Atar Livneh:
Studies on Jewish and Christian
Historical Summaries
from the Helleneistic and
Early Roman Periods
Studies on Jewish and Christian
Historical Summaries
from the Helleneistic and
Early Roman Periods
Contributions to Biblical Exegesis & Theology 95.
Leuven: Peeters
2019, XVI, 183 pp., Appendices, Indices --- ISBN 978-90-429-3967-7 ---
Leuven: Peeters
2019, XVI, 183 pp., Appendices, Indices --- ISBN 978-90-429-3967-7 ---
--- English summary at the end of the review
--- Résumé français au bout du compte rendu
--- resumen en español al final del reseña >>>
--- Résumé français au bout du compte rendu
--- resumen en español al final del reseña >>>
Was sagen historische Zusammenfassungen
biblischer Themen durch spätere Generationen über diese aus? Die
Bibelwissenschaftlerin und Archäologin Atar Livneh von der Ben Gurion
Universität des Negev in Beer-Sheva [https://scholars.bgu.ac.il/display/livnehat]
legt den Fokus ihrer Arbeit auf diese Frage. Sie
hat über vierzig Texte von biblischen Zusammenfassungen ausgewählt, die sie
unter den Gesichtspunkten der kulturellen Zusammenhänge in der damaligen
römischen Welt und der Kulturepoche des Hellenismus analysiert. Wie sind die
verschiedenen Typen der Geschichtsschreibung jener Epoche zu beurteilen:
Genealogien, Listen mit Beispielerzählungen, Apokalyptisches?
Schwerpunkte
ihrer kommentierten Zusammenstellungen
sind neben den Texten aus der hebräischen Bibel:
sind neben den Texten aus der hebräischen Bibel:
- Die Biblischen Altertümer des Pseudo-Philo (Liber Antiquitatum Biblicarum = LAB) aus dem 1./2. Jahrhundert n.Chr. Weiteres: https://en.wikipedia.org/wiki/Pseudo-Philo
- Die Jüdischen Altertümer (Antiquitates judaicae):https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCdische_Altert%C3%BCmer
- Der Jüdische Krieg (Bellum udaicum: https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCdischer_Krieg_(Flavius_Josephus)
des jüdischen Geschichtsschreibers Flavius Josephus (37/38 – nach 100 n. Chr.):
https://de.wikipedia.org/wiki/Flavius_Josephus
Weitere
Themenkomplexe sind besonders die biblischen Pseudepigraphen (Apokryphen). So
kommen u.a. zur Sprache die Ergänzungen zum Buch Esther, das Buch Weisheit
(„Weisheit Salomos“), 2. Baruch, ferner der Geschichtsschreiber Demetrius von Kallatis
(3./2. Jh. v. Chr.), das Buch der Jubiläen, 4. Esra, die Makkabäerbücher sowie
die Schriftrollen aus Qumran vom Toten Meer. Texte aus dem Neuen Testament werden
ebenfalls einbezogen und natürlich wichtige rabbinische Werke, so aus der
Mischna, der Basis des Talmud, aber auch direkt aus dem Babylonischen Talmud.
Bei der frühen christlichen Tradition beschäftigt sich die Autorin vergleichend besonders mit dem
1. Klemensbrief. Selbstverständlich zieht sie zum Vergleich auch Beispiele aus der griechisch-römischen Literatur heran, z.B. Aristoteles, Demosthenes, Epikur, Euripides und Seneca (vgl. den ausführlichen Quellenindex, S. 169–183).
Bei der frühen christlichen Tradition beschäftigt sich die Autorin vergleichend besonders mit dem
1. Klemensbrief. Selbstverständlich zieht sie zum Vergleich auch Beispiele aus der griechisch-römischen Literatur heran, z.B. Aristoteles, Demosthenes, Epikur, Euripides und Seneca (vgl. den ausführlichen Quellenindex, S. 169–183).
Livneh geht nun
so vor, dass sie zuerst Zusammenfassungen des Deborahliedes (vgl. Richter 4 und
5) in den Biblischen Altertümern (LAB)
untersucht (Kapitel 1). Sie kommt zu dem Schluss, dass der anonyme Autor in
Abhängigkeit des Deuteronomiums und der Samuelbücher schreibt. Seine
Darstellung – wie die weiterer anderer Zusammenfassungen – zielen darauf ab,
die Erwählung Israels und den Gottesbund mit dem Volk zu betonen. Es handelt
sich nicht nur um konkrete Ereignisse sondern als ein „historical organizing
principle“, denn Gott kommt durch die Geschichte hindurch seinem Volk zur Hilfe
(S. 52).
Ähnlich sieht es
in der Geschichte von Mose am Sinai aus (Kapitel 2). Die zugrunde liegenden
Zusammenfassungen in den Jüdischen
Altertümern des Josephus mit einer Fülle von biblischen Bezugstexten werden
neben der Moserede am Sinai in Exodus 19-20 im Deuteronomium gewissermaßen gespiegelt.
