et les musulmans d'Occident au Moyen Âge, VIIIe-XIIIe s.
Paris: Presses Universitaires de France (Islamiques), 1997, 257 p., 6 cartes, bibliographie, index onomastique
--- Link: http://www.persee.fr/doc/medi_0751-2708_1998_num_17_35_1438_t1_0153_0000_1
Avec référence sur: L'Océan Atlantique musulman. De la conquête arabe à l 'époque almohade.
Navigation et mise en valeur des côtes d'al-Andalus et du Maghreb occidental (Portugal-Espagne-Maroc).
Paris: Maisonneuve et Larose 1997, 620 p.
Médiévales Année 1998 Volume 17, Numéro 35 pp. 153-154:
Christophe Picard, La mer et les musulmans d'Occident au Moyen Âge, VIIIe-XIIIe s.
Paris: Presses Universitaires de France (Islamiques), 1997, 257 p., 6 cartes, bibliographie, index onomastique
--- Link: http://www.persee.fr/doc/medi_0751-2708_1998_num_17_35_1438_t1_0153_0000_1
Avec référence sur: L'Océan Atlantique musulman. De la conquête arabe à l 'époque almohade.
Navigation et mise en valeur des côtes d'al-Andalus et du Maghreb occidental (Portugal-Espagne-Maroc).
Paris: Maisonneuve et Larose 1997, 620 p.
--- Compte
rendu dans Biblio Monde: http://www.bibliomonde.com/livre/ocean-atlantique-musulman--853.html
Extrait: “La
période étudiée va du franchissement du détroit de Gibraltar par les musulmans
en 709-711 à la conquête chrétienne de la côte atlantique de l'Espagne entre
1248 et 1266. Elle couvre donc les cinq siècles au cours desquels les marines
musulmanes contrôlèrent, autour de l'« Axe central » du Détroit, les pôles
ibérique et africain d'une part, atlantique et méditerranéen de l'autre,
c'est-à-dire un vaste périmètre navigable dont les angles seraient Lisbonne et
Nul Lamta sur la façade atlantique, Tortosa, les Baléares et Alger sur la
façade méditerranéenne. … la valeur d'un
travail dont le mérite principal est de démontrer l'importance du fait
maritime, en particulier du fait maritime atlantique, qu'on avait largement
sous-estimé, si ce n'est même ignoré, jusque-là. Ne serait-ce que pour cette
mise en perspective enrichissante, le livre de Chr. Picard a toutes les chances
de devenir, bientôt, un ouvrage de référence”.
Reinhard Kirste
Rz-Picard-mer des califes, 13.12.15
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