Khalid Al-Maaly (Hg.):
Die Arabische Welt.
Zwischen Tradition und Moderne.
19 arabische Intellektuelle, Wissenschaftler, Journalisten, Schriftsteller beschreiben die aktuelle Situation in den arabisch-islamischen Ländern rund ums Mittelmeer: die geschichtliche Entwicklung und die innenpolitischen Verhältnisse: die Machtstrukturen der Herrschenden und ihr Machterhalt, die Opposition, das Volk und die Intellektuellen im Schatten der Regime. Gegenstand der meisten Ausführungen ist ebenso die Rolle Europas und der USA gegenüber diesen Ländern und in der Palästinafrage Die Autoren artikulieren ihre Erwartungen an die Verantwortung Europas und der USA.
Die Arabische Welt.
Zwischen Tradition und Moderne.
Mit Beiträgen von:
Adonis, Assia Djebar, Rafik Schami, Abbas Seydoun,
Edward W. Said, Fatima Mernissi, Mahmoud Darwisch, Nasr Hamid Abu Zaid, Mohammed Arkoun, Abdelwahab Meddeb, Sadik Jalal al-Azm, Abdallah Laroui, Elias Khoury u.a.
Heidelberg. Palmyra 2004, 259 S.
Adonis, Assia Djebar, Rafik Schami, Abbas Seydoun,
Edward W. Said, Fatima Mernissi, Mahmoud Darwisch, Nasr Hamid Abu Zaid, Mohammed Arkoun, Abdelwahab Meddeb, Sadik Jalal al-Azm, Abdallah Laroui, Elias Khoury u.a.
Heidelberg. Palmyra 2004, 259 S.
19 arabische Intellektuelle, Wissenschaftler, Journalisten, Schriftsteller beschreiben die aktuelle Situation in den arabisch-islamischen Ländern rund ums Mittelmeer: die geschichtliche Entwicklung und die innenpolitischen Verhältnisse: die Machtstrukturen der Herrschenden und ihr Machterhalt, die Opposition, das Volk und die Intellektuellen im Schatten der Regime. Gegenstand der meisten Ausführungen ist ebenso die Rolle Europas und der USA gegenüber diesen Ländern und in der Palästinafrage Die Autoren artikulieren ihre Erwartungen an die Verantwortung Europas und der USA.
Die interne Situation
in den arabisch-islamischen Ländern wird in mehreren Beiträgen ausführlich
beschrieben:
die Clan-Herrschaft, die Unterdrückung jeder politischen Opposition, der Stimme der Intellektuellen; die damit zusammenhängende Mythologisierung der Vergangenheit, die Verfälschung historischer Fakten, die Flucht in Verschwörungstheorien, die Vortäuschung von Stärke oder die Verschleierung der Machtlosigkeit, die Ausnutzung der Resignation, Perspektivlosigkeit und Verzweiflung bis hin zur Aktivierung von fundamentalistischen Reaktionen mittels religiöser Interpretation sozialer und politischer Konflikte und die Übernahme fundamentalistischer Begründungen durch die Medien.
die Clan-Herrschaft, die Unterdrückung jeder politischen Opposition, der Stimme der Intellektuellen; die damit zusammenhängende Mythologisierung der Vergangenheit, die Verfälschung historischer Fakten, die Flucht in Verschwörungstheorien, die Vortäuschung von Stärke oder die Verschleierung der Machtlosigkeit, die Ausnutzung der Resignation, Perspektivlosigkeit und Verzweiflung bis hin zur Aktivierung von fundamentalistischen Reaktionen mittels religiöser Interpretation sozialer und politischer Konflikte und die Übernahme fundamentalistischer Begründungen durch die Medien.
