Donnerstag, 28. Dezember 2017

Wieder im Blickfeld: Symbolik und Bildgestaltung im Buddhismus

Gabriele Seitz:
Die Bildsprache 
des Buddhismus. 
Düsseldorf: Patmos 2006, 265 S., Abb., Register
--- ISBN 3-491-72486-4 ---


Gabriele Seitz, die sich intensiv mit kulturgeschichtlichen Themen u.a. durch Buchveröffentlichungen und Filme befasst, führt den Leser ein in die komplexe Bildsprache des Buddhismus und erklärt an zahlreichen Beispielen die komplizierte Symbolik der buddhistischen Kunst, Darstellungen, Architektur und rituellen Gegenständen.
In den drei großen Kapiteln über Hinayana, Mahyana und Vajrayana werden Schritt für Schritt die wichtigsten Aspekte der buddhistischen Lehre der o.g. drei Hauptrichtungen dargestellt.
So kann sich der Leser in die unterschiedlichen regionalen und inhaltlichen Entwicklungen der buddhistischen Lehre und der zugehörigen Kunst und Architektur einarbeiten. Dieses Konzept der Darstellung ist gerade für ein Nachschlagen bestimmter Schlagwörter oder der vertieften Suche bestimmter Symbolen besonders gut geeignet.

Die reiche Bebilderung macht dieses Buch sehr abwechslungsreich zu lesen oder auch einfach nur durchzublättern, um hier und dort hängen zu bleiben. Die abgebildeten Kunstwerke sind detailliert und nachvollziehbar erklärt. Allgemein verständliche Skizzen, Grundrisse und Zeichnungen vervollständigen die bildlichen Darstellungen der Kunstwerke.
Beispielhaft sei die Ikonografie menschlicher Buddha-Darstellungen hervorgehoben:
Sie ist für ganz Asien gültig. Die Darstellung erfolgt überhöht, übermenschlich und ins Paranirvana (endgültiges Verlöschen) entrückt, also die verborgene Gestalt vermittelnd.
Der menschliche Körper ist in buddhistischer Sicht eine zufällige, sich stets wandelnde und vergängliche Konstruktion. Die Kunst bedient sich hierzu einer abstrahierenden Symbolik, die von Anfang an jedes Detail der verschiedenen Buddha und anderer Heilsgestalten festlegt. Dieses sakrale Vokabular der Bildersprache wird belegt durch Schriften, kanonische Sutras und ikonografische Handbücher.

Hauptmerkmale der Ikonografie sind: Körperhaltung, Kleidung, Mudras, zugeordnete Symbole (acht Glückssymbole u. a.), (Lotus-)Thron.
Die Buddhagestalt selbst entspricht dem Ideal eines übermenschlichen Wesen von vollkommener Proportion = Mahapurusha, die sich durch insgesamt
32 große und 80 kleine Merkmale auszeichnet.
Merkmale der Buddha-Darstellungen:
·        Breite Schultern, schmale Hüften, überlange Arme 
·        Lange Ohrläppchen Kennzeichen der fürstlichen Herkunft
·        Aufrechte Körperhaltung
·        Goldene Körperfarbe
·        Nimbus - Sonnenscheibe, gelb, Gold für Shakyamuni (= Gautama)
·        Strahlenkranz Glanz der Wahrheit und Weisheit
·        Kräuselfrisur, antikes Vorbild, versinnbildlicht Beherrschung der Lebensenergie
·        Halbkugelige Scheitel-Erhebung Ushnisha  Symbol der Erleuchtung,
    Weisheit mit vielfältig stilistischen regionalen Ausformungen
    (spitz, rund, Flamme): die Bedeutung bleibt gleich.
·        Rechtsgedrehte Locke/Punkt in der Mitte der Augenbrauen (Edelstein, Kristall) 
    =  Weisheitslicht Urna
·        Augen oft halbgeschlossen, in Meditation
·        ein- oder mehr-reihiger Lotosthron, häufigste Darstellung,
    Lotos – vielfältige Bedeutung der Reinheit
·        Löwenthron – Kraft, Macht
·        Podest = Weltenberg Meru
·        Kleidung schlicht, kein Schmuck, immer barfuß
·        Asanas (Körperhaltungen)
·        Sitzend, Standardhaltung Lotussitz,
·        liegend auf der rechten Seite, unterer Fuß leicht vorgeschoben,
    Darstellung des Paranirvana oder stehend
·        Mudras = Handgesten,
    linke Hand = Weisheitshand, die rechte ist Methodenhand.

Die Autorin nimmt Zusammenhänge der verschieden Kunst- und Buddhismus-Richtungen sehr gut auf, so dass der Leser die Entwicklung der Symbolik leicht nachvollziehen kann. Ebenso werden auch besondere Darstellungsweisen kleinerer regionaler Gebiete mit in die Betrachtung einbezogen. So gibt dieses Buch einen sehr guten Einblick in die komplizierte Symbolik des Buddhismus und ist als Reisebegleiter bestens geeignet. Zu Hause ist es ein wertvolles Nachschlagewerk für Kunstliebhaber und  für jeden am Buddhismus Interessierten.

Birgit Merkelbach 

TU Dortmund, überarbeitet - 28.12.2017 




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