Gabriele Seitz:
Die Bildsprache
des Buddhismus.
Düsseldorf: Patmos 2006, 265 S., Abb., Register
--- ISBN 3-491-72486-4 ---
des Buddhismus.
Gabriele
Seitz, die sich intensiv mit kulturgeschichtlichen Themen u.a. durch
Buchveröffentlichungen und Filme befasst, führt den Leser ein in die komplexe
Bildsprache des Buddhismus und erklärt an zahlreichen Beispielen die
komplizierte Symbolik der buddhistischen Kunst, Darstellungen, Architektur und
rituellen Gegenständen.
In den
drei großen Kapiteln über Hinayana, Mahyana und Vajrayana werden Schritt für
Schritt die wichtigsten Aspekte der buddhistischen Lehre der o.g. drei
Hauptrichtungen dargestellt.
So
kann sich der Leser in die unterschiedlichen regionalen und inhaltlichen
Entwicklungen der buddhistischen Lehre und der zugehörigen Kunst und
Architektur einarbeiten. Dieses Konzept der Darstellung ist gerade für ein
Nachschlagen bestimmter Schlagwörter oder der vertieften Suche bestimmter
Symbolen besonders gut geeignet.
Die reiche Bebilderung macht dieses Buch sehr
abwechslungsreich zu lesen oder auch einfach nur durchzublättern, um hier und
dort hängen zu bleiben. Die abgebildeten Kunstwerke sind detailliert und
nachvollziehbar erklärt. Allgemein verständliche Skizzen, Grundrisse und
Zeichnungen vervollständigen die bildlichen Darstellungen der Kunstwerke.
Beispielhaft
sei die Ikonografie menschlicher
Buddha-Darstellungen hervorgehoben:
Sie ist für ganz Asien gültig. Die Darstellung erfolgt überhöht, übermenschlich und ins Paranirvana (endgültiges Verlöschen) entrückt, also die verborgene Gestalt vermittelnd.
Sie ist für ganz Asien gültig. Die Darstellung erfolgt überhöht, übermenschlich und ins Paranirvana (endgültiges Verlöschen) entrückt, also die verborgene Gestalt vermittelnd.
Der menschliche Körper ist in buddhistischer
Sicht eine zufällige, sich stets wandelnde und vergängliche Konstruktion. Die
Kunst bedient sich hierzu einer abstrahierenden Symbolik, die von Anfang an
jedes Detail der verschiedenen Buddha und anderer Heilsgestalten festlegt.
Dieses sakrale Vokabular der Bildersprache wird belegt durch Schriften,
kanonische Sutras und ikonografische Handbücher.
Hauptmerkmale der Ikonografie sind:
Körperhaltung, Kleidung, Mudras, zugeordnete Symbole (acht Glückssymbole u.
a.), (Lotus-)Thron.
Die Buddhagestalt
selbst entspricht dem Ideal eines übermenschlichen Wesen von vollkommener
Proportion = Mahapurusha, die sich
durch insgesamt
32 große und 80 kleine Merkmale auszeichnet.
32 große und 80 kleine Merkmale auszeichnet.
Merkmale
der Buddha-Darstellungen:
·
Breite
Schultern, schmale Hüften, überlange Arme
·
Lange
Ohrläppchen Kennzeichen der fürstlichen Herkunft
·
Aufrechte
Körperhaltung
·
Goldene
Körperfarbe
·
Nimbus
- Sonnenscheibe, gelb, Gold für Shakyamuni (= Gautama)
·
Strahlenkranz
Glanz der Wahrheit und Weisheit
·
Kräuselfrisur,
antikes Vorbild, versinnbildlicht Beherrschung der Lebensenergie
·
Halbkugelige
Scheitel-Erhebung Ushnisha Symbol der Erleuchtung,
Weisheit mit vielfältig stilistischen regionalen Ausformungen
(spitz, rund, Flamme): die Bedeutung bleibt gleich.
Weisheit mit vielfältig stilistischen regionalen Ausformungen
(spitz, rund, Flamme): die Bedeutung bleibt gleich.
·
Rechtsgedrehte
Locke/Punkt in der Mitte der Augenbrauen (Edelstein, Kristall)
= Weisheitslicht Urna
= Weisheitslicht Urna
·
Augen
oft halbgeschlossen, in Meditation
·
ein-
oder mehr-reihiger Lotosthron, häufigste Darstellung,
Lotos – vielfältige Bedeutung der Reinheit
Lotos – vielfältige Bedeutung der Reinheit
·
Löwenthron
– Kraft, Macht
·
Podest
= Weltenberg Meru
·
Kleidung
schlicht, kein Schmuck, immer barfuß
·
Asanas (Körperhaltungen)
·
Sitzend,
Standardhaltung Lotussitz,
·
liegend
auf der rechten Seite, unterer Fuß leicht vorgeschoben,
Darstellung des Paranirvana oder stehend
Darstellung des Paranirvana oder stehend
·
Mudras = Handgesten,
linke Hand = Weisheitshand, die rechte ist Methodenhand.
linke Hand = Weisheitshand, die rechte ist Methodenhand.
Die Autorin nimmt Zusammenhänge der
verschieden Kunst- und Buddhismus-Richtungen sehr gut auf, so dass der Leser die
Entwicklung der Symbolik leicht nachvollziehen kann. Ebenso werden auch
besondere Darstellungsweisen kleinerer regionaler Gebiete mit in die
Betrachtung einbezogen. So gibt dieses Buch einen sehr guten Einblick in die
komplizierte Symbolik des Buddhismus und ist als Reisebegleiter bestens
geeignet. Zu Hause ist es ein wertvolles Nachschlagewerk für Kunstliebhaber
und für jeden am Buddhismus Interessierten.
Birgit Merkelbach
TU Dortmund, überarbeitet - 28.12.2017
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