Weiten Raum nimmt die
Kritik an der Politik der europäischen Länder ein: dass sie nichts oder wenig
unternehmen, damit Demokratie, Säkularisierung und Menschenrecht in diesen
Ländern eine Chance bekommen. Das Verhalten der europäischen Länder und des
gesamten Westens erscheint aus der Sicht mehrerer Beiträge als von der Absicht
gesteuert, diese Länder in den internen Konflikten und in traditionellen
Strukturen zu belassen, sie nicht als Gleichberechtigte und Partner im
kulturellen Austausch anzuerkennen und ihre Leistungen in den Grundlagen der
europäischen Kulturen zu übergehen. Sie beklagen die europäische Allianz zu den
USA, weil sie es dieser Großmacht ermöglicht, die arabisch-islamischen Länder
in militärischer, wirtschaftlicher und politischer Überlegenheit zu demütigen.
Mitunter wird der innere Zerfall in den Ländern einseitig als Auswirkung der
erlittenen westlichen Gewalt dargestellt. Mehrfach wird nachdrücklich darauf
verwiesen, dass es im Verhältnis des Westens zu den arabisch-islamischen
Ländern nicht um einen Kampf der Kulturen und Wertesysteme/Religionen geht,
sondern dass es sich um einen Konflikt mit wirtschaftlichen, politischen und
medialen Mitteln handelt. Freiheit und Demokratie erscheinen im Banne
politischer und wirtschaftlicher Interessen des Westens; Dogmatismus,
Absolutheitsansprüche, die Angst vor Kritik allgemein und vor historischer
Kritik im Besonderen bestärken den Westen in seinem Misstrauen, gegenüber einer
mögliche Koexistenz von Demokratie und Islam.
Der abschließende
Beitrag des Schriftstellers Rafik Schami beschönigt in keiner Weise die
Lage in den arabisch-islamischen Ländern und die Verantwortung Europas und der
USA, wie sie in den anderen Beiträgen beschrieben wurde. Er konkretisiert in
Ansätzen – indem er über die pauschalierenden Forderungen in anderen Beiträgen
hinausgeht und auch die inzwischen verfahrene Lage in den Ländern
berücksichtigt – mögliche Alternativen: in welcher Weise Europa und die USA
eine Wende zu Demokratie und Frieden herbeiführen könnten. Er fordert von
Europa eine kritische Annäherung an die arabisch-islamischen Länder (ähnlich
der, wie sie es gegenüber den vom kommunistischen Regime beherrschten
osteuropäischen Ländern praktiziert haben) in Form eines humanistischen
Angebots zur Zusammenarbeit.
Das kann geschehen
durch:
· Unterstützung und
Befähigung der demokratischen Opposition, nicht der herrschenden Clans
· ein eigenständigeres
Verhalten Europas zu den USA (als Freund nicht als Sklave).
Durch die kritische Annäherung Europas in Form der Unterstützung der demokratischen Opposition würde es den Herrscherclans in diesen Ländern nicht mehr genügen, sich der schützenden Obhut der USA zu bedienen.
Zudem wäre Europa in einer derartigen aktiven Rolle nicht mehr in der hergebrachten Form den Allianzzwängen ausgeliefert.
Durch die kritische Annäherung Europas in Form der Unterstützung der demokratischen Opposition würde es den Herrscherclans in diesen Ländern nicht mehr genügen, sich der schützenden Obhut der USA zu bedienen.
Zudem wäre Europa in einer derartigen aktiven Rolle nicht mehr in der hergebrachten Form den Allianzzwängen ausgeliefert.
Alois
Weidacher, Unterschleißheim
Zuerst erschienen in.
Reinhard Kirste / Paul Schwarzenau / Udo Tworuschka (Hg.): Europa im Orient - Der Orient in Europa.
Religionen im Gespräch, Bd. 9 (RIG 9). Balve: Zimmermann 2006, S. 492-493
Reinhard Kirste / Paul Schwarzenau / Udo Tworuschka (Hg.): Europa im Orient - Der Orient in Europa.
Religionen im Gespräch, Bd. 9 (RIG 9). Balve: Zimmermann 2006, S. 492-493
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