S. Wesley Ariarajah: Die Bibel und die
Andersgläubigen. Aus dem Englischen von Ulrike Berger.
Frankfurt/M.: Lembeck 1994, 110 S.
--- ISBN 3-87476-300-5 ---
Frankfurt/M.: Lembeck 1994, 110 S.
--- ISBN 3-87476-300-5 ---
Englische Originalausgabe:
The Bibel and People of Other Faiths.
Geneva: World Council of
Churches (WCC) 1985, 71 S.
--- ISBN 2-8254-0840-9 ---
--- ISBN 2-8254-0840-9 ---
Vgl
auch im Sinne eines Fortsetzungstitels:
Not Without My Neighbour.
Issues in Interfaith Relations.
RISK Book Series.
Issues in Interfaith Relations.
RISK Book Series.
Geneva:
WCC 1999, 130 pp.
--- ISBN 2-8254-1308-9 ---
--- ISBN 2-8254-1308-9 ---
Das Buch „Die Bibel und die Andersgläubigen / The Bible
and the People of Other Faiths“ des aus Sri Lanka stammenden Professors für
Ökumenische Theologie S. Wesley Ariarajah zeigt auf, dass der Dialog mit Andersgläubigen
auch von der Bibel her zu befürworten ist.
Der Autor verfasste das Buch zum einen in Bezug auf die
gegenwärtige Situation, in der verschiedene religiöse Traditionen immer
präsenter werden, zum anderen auf Grund der speziellen Bitte der
asiatisch-pazifischen Sektion des christlichen Studentenweltbundes. Denn der
Dialog in (Süd-)Ostasien bildet viel stärker als in Europa einen Wesensteil persönlicher
religiöser Existenz.
Die Kernfrage, die im gesamten Buch thematisiert wird,
lautet, ob es einen Gott oder viele Götter gibt und wenn Letzteres zutrifft, ob
diese wählbar sind.
Da es bereits viele Ansätze gibt, wie man in den Dialog
mit Andersgläubigen treten kann, ohne dabei die Verwurzelung im eigenen Glauben
aufzugeben, widmet sich der Autor bewusst einer komplexen Facette des Themas:
Er beschäftigt sich damit, was für eine Rolle die Bibel bezüglich des
interreligiösen Dialogs spielt, indem er sich auf diese als Grundlage bezieht,
statt die Diskussion wie viele andere an ihr vorbei zu führen. So beabsichtigt
er, eine neue Perspektive für den Dialog aufzuzeigen, die einen Gegenpol zu der
weit verbreiteten Argumentation von Kritikern bildet, die Bibel als Beleg eines
exklusiven Verständnisses zu sehen.
Er betont, dass es ihm lediglich darum geht, neue Wege zu
gegenseitigem Verständnis zu eröffnen, statt zu beweisen, dass der interreligiöse
Dialog biblisch ist. Seine Ausführungen orientieren sich an den Bibelwissenschaften,
indem er vor allem historisch-kritisch mit der Bibel und deren Auslegung umgeht.
Gleichzeitig bemüht er sich, alle Aspekte bekennend statt dogmatisch darzulegen.
Er richtet sich gezielt an alle Christen im Zusammanhang religiöser Vielfalt.
Das geht nicht nur Fachleute an.
Nach
dem Vorwort und der Einführung, in
denen er diese Absichten und Ziele des Buches darlegt,
folgen 7 Kapitel:
folgen 7 Kapitel:
- „Kein anderer Gott“
- „Zwei Erfahrungen“
- „Jesus, der einzige Weg?“
- „Biblische Gründe für den Dialog“
- „Zeugnis und Dialog“
- „Bekenntnis im Dialog“
- „Ansätze einer dialogischen Theologie“
Hier
führt jeweils bestimmte Bibelstellen an, die seiner Argumentation für den
Dialog dienen, wobei er diese stets in die Lehrzusammenhänge der gesamten Bibel
stellt und nicht isoliert oder absolut betrachtet.
Allem voran betont er seine Auffassung der Bibel als Glaubenszeugnis
aus der persönlichen Sicht der jeweiligen Gläubigen, weshalb andere Religionen ebenfalls
nur aus dieser Sicht erwähnt werden.
Zunächst bezieht sich der Autor auf die Schöpfungsgeschichte, welche zum
Ausdruck bringt, dass es sich um einen einzigen Gott handelt, der Schöpfer
aller Menschen ist. Die Genesis benennt Adam als Prototyp des Menschen an sich.
Es geht um die Menschheitsfamilie als solche und nicht nur um Christen; daher
ist auch die Rede von einem universalen Bund. Erst ab Genesis 12 geht es
speziell um das Volk Israel. Das betrifft die Perspektive auf sich selbst und andere
sowie die jeweiligen religiösen Überzeugungen.
Wenn sich also Israel oder auch ein anderes Volk bzw. eine andere Gruppe usw. als das von Gott erwählte Volk bezeichnet, handelt es sich laut Ariarajah somit lediglich um deren eigenes Selbstverständnis. Dieses Selbstverständnis ist weder objektiv beweisbar oder widerlegbar, noch hat es, außerhalb der betreffenden Gruppe, eine Bedeutung für Andere. Es darf darum auch nicht als Kommentar über Gottes Beziehung zu Anderen gewertet werden. Die Bibel ist Dokument eben dieses Selbstverständnisses, wobei sie von außen betrachtet demnach nur subjektive Erfahrungen beinhaltet.
