Freitag, 8. Juli 2016

In Vorbereitung: Zusammenhänge zwischen der Schia und Andalusien


                     Gabriele Dold-Ghadar Pers–Andalus

Gabriele Dold-Ghaddar:
Pers–Andalus

Iranische Kulturdenkmäler in „al-Andalus al-aqṣā“. Bewertung der Forschungsergebnisse für das 8.–12. Jahrhundert

Islamkundliche Untersuchungen Band 330

Berlin: Klaus Schwarz Verlag 2016, 338 S.
--- ISBN 9783879974542 ---

Verlagsankündigung


Spaniens Auto­nome Region Anda­lu­sien, heute einer der ärmsten Teile des Landes, weist eine beson­dere Tradi­tion auf: Hier finden sich die meisten Resi­duen der jahr­hun­der­te­langen musli­mi­schen Herr­schaft auf der iberi­schen Halb­insel. Das mauri­sche al-Andalus aller­dings reichte zur Zeit seiner größten Ausdeh­nung weit über das heutige Anda­lu­sien hinaus: Von der Mitte Portu­gals über Toledo in Kasti­lien und Zara­goza bis zur Mittel­meer­küste mit den Städten Valencia, Alicante und Almería, wo überall auch Christen und Juden in großer Zahl lebten.
Es ist gute Tradi­tion im Süden Spaniens, sich mit gewissem Stolz auf die eigene maurisch-arabi­sche Vorge­schichte zu beziehen. Forschung und Wissen­schaft haben viel dazu beige­tragen, diese Vergan­gen­heit zu erhellen und Mythen und Vorur­teile durch gesi­cherte Erkennt­nisse zu ersetzen. Dabei wurden einige lieb­ge­wor­dene Vorstel­lungen über Erobe­rung, Besat­zung und das tägliche Leben unter der mauri­schen Herr­schaft als unzu­tref­fend erkannt.
Neuere Unter­su­chungen über den Zeitraum von 711 bis 1492 ergaben weitere über­ra­schende Resul­tate. So war ein großer Teil der „musli­mi­schen Araber“ in al-Andalus berbe­ri­scher Abstam­mung, ein inten­siver Wissens­transfer zwischen den geis­tigen Zentren der musli­mi­schen, aber auch der christ­li­chen Welt ist belegt und es wurden rege Handels­be­zie­hungen über Nord­afrika und das Mittel­meer zu den arabi­schen und persi­schen Kern- und Rand­re­gionen bis nach Vorder­in­dien gepf­legt.
Lingua franca in diesem Wirt­schafts- und Handels­raum war neben lokalen Dialekten gene­rell Arabisch in Wort und Schrift. Werden verschrift­lichte Kultur­zeugen in Spanien unter­sucht, ist der routi­nierte Rück­schluss auf arabi­sche Prove­nienz üblich – und oft falsch.
Eine detail­lierte Betrach­tung der Handels­ströme und Wirt­schafts­be­zie­hungen dieser Zeit zwischen al-Andalus und dem östli­chen Mittel­meer und darüber hinaus ergibt einen erheb­li­chen irani­schen Anteil an fast allen wesent­li­chen Struk­turen und Ereig­nissen. Persisch – keine semi­ti­sche Sprache wie Arabisch – wird aller­dings eben­falls in arabi­schen Lettern geschrieben. Falsche Zusch­rei­bungen – nicht selten durch eine bedau­er­liche Unkenntnis über die wahren Wurzeln von Namen, Begriffen und Gebräu­chen verschärft – sind die Folge.

Dold-Ghadars Arbeit widmet sich mit großer Hingabe diesem bislang nur am Rande wahr­ge­nom­menen Phänomen. Mit profunder Sach­kenntnis spürt sie verschüt­teten oder wieder­auf­ge­fun­denen Quellen nach und fördert manch Verblüf­fendes zu Tage. In den Berei­chen Kultur- und Kunst­ge­schichte, Lingu­istik, Wirt­schaft und Handel sowie Mili­tär­ge­schichte findet sie so viele Hinweise auf irani­sche Prove­nienz, dass wohl Teile der Geschichte von al-Andalus neu gelesen werden müssen.

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