Mittwoch, 5. April 2017

Aktuelles Buch: Perry Schmidt-Leukel und die Interreligiöse Theologie



                     Westfälische Wilhelms-Universität Münster
                                         informationen der UniveRsität (20.03.2017)

GIFFORD LECTURES IN BUCHFORM ERSCHIENEN

Religionswissenschaftler Schmidt-Leukel
über „Religious Pluralism and Interreligious Theology“

Information in English: here

des Religionswissenschaftlers
 und anglikanischen Theologen
Prof. Dr. Perry Schmidt-Leukel
vom Exzellenzcluster
„Religion und Politik“
der Universität Münster sind
in einer erweiterten Fassung
in Buchform erschienen.
Der Band aus dem Verlag
Orbis Books in Maryknoll, New York,
trägt den Titel
 „Religious Pluralism and Interreligious Theology“
(Religiöser Pluralismus und interreligiöse Theologie).
Schmidt-Leukel hielt die Vorträge 2015 im Rahmen
 der renommierten Gifford Lectures
im schottischen Glasgow
als erster Deutscher seit 25 Jahren.

Er sprach über das Thema „Interreligious Theology:
The Future Shape of Theology” (Interreligiöse Theologie.
Die Zukünftige Gestalt der Theologie)
und präsentierte erstmals eine neue Theorie
 der Religionsvielfalt.
Die Einladung zu den Giffords ist eine der höchsten internationalen akademischen
Auszeichnungen auf dem Gebiet der Religionsphilosophie und Theologie.
Als letzte Deutsche erhielt diese Auszeichnung Annemarie Schimmel (1991-92).
Das Buch mit den Gifford Lectures soll auch in einer deutschen und einer chinesischen
Übersetzung erscheinen.
Das Buch enthält neben den Gifford Lectures eine weitere Vorlesungsreihe
über religionspluralistische Ansätze in Christentum, Judentum, Islam,
Hinduismus und Buddhismus, die Perry Schmidt-Leukel 2014
an der Zhejiang University von Hangzhou in der China gehalten hat.
Die Vorträge fassen die Ergebnisse seiner Forschungen am Exzellenzcluster
„Religion und Politik“ seit 2009 zur Pluralismusfähigkeit der Religionen
und zur interreligiösen Theologie, derzeit im
Projekt C2-16 „Interreligiöse Theologie“, zusammen.

Komplementäre Heilswege

Der Wissenschaftler bezeichnet als „religiösen Pluralismus“ eine Haltung,
die andere Religionen als „zwar verschiedene, aber dennoch gleichermaßen
gültige und vielfach komplementäre Heilswege“ betrachte.
„Diese Sichtweise besitzt zugleich bedeutsame politische Implikationen
 insofern religiöse Ansprüche auf Alleingültigkeit oder Überlegenheit
häufig dem interreligiösen Konfliktpotential zugrunde liegen.“
Der „religiöse Pluralismus“ laufe letztlich „von seiner inneren Anlage her“
auf eine interreligiöse Theologie hinaus.
Im ersten Teil des Buches zeigt und diskutiert der Autor die Entwicklung
religionspluralistischer Positionen innerhalb von Christentum, Judentum,
Islam, Hinduismus, Buddhismus und chinesischen Religionen.
„Sobald eine andere religiöse Tradition jedoch als im religiösen Sinne gleichwertig
anerkannt wird, lässt sich theologische Reflexion nicht mehr länger exklusiv
 auf die je eigene Religion beschränken“, schreibt der Wissenschaftler.
Vielmehr gelte es nun, Theologie auf interreligiöse Weise im gemeinsamen
Diskurs zu praktizieren.
Die damit verbundenen methodologischen Fragen behandelt
 der zweite Teil des Buches.
Außerdem zeigt der Autor das Potential interreligiöser Theologie
an konkreten Beispielen auf, an einer interreligiösen Theologie
zentraler Bekenntniskategorien wie „Prophet“, „Sohn Gottes“ und „Buddha“
sowie an einer christlich-buddhistischen Theologie der Schöpfung.
Die Möglichkeit interreligiöser Theologie werde durch ein strukturelles Moment
 religiöser Vielfalt befördert, die nach Auffassung Prof. Schmidt-Leukels
„fraktale“ Züge aufweist. Das heißt, zentrale Unterschiede und Gegensätze
zwischen den Religionen finden sich auch auf der Ebene inner-religiöser Vielfalt
wieder. Inter-religiöse Theologie stehe daher in Kontinuität
zu intra-religiöser ökumenischer Theologie.
„Religionen sind weder alle gleich, noch sind sie radikal voneinander verschieden.
Vielmehr gleichen sie einander gerade in ihrer inneren Vielgestaltigkeit.“
 Diese Einsicht könnte nach Auffassung des Wissenschaftlers zur Grundlage jeder zukünftigen Theologie werden. Herkömmliche Theologien aller Religionen könnten sich in diese Richtung entwickeln. Diese Form, Theologie zu betreiben und Glaubensinhalte zu reflektieren, bringe verschiedene konfessionelle und religiöse Perspektiven beständig in Austausch miteinander. (exc/ill/vvm)
Hinweis: Perry Schmidt-Leukel, Religious Pluralism and Interreligious Theology.
The Gifford Lectures – An Extended Edition,
Maryknoll, New York: Orbis Books, 291 S., ISBN 9781626982307, 35.00 USD.
Hinweis: Eine Rezension im internationalen Online-Jounal „Dilatato Corde“
der Organisation „Dialogue Interreligieux Monastique /
Monastic Interreligious Dialogue“ (DIMMID) lässt sich hier nachlesen.

Aus dem Inhaltsverzeichnis:

1. A Preliminary Orientation
PART ONE: RELIGIOUS PLURALISM
2. Pluralist Awakenings in Christianity
3. Judaism and the Many Covenants
4. Submission to a Divinely Willed Diversity: Islamic Pluralism
5. Is Hinduism a Pluralist Religion?
6. The Difficult Road to Pluralism in Buddhism
7. Pluralist Inclinations in Chinese Religions
PART TWO: INTERRELIGIOUS THEOLOGY
8. From Religious Pluralism to Interreligious Theology
9. Interreligious Theology: Principles and Methodology
10. The Prophet and the Son
11. The Son and the Buddha
12. The Buddha and the Prophet
13. Toward an Interreligious Theology of Creation
14. A Fractal Interpretation of Religious Diversit

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