Wenn sich also Israel oder auch ein anderes Volk bzw. eine andere Gruppe usw. als das von Gott erwählte Volk bezeichnet, handelt es sich laut Ariarajah somit lediglich um deren eigenes Selbstverständnis. Dieses Selbstverständnis ist weder objektiv beweisbar oder widerlegbar, noch hat es, außerhalb der betreffenden Gruppe, eine Bedeutung für Andere. Es darf darum auch nicht als Kommentar über Gottes Beziehung zu Anderen gewertet werden. Die Bibel ist Dokument eben dieses Selbstverständnisses, wobei sie von außen betrachtet demnach nur subjektive Erfahrungen beinhaltet.
Nach der Bibel handelt es sich nach der Autor also um
einen Gott als Schöpfer aller Völker,
der aus verschiedenen Perspektiven wahrgenommen und erlebt wird. Würden
Christen dies verleugnen, sind sie nach seiner Lesart in der Konsequenz
Polytheisten. Eine Erwählungslehre bzw. das damit zusammenhängende
Selbstverständnis eines Volkes kann demnach nur gelten, wenn zum einen von Gott
als Schöpfer aller Menschen ausgegangen wird und es sich zum anderen immer nur
um eine selbst bezogene und damit nicht für Andere geltende Aussage handelt.
Ein Missverständnis ist es nach Ariarajah jedoch zu
denken, alle Religionen seien dieselben, da sich die jeweiligen religiösen
Vorstellungen voneinander unterscheiden und somit nicht gleichermaßen wahr sein
können. Vielmehr besitzen sie für die jeweiligen Gläubigen eine eigene
Wahrheit. Christen sollten Gott also nicht für sich allein beanspruchen, da ein
Dialog nur dann entstehen kann, wenn vom biblischen Glauben her ein für alle
wirkender Schöpfers zur Grundlage wird.
Diese aus Genesis resultierenden Lehren für das
Verhältnis zu Andersgläubigen führt der Autor anschließend immer wieder als Basis
innerhalb seines ganzen Buches an.
Nun beschäftigt sich ein Großteil des Buches mit der Rolle von Jesus Christus, der in der
Bibel als einziger Weg, als einziger Erlöser und als einziger Mittler
dargestellt wird. Der Autor bezieht sich auf diesen Aspekt, indem er bekräftigt,
dass es sich bei den genannten absolut erscheinenden Ansprüchen lediglich um
persönliche Glaubensaussagen handelt, die nicht im Sinne einer objektiven
Wahrheit zu verstehen sind, die für alle gleichermaßen gültig ist.
Schließlich betont Ariarajah, dass der Mensch die absolute Wahrheit schlichtweg nicht erfassen kann.
Exklusivansprüche in diesem Sinne würden daher zu Entfremdungen führen.
Vielmehr versteht er als Theologe unter einem fruchtbaren Dialog, dass man sich
zu seinem Glauben bekennen sollte, jedoch ohne Andere zum eigenen Glauben zu
bekehren, also zu missionieren. Dieser Dialog sollte durchaus auch kritische
Wahrnehmung des eigenen Glaubens und des Glaubens der Anderen beinhalten. Der
Autor zeigt mit seinem Buch, dass diese Art des Dialoges von der Bibel her zu begründen
ist:
- Zum einen, weil die Bibel inhaltlich nicht nur wertende und abgrenzende Aspekte betont,
sondern auch zum Dialog aufruft. - Zum anderen weil die Bibel selbst nicht als statisches Gesetzbuch,
sondern als lebendiges Wort zu verstehen ist,
das in einer dialektischen Beziehung zum Leser steht.
Das bedeutet, dass auch der eigene Glaube nur in der ehrlichen
Kommunikation auf gleicher Ebene mit dem Anderen Frieden stiftend wirken kann.
Nur so können auch Menschen verschiedener Religionen in versöhnter
Nachbarschaft zusammenleben.
Weitere Titel von S. Wesley Ariarajah:
Weitere Titel von S. Wesley Ariarajah:
- Did I Betray the Gospel? The letters of Paul and the Place of Women.
Geneva: WCC Publications 1996, 58 pp. - Your God, My God, Our God. Rethinking Christian Theology for Religious Plurality.
Geneva: WCC Publications 2012, 197 pp., index - Toshi Arai / Wesley Ariarajah (eds.): Spirituality in Interfaith Dialogue.
Geneva: WCC Publications 1989, 102 pp.
Larissa Behrensmeyer, Stella Dietrich, Lara Eileen
Lange
im Rahmen des Seminars:
Interreligiöses Lernen mit Heiligen Schriften
und Erzählungen aus dem Weltreligionen
(TU-Dortmund, WiSe 2016/2017)
im Rahmen des Seminars:
Interreligiöses Lernen mit Heiligen Schriften
und Erzählungen aus dem Weltreligionen
(TU-Dortmund, WiSe 2016/2017)
Rz-Ariarajah-Bibel, 08.02.2017
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen