Dienstag, 26. Dezember 2017

Indische Gurus: Shirdi Sai Baba und andere Meister

Satpathy, C.B.: Shirdi Sai Baba und andere vollkommene MeisterAus dem Englischen
übersetzt
von Dietrich Kebschull. 2014

Rezension von Reinhard Kirste

Gesamtbersprechung:
Online erschienen
: 04.12.2017

DOI: https://doi.org/10.1515/olzg-2017-0173
Verlag De Gruyter Berlin


Orientalistische Literaturzeitung
2017, Vol. 
112, Heft 6, S. 532-534. 

Rezension - Kurzfassung

Der Autor Chandra Bhanu Satpathy (geb. 1948 in Cuttack, Orissa, Indien), der sich selbst als gurujī versteht und von seinen Anhängern als solcher angesehen wird, arbeitete bis zu seiner Pensionierung 2008 im Polizeidienst. Bereits als Kind kam er mit den Besonderheiten indischer Gurus und den ihnen zugeschriebenen, oft erstaunlichen Wundertaten in Berührung. Besonders aber beeindruckte ihn der Sai Baba (Sāi/Sā̃ī Bābā), bekannt nur unter seinen verschiedenen Ehrentiteln (auch in gehäufter Form, z.B. Śrī Śāīnāth Mahārāj). Der Verehrte wurde 1838 oder 1856 in Shirdi (Śirḍī/ŚirꞋḍī, nahe Bombay/Mumbai) geboren, darum auch sein Name Shirdi Sai Baba. Er starb 1918 ebendort. Über diesen Meister hat Satpathy nun ein Buch verfasst. In seinem Glaubensverständnis sieht er ihn in das göttliche Wirken aller „vollkommenen Meister“ (so die Wiedergabe von sadguru eingebunden ... 
Wer ... Indien erlebt hat, weiß um die Faszination der Extreme, in die die Religion voll integriert ist. So lässt sich Kritik eigentlich nur dort festmachen, wo nach dem Zweck der Wunder gefragt wird. Die Evangelien berichten, dass es Jesus nicht um die Wunder als solche ging, sondern um die Ankündigung der Herrschaft Gottes, des Himmelreiches. Da ‚passieren‘ Wunder oft mehr als erläuterndes Ereignis am Rande wahrer Gotteserkenntnis. So ist für die heutige (christliche) Theologie das Wunder viel stärker Symbol und Ausdruck für zuweilen auch Ungewöhnliches, was unter der Optik eines mythischen Weltbildes sich als göttliches Eingreifen erklären lässt. Hinzu kommt, dass große Persönlichkeiten in vielem über die bürgerliche Alltäglichkeit hinausragen. Das gilt sicher auch für Shirdi Sai Baba und die weiteren vom Autor im Buch  genannten Heiligen.
               Nun gibt es im deutschsprachigen Bereich gar nicht sehr viel wissenschaftliche Literatur zu den im Buch genannten spirituellen Meistern mit ihren Predigten und Wundern. Auch die Angaben im Internet weisen (noch) erhebliche Lücken auf. So wünschte man, dass dieser Lebensgeschichte des Guru, die mit der Brille des Verehrers geschrieben wurde, vielleicht eine achtsame, kritische Untersuchung folgen könnte. Sie müsste fragwürdig anmutende Hintergründe und Einseitigkeiten der devotees ansprechen und könnte damit ein ‚realistischeres Bild‘ von Shirdi Sai Baba zeichnen.



CC

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