Sie zeigen die gezielte Auswahl und die Konstruktionsweise des Josephus, der faktisch
eine interkulturelle Einfärbung vornimmt. So erhalten seine hellenistisch
orientierten Leser eine Moserede, die ihnen gerade in ihrer Relation zu
zeitgenössischer Literatur gefallen sollte. Dann lenkt Livneh den Fokus auf Abraham.
Er erscheint in verschiedenen historischen Zusammenfassungen der
hellenistischen und frühen römischen Periode, also etwa vom 3. Jahrhundert v.
Chr. bis zum 1. Jahrhundert n. Chr. (Kapitel 3). Abraham, Sarah, Isaaks
Opferung, Esau (mit den biblischen Bezügen Genesis 1-15; 22, Numeri 20,15-16,
Deuteronomium 4,37-38; 26,5-6, Josua 24,
Nehemia 9 u.a.) tauchen in vielen außerbiblischen Texten auf (vgl. dazu
besonders die Übersicht, S. 93). In ihrer Tendenz ähneln sich die biblischen
und außerbiblischen Texte außerordentlich. Die Zusammenfassungen zeigen
insgesamt aber eine reichhaltigere Darstellung, die mit einem zunehmenden
biographischen Interesse für die dargestellten biblischen Personen aus der
Vätertradition einhergeht und dabei auch die Frauen stärker ins Blickfeld
rückt.
Anderen Trends
in außerbiblischen Zusammenfassungen widmet sich die Autorin in Kapitel 4:
Genealogien, Chronologien, Darstellung historischer Episoden. Dabei werden als Prinzipien
der Vergleich zwischen schlechten und guten Beispielen genutzt, ferner ergibt
sich oft auch eine Aufteilung in die früheren und in die neueren Perioden sowie
entsprechend strukturiert das Lob für die „Väter“. Schließlich sei noch die
apokalyptische Historiographie erwähnt (z.B. Henoch, 4. Esra). Man beachte,
dass bei den nachbiblischen Lesern ein verändertes Interesse vorherrscht. Die Genealogie als Bezugsquelle zu den
Vorfahren und das Beispiel im Sinne
des konkretisierenden Nachvollziehens spielen darum eine wichtige Rolle.
In ihren Schlussfolgerungen
(Kapitel 5) betont die Autorin: Die lange Geschichte von Israels Vergangenheit
hat die Sichtweise der Späteren deshalb verändert, weil sie in einem anderen Kontext
lebten und die literarischen Muster auch ihrer Umgebung aufnahmen. Aus diesem
Grunde unterscheiden sich logischerweise biblische und außerbiblische
Zusammenfassungen derselben Ereignisse. Die biblischen Zusammenfassungen
entwickeln sich somit zum dynamischen Modell. Verallgemeinernd kann man sagen: Die
Entwicklung von historischen Zusammenfassungen hin zu einem eher heroischen
Ansatz entspricht dem biographischen Interesse, das in der griechisch-römischen
Literatur der hellenistischen und frührömischen Zeit zum Ausdruck kommt (S.
145).
Resümee:
Zusammenfassungen der Geschichte Israels im Horizont hellenistisch-römischer Kulturbegegnung
Die israelische Bibelwissenschaftlerin und Archäologin Atar Livneh (Universität Beer Sheva) präsentiert und beschreibt in diesem Buch Texte, die allgemein wenig bekannt sein dürften und doch eine Besonderheit darstellen: Zwischen dem 3. Jahrhundert v. Chr. und dem 1. Jahrhundert n. Chr. entstanden kurze Berichte bzw. Nacherzählungen über die israelische Geschichte. Außerdem gibt es Narrative bzw. Erzählzusammenhänge, die man nicht im hebräischen Bibelkanon findet. Die Autoren sind sowohl Juden als auch Christen. Sie schreiben in hebräischer, aramäischer oder griechischer Sprache. Die Bearbeitung der einzelnen biblischen Erzählkomplexe durch die Späteren führt zu einer neuen Erzählkultur mit Chronologien, Genealogien, der Darstellung bestimmter Episoden und apokalyptischer Geschichtsschreibung. Die jeweiligen heldenhaften Personen – Moses, Deborah, Abraham, Sara u.a. – treten stärker als bisher in den interkulturell erweiterten Zusammenhang der universal wirkenden hellenistisch-römischen Kultur.
Zusammenfassungen der Geschichte Israels im Horizont hellenistisch-römischer Kulturbegegnung
Die israelische Bibelwissenschaftlerin und Archäologin Atar Livneh (Universität Beer Sheva) präsentiert und beschreibt in diesem Buch Texte, die allgemein wenig bekannt sein dürften und doch eine Besonderheit darstellen: Zwischen dem 3. Jahrhundert v. Chr. und dem 1. Jahrhundert n. Chr. entstanden kurze Berichte bzw. Nacherzählungen über die israelische Geschichte. Außerdem gibt es Narrative bzw. Erzählzusammenhänge, die man nicht im hebräischen Bibelkanon findet. Die Autoren sind sowohl Juden als auch Christen. Sie schreiben in hebräischer, aramäischer oder griechischer Sprache. Die Bearbeitung der einzelnen biblischen Erzählkomplexe durch die Späteren führt zu einer neuen Erzählkultur mit Chronologien, Genealogien, der Darstellung bestimmter Episoden und apokalyptischer Geschichtsschreibung. Die jeweiligen heldenhaften Personen – Moses, Deborah, Abraham, Sara u.a. – treten stärker als bisher in den interkulturell erweiterten Zusammenhang der universal wirkenden hellenistisch-römischen Kultur.
English Abstract:
Summaries of the history of Israel in the horizon of Hellenistic-Roman cultural encounter
Summaries of the history of Israel in the horizon of Hellenistic-Roman cultural encounter
In this book, the Israeli
biblical scholar and archaeologist Atar Livneh (University of Beer Sheva) presents
and describes texts that are probably little known to the general public, but
which nevertheless represent a special feature: Between the 3rd century B.C.
and the 1st century A.D. short reports or renarrations of Israel’s history were
written. There are also stories or narrative contexts that are not found in the
Hebrew biblical canon. The authors are both Jews and Christians. They write in
Hebrew, Aramaic or Greek. The treatment of the individual biblical narrative
complexes by the later ones leads to a new culture of stories with
chronologies, genealogies, the presentation of certain episodes and apocalyptic
historiography. The respective heroic characters – Moses, Deborah, Abraham,
Sara and others – enter more strongly than before into the interculturally
expanded context of the universal Hellenistic-Roman culture.
Résumé français:
Sommaires de l'histoire d'Israël à l'horizon de la rencontre culturelle hellénistique-romaine
Sommaires de l'histoire d'Israël à l'horizon de la rencontre culturelle hellénistique-romaine
Dans ce livre, le
bibliste et archéologue israélien Atar Livneh (Université Beer Sheva) présente
et décrit des textes qui sont probablement peu connus du grand public, mais qui
représentent néanmoins une particularité: Entre le IIIe siècle avant J.-C. et
le Ier siècle après J.-C., de brefs rapports ou récits de l'histoire d'Israël
ont été écrits. Il existe également des récits ou des contextes narratifs qui
ne se trouvent pas dans le canon biblique hébraïque. Les auteurs sont à la fois juifs et chrétiens. Ils écrivent en hébreu,
en araméen ou en grec. Le traitement des différents complexes narratifs
bibliques par les derniers conduit à une nouvelle culture des récits avec des
chronologies, des généalogies, la présentation de certains épisodes et une
historiographie apocalyptique. Les personnages héroïques respectifs – Moïse,
Déborah, Abraham, Sara et d'autres – entrent plus fortement qu'auparavant dans
le contexte interculturel élargi de la culture hellénistique et romaine
universelle.
Resumen en español:
Compendios de la historia de Israel en el horizonte del encuentro cultural helenístico-romano
Compendios de la historia de Israel en el horizonte del encuentro cultural helenístico-romano
En este libro, el erudito bíblico y arqueólogo israelí
Atar Livneh (Unbiversidad Beer Sheva) presenta y describe textos que
probablemente son poco conocidos por el público en general, pero que
representan una característica especial: entre el siglo III a.C. y el siglo I
d.C. se escribieron breves informes o relatos de la historia israelí.
También hay narraciones o contextos narrativos que no se encuentran en el canon bíblico hebreo. Los autores son tanto judíos como cristianos. Escriben en hebreo, arameo o griego. El tratamiento de los diferentes conjuntos narrativos bíblicos por parte de los últimos, conduce a un nuevo conocimiento sobre los relatos, con cronologías, genealogías, presentación de ciertos episodios e historiografía apocalíptica. Los respectivos personajes heroicos – Moisés, Débora, Abraham, Sara y otros – entran con más fuerza que antes en el contexto interculturalmente expandido de la cultura universal helenístico-romana.
También hay narraciones o contextos narrativos que no se encuentran en el canon bíblico hebreo. Los autores son tanto judíos como cristianos. Escriben en hebreo, arameo o griego. El tratamiento de los diferentes conjuntos narrativos bíblicos por parte de los últimos, conduce a un nuevo conocimiento sobre los relatos, con cronologías, genealogías, presentación de ciertos episodios e historiografía apocalíptica. Los respectivos personajes heroicos – Moisés, Débora, Abraham, Sara y otros – entran con más fuerza que antes en el contexto interculturalmente expandido de la cultura universal helenístico-romana.
Traducción española: Dr. José María Vigil, Ciuadad de Panamá
Reinhard Kirste
Rz-Livneh-Jews-Historical-Christ-Summ, 24.02.2020
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen