München: C.H. Beck 2020, 936 S., 6 Abb., 7 Karten --- ISBN 978-3406756191---
Für den
Herausgeber Andreas Fahrmeir, geboren 1969 in Frankfurt am Main, Professor für
Neuere Geschichte an der Goethe Universität Frankfurt am Main, ist der „globale
Blickwinkel“ in der deutschen Geschichtswissenschaft weniger revolutionär als
in anderen Ländern; denn diese geht „spätestens seit den 1970er Jahren [...]
überwiegend kritisch“ mit dem eigenen nationalen Erbe um. Nun ist
Nationalgeschichte aus der Mode gekommen und seit den 1990er Jahren brachten
die Erfahrungen der "Globalisierung" und damit die zunehmenden
grenzüberschreitenden Verflechtungen im ökonomischen wie kulturellen Bereich
sowie die Migrationsbewegungen einen anderen Blick auf Geschichte mit sich. In
der jüngeren Geschichtswissenschaft hat sich eine Richtung entwickelt, die sich
explizit gegen die Nationalgeschichte wendet. Staat, Gesellschaft, Wirtschaft
und Kultur, aber eben auch Geschichte, waren vom späten 19. Jahrhundert bis um
das Jahr 2000, zunächst in Europa und dann weltweit, nur im nationalen Rahmen
denkbar. Nationalgeschichte war seit dem späten 19. Jahrhundert die dominante
Form der Geschichtsschreibung, nicht nur in Europa. Sie definierte sich als die
Verbindung von Staatsvolk, Staatsgebiet und legitimer Staatsgewalt.
Doch
eine "historiographische Revolution" und die Hinwendung zu
transnationalen und globalen Perspektiven veränderte die bisherige Situation.
Den Ausgangspunkt bildete vor allem die US-amerikanische und britische
Geschichtswissenschaft in Verbindung mit Historikern und Historikerinnen aus
den ehemaligen Kolonien. In der Globalgeschichte geht es nicht um Welt- oder
Universalgeschichte, auch nicht um die geografische Ausdehnung des Gegenstands.
Unter Einbeziehung deutscher Erfahrungen zunehmender globaler Verflechtung
sowohl im Bereich von Wirtschaft und Finanzen als auch in den Bereichen
Mobilität, Kommunikation und Kultur seit den 1980er Jahren bewirkten dieses
besondere Konzept der "Globalgeschichte".
Anstoß für das
vorliegende Buch war
Patrick Boucheron (dir.):
Histoire mondiale de la France.
Paris: Seuil, 2017, 800 pp.
Ein
Autoren-Kollektiv setzte dieses ambitionierte Projekt um: [„122 historiennes ... projet éditorial ambitieux“ - https://www.franceculture.fr/oeuvre/histoire-mondiale-de-la-france]
Il propose une vision originale de l'histoire de France en la reliant à
celle du monde à travers 146
dates correspondant à autant d'événements. Cette
démarche associe donc une approche chronologique propre à séduire le grand
public et une exigence scientifique au plus près des renouvellements historiographiques contemporains (histoire globale, histoire croisée, histoire connectée...). Patrick Boucheron a pu mener à bien cette entreprise éditoriale
grâce à 122 collaborateurs (132 pour les versions en poche et illustrée) en
l'occurrence l'European Review of
History: Revue
européenne d'histoire (en).
2017
folgten in Italien „Storia mondiale
dell’Italia“ und danach in 2018 „Wereldgeschiedenis
van Vlaanderen“ sowie „Història
mundial de Catalunya“ und „Historia
mundial de España“ als Werke zu einer "Denationalisierung" des
historischen Blicks.
Fahrmeirs
Sammelband skizziert nun zentrale Ereignisse der deutschen Geschichte in ihrem
globalhistorischen Kontext. Die 177 Aufsätze von 172 renommierten Autoren, alle
kaum fünf Seiten umfassend, sind chronologisch und in sechs Kapiteln
kalendarisch strukturiert. Dabei ist jedem Ereignis eine bestimmte Jahreszahl
als Zeitrahmen zugeordnet.
Kapitel I: Avant la lettre: Es skizziert, wie die
globalen Verbindungen entstanden sind und wie sie sich heute gestalten. Hermann
Parzinger (S. 26ff) beginnt 400.000 v Chr. und skizziert Migrationsbewegungen
bis zur indoeuropäischen Einwanderung nach Deutschland/Europa. Das Beispiel Talheim
als erstes Massaker in Europa (S. 31ff.) und weitere Ereignisse stellen
„aufgrund einer allgemeinen Krise und zunehmender kriegerischer
Auseinandersetzungen um Land, Ressourcen und Nachkommenschaft … auch religiöser
Fanatismus ... das lange vorherrschende Narrativ eines friedlichen
Neolithikums, zunehmend infrage.“
Danach folgt die – aktuell bemerkenswerte – internationale Diskussion um die
Himmelsscheibe von Nebra (S. 36 ff): Sie zeigt Bezüge zur Sonne als dem
Gestirn zur Bestimmung der Lage des Sonnenjahres mit seinen für unsere Breiten
üblichen Wechsel der Jahreszeiten. Doch noch immer bleiben viele Fragen offen:
wie und in welchen rituellen Kontexten hat man sie benutzt, etc. „The Nebra disk gained worldwide fame when it was first unveiled in
2002. It was included in UNESCO’s Memory of the World Register, a list of the
world’s most treasured cultural artifacts”(Washington Post).
Weiteres zur Himmelsscheibe in Nebra: https://religiositaet.blogspot.com/search?q=Nebra
In der Folgezeit waren diese Beziehungen differenzierter
und sind hier spannend präsentiert, und zwar im wechselvollen Verhältnis von
Römern und Germanen: Die Varusschlacht (S. 40ff.), die Miltärstützpunkte wie
z.B. Haltern in Westfalen und Waldgirmes in Hessen usw. (S. 45ff.) sowie in
großem Ausmaß Trier (S. 50ff.) und schließlich – „Wie Köln zu seinem Namen kam“
(S. 55ff).
Römerlager Aliso (?) in Haltern: https://de.wikipedia.org/wiki/Aliso |
Kapitel II: Vom Paradies und von der Welt -
Mittelalter
Diese Zeitphase ist besonders geprägt durch die Konkurrenz von Christen und
Muslimen zur Aufteilung der Welt, eines der wichtigsten Leitmotive des
„globalen“ Mittelalters“ (S. 80). Der Mediävist Johannes Fried
(S. 72ff.)
beschreibt das Geschenk des Kalifen Abu Abbas, der legendäre Elefanten, und die
Gesandtschaft Karls des Großen an den Kalifenhof des Hârûn al-Rašid.
Vgl.: DRESSEN, Wolfgang /
MINKENBERG, Georg / OELLERS, Adam C. (Hg.):
EX ORIENTE: Isaak und der weiße Elefant. Bagdad-Jerusalem-Aachen.
Eine Reise
durch drei Kulturen um 800 und heute.
Katalogbuch in drei Bänden zur
Ausstellung in Rathaus,
Dom und Domschatzkammer Aachen vom 30.06.-28.09.2003
Vgl. die Literaturübersicht:
https://buchvorstellungen.blogspot.com/2020/07/einblicke-in-die-geschichte-der-orient.html
Begegnungen
Deutscher im Osten mit Polen werden besprochen (S.81 ff., Frieden von Merseburg
1013) und die Bedeutung des Jahres 1000 herausgehoben (vgl. dazu das Buch von Valerie
Hansen, s.u. Anlage 3).
Die wirkungsgeschichtliche bedeutsame Gründung der Universität in Prag im Jahr
1348 kommt als ein neues Bildungsmodell in den Blick.
Kapitel III: Es werde Licht? Ein Land im
Aufbruch – Frühe Neuzeit
Es wird
deutlich, welche materiellen und geistigen Möglichkeiten sich mit der Öffnung
zur Welt verbanden, wenn wir die Handelsimperien der Fugger und Welser
betrachten oder uns die Geburt Deutschlands aus dem Geist des Humanismus bzw.
die Inspiration Dürers durch seine Reise nach Venedig vor Augen führen. Doch
nicht nur Segnungen durch Kunst und Kultur gingen mit der zunehmenden
Vernetzung Deutschlands und der Welt einher: Bespiele sind auch die Anfänge der
deutschen Auswanderung nach Nordamerika mit Germantown (S. 223 ff) und Maria
Sibylla Merians Expedition nach Surinam (S. 232 ff). Später erweitern dann
Bildungsreisen (18. Jahrhundert) Erfahrungshorizonte für Erwachsene und Kinder.
Diese sind z.T. bereits in frühester Jugend wie Kind Mozart (S. 262 ff.)
privilegiert. In den weiteren Beiträgen begegnen sich Friedrich II. und Joseph
I. – 1769 auch im Kontext der Musik (S. 266 ff.). Interessant ist auch Mulsows
Studie (S. 271ff) über den Illuminatenorden, bezogen auf das Jahr 1776, ein
Lieblingsobjekt von Verschwörungstheorien. Dieser wurde übrigens 1785 verboten. Allerdings werden die Brüder Humboldt 1800 nicht adäquat
gewürdigt (Chimborazo etc...Reisezeiten).
Überzeugender wirkt der Aufsatz von Werner Plumpe:
Fernsicht aus Benediktbeuren
1805 (S. 313ff).
Kapitel IV.: Das lange Jahrhundert der
Revolutionen – Das 19. Jahrhundert
Nicht
alle Beiträge können hier gewürdigt werden, aber es sei immerhin auf Folgendes
hingewiesen: Beginnend mit der Schlacht von Malmy im Revolutionsjahr 1792 kommt gleichzeitig – [aber sehr knapp
gehalten – und das im Jubiläumsjahr 2020!] Beethoven erobert die Welt zur
Sprache. Im Horizont der Jahre 1794ff – geht es um das Schicksal von Hunderttausenden
deutscher Söldner im Dienste Napoleons, die unter französischen Fahnen ein
Nationalgefühl entwickelten. Im Blick auf 1833 schildert
Fahrmeir, wie Goethes Werke auf den englischen Markt kamen. Sehr lesenswert ist
im Blick auf das Jahr 1904 der Aufsatz von
F.W. Graf, in dem er zeigt, wie Max Webers Protestantische Ethik faktisch
den globalen Kapitalismus erklärt.
Kapitel V: Das Zeitalter der Weltkriege
Die
Erfahrungen von Krieg und Gewalt führt in die Zeit nach dem Dreißigjähriger
Krieg, in die Zeitphase des deutschen Kolonialismus in Afrika. Hier wird zugleich
deutlich, dass Kaiser Wilhelm II. Krieg gegen seine Cousins im Schicksalsjahr
1914 führt (S. 501ff). Thematisiert wird auch das Armeniermassaker, die Löwener
Bibliothek und die Spanische Grippe. In der Folge der Globalität des
Versailler Vertrages 1919 folgen Aufstieg und Abstieg: Weltwirtschaftskrise
1931, die Bedeutung Einsteins und der Exodus deutscher Wissenschaftler bereits 1933.
Im Zusammenhang des Jahres1940 (S. 624ff) skizziert S. Steinbacher prägnant Ausschwitz- Ein deutsches
Konzentrations- und Vernichtungslager der IG Farben, sowie basierend auf
der Wannsee-Konferenz 1942 den dort präzise geplanten Holocaust.
Kapitel VI: Erfolge und Gefahren in einer
verflochtenen Welt
Gut
dargestellt wird für das 20. und 21. Jahrhundert die immer enger werdende
Verbindung Deutschlands und der Welt mit dem Wirtschaftswunder (Schlüsseljahr 1950,
S. 691 ff) bis hin zum Mexico-VW-Käfer dem Jahr 1964 zugeordnet (s. Titelbild) als Mobilität für die Welt. Auch begeisternde Sportereignisse:
Fußball 1954 und 2014, Tennis 1985 und die Deutschen als Grenzen überwindende
Reiseweltmeister (etwa im Jahr 2015, S.869 ff.) sind schön dargestellt.
Hedwig Richter schreibt im Horizont von 1975 (S. 755ff.), dass der Ökumene-Diskurs
der 1970er Jahre „Antirassismus“ sei und
zum „vergifteten Angebot der sozialistischen Machthaber [...] an die
ostdeutschen Kirchen“ gehöre. Heute stehen der Postkolonialismus und die Neue
Seidenstraße im Fokus. Andreas Rödder im Blick auf 1989 (S. 784ff.) schreibt
dass das„ Ende des Ost-West-Konflikts... keineswegs an sein Ende gekommen“ sei,
weil Putin „den Untergang der Sowjetunion [...] und damit die noch bestehende
geopolitische Ordnung von 1990 zu revidieren“ will.
Dominik
Geppert mit Blick auf 1996 (S. 798ff.) skizziert die europäische Währungsunion
in einer globalisierten Welt und folgert: der Euro war nicht „Deutschlands
Preis für die Einheit“. Denn die ersten Planungen für die europäische
Währungsunion sind aus den 1970er Jahren. Paul Nolte mit Zuspitzung auf das
Jahr 2001 (S. 810ff.) zeigt vorbildlich, wie Jürgen Habermas
„altdeutsch“-metaphysische und westlich-rationalistische Denktraditionen
miteinander verknüpft. Patrick Bahner im Zusammenhang des Jahres 2010, S. 835
ff.) schildert u.a. Thilo Sarrazins Ideen. In der Energiewende von 2011
(S. 840ff) und im Horizont von 2015: Automobilindustrie und Globalisierung
(M. Grieger, S. 854 ff) treten Nachhaltigkeit und „Techlash“ als Kritik an der Marktmacht von
Internet-Konzernen wie Google, Amazon und Facebook. gerade angesichts
des Klimawandels in den Vordergrund (vgl. unten Anlage 2).
A.
Cammann (2018, S. 881ff ) schildert schön Kurt Masur als Dirigent aus der DDR
am 9.10.1989 in Leipzig im Kontext der musikalischen Traditionen
Mitteldeutschlands sowie seinem globalen Wirken 1991 als Chefdirigent der New
York Philharmonics und von 2000 bis 2007 der London Philharmonics und seine
parallele Tätigkeit im Orchestre National de France.
Ergänzend
sei hier angemerkt, dass als europäisches Netzwerk das Symposium „Curating
Diversity in Europe" neu für die Stärkung von Diversität im Bereich der
zeitgenössischen Musik und Klangkunst kürzlich (25.9.2020) eintrat. Dieses
verstand sich online und vor Ort als eine Plattform, um in Zeiten beschränkter
internationaler Begegnungen und nationalistischer Strömungen den Diskurs über
Diversität in der zeitgenössischen Musik in Europa lebendig zu halten und
Transformationspotentiale zu entwickeln. Im Fokus stand die Aufgabe, Machtstrukturen
und eurologische Denkmuster kritisch zu hinterfragen und zur Neuausrichtung u.a.
politische oder partizipative Strategien in den kuratorischen Entscheidungsakt zu
implementieren:
Programm >>> --- Sounds Noe Project >>>
Gegen Ende des Buches skizziert Andreas Fahrmeir das bisherige
Jahr 2020
(S. 888ff., ab dem 18.3.): „Ein Virus unterbricht die
Globalisierung“ –
die Corona-Pandemie dominiert das Leben in Deutschland und weltweit.
Dabei begeht Fahrmeir eilend eine erhebliche Fehleinschätzung: „Vertrauen in
die zuständigen Disziplinen der Virologie und Gesundheitsökonomie ...
Psychologen, Ökonomen, deren Stimmen in Deutschland kaum gehört wurden, während
sie in Großbritannien, den USA und vor
allem in Schweden stärker konsultiert wurden“ (S. 891). Dem muss entgegengehalten
werden: Bisher ist Deutschland global
betrachtet besser als viele andere Staaten dem Virus begegnet: Das Robert
Koch-Institut meldete – anders als in den USA usw – bei den täglich gemeldeten
Neuansteckungen maximal 6000 Infektionen pro Tag. Danach sanken die
Neuinfektionen deutlich und stiegen Ende September auf 1500–2300 pro Tag.
https://www.rki.de/DE/Home/homepage_node.html und https://coronavirus.jhu.edu/map.html
Das
Gesundheitssystem ist in der folgenden kalten Jahreszeit für das erwartete
Zusammentreffen von Pandemie und Grippesaison zu rüsten. Die Luftfahrtbranche
befürwortet Schnelltests vor dem Abflug, um den brach liegenden Flugverkehr
wieder zu beleben und Quarantäneregeln ersetzen. Daher hat die Corona-Pandemie
erhebliche Auswirkungen auf Deutschlands größten Flughafen, Frankfurt/M.:
Fraport will 4000 Arbeitsplätze abbauen und die Fertigstellung von Terminal 3
verschieben.
Abschließend folgt J.
Kaube (S. 892ff.) mit dem Beitrag ... auf Dauer geschlossen (im Jahre 20XX). Er diskutiert Ausbau und
Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens BER zum internationalen
Drehkreuz samt Anschluss für den Flugzeugtyp Airbus A 380. Dieser hat den Bau
nachhaltig in Verzug gebracht. Denn alle 14 Airbus-A380 der Lufthansa
-Symbol deutscher Globalgeschichte – stehen durch Covid 19 für immer am
Boden: "Die Weltwirtschaft wird anders aussehen und eine kleinere
Lufthansa ..." wird die Folge sein, so LH-Chef Spohr. Bilanz: In der Corona-Krise zeigen sich
deutlich die Charaktere von Menschen, daher gilt: confidence for the future!
Generell scheint in
Europa und weltweit eine Rückbesinnung auf die Nation und ihre Interessen zu
erfolgen. Es sind mehr und mehr nationalistische Töne wahrzunehmen. Handelt es
sich um die Wiederkehr des überwunden geglaubten Nationalismus? Es seien nur
als Beispiele genannt: Der Hindu-Nationalismus – Indien auf dem Weg in einen
Hindu-Staat? Die neue Diasporapolitik der Türkei im Blick auf die
Türkeistämmigen in Deutschland.
Mein
Resultat: Ein exzellentes
Buch,
empfehlenswert für alle, die sich mehr mit Deutschlands globaler Rolle und mehr
beschäftigen wollen. Sämtliche Beiträge
dieses Sammelbands zeigen ihn zugleich als Charakter eines Handbuches und
bieten viel Lesenswertes sowie bisher nicht genügend Wahrgenommenes.
Anlagen
Anlage 1:.
In einer großen archäologischen Übersichtsausstellung Germanen – Eine archäologische Bestandsaufnahme in der
JAMES-SIMON-GALERIE Berlin vom 18.09.2020 bis 21.03.2021 stehen erstmals die
Germanen im Mittelpunkt einer großen archäologischen Übersichtsausstellung:
https://www.museumsportal-berlin.de/de/ausstellungen/germanen.
Das Museum für Vor- und Frühgeschichte zeigt in
Kooperation mit dem LVR-Landesmuseum Bonn diese Sonderausstellung. Während
im Neuen Museum die wechselhafte Geschichte der Germanenforschung und
-rezeption präsentiert wird, sind in der aus Anlass der Ausstellung
wiedereröffneten James-Simon-Galerie über 700 Exponate, darunter
zahlreiche Neufunde und hochrangige Leihgaben aus Deutschland, Dänemark, Polen
und Rumänien zu sehen. Auch die allgemein als Wikinger
benannten Gruppen in Nordeuropa waren genetisch nicht nur Skandinavier; und sie
sahen auch nicht alle typisch nordisch aus. Das ist das Ergebnis von
genetischen Analysen der Überreste von mehr als 300 Menschen der
Wikingerzeit. Bei der jetzt in der Zeitschrift »Nature« veröffentlichten
Studie handelt es sich um »die bisher umfangreichste DNA-Analyse an Wikingern« .
Gegliedert in sieben Kapitel gibt die Ausstellung in der James-Simon-Galerie
Einblicke in die Archäologie jener Gemeinschaften, die zwischen dem 1. Jh. v.
Chr. und dem 4. Jh. n.Chr. die Gebiete rechts des Rheins und nördlich der Donau
besiedelten. Julius Cäsar prägte den Begriff „Germanen“ als Sammelbezeichnung
und Ordnungsgröße. Spektakuläre Funde wie auch einfache Gebrauchsgegenstände
zeichnen das Bild einer agrarisch ausgerichteten Gesellschaft mit einer
überregional vernetzten Oberschicht, wie durch die vor allem in üppig mit
Edelmetall und römischen Importen ausgestatteten Gräbern sichtbar machen:
Bericht Deutsche Welle, 20.09.2020: Die Germanen kommen! Ausstellung in Berlin
Zur
Ausstellung erschien ein Katalog im
Verlag WBG-Theiss, Darmstadt 2020, 640 S.,
ca. 300 farbige Abbildungen --- ISBN: 978-3-8062-4261-4 -- Verlagsinformation >>> --
Anlage 2:
Zu den Folgen des Klimawandels vgl. https://climateactiontracker.org/
Future of the human climate niche – PNAS May 26, 2020 117 (21) 11350-11355; first
published May 4, 2020. Contributed by Marten Scheffer, October 27, 2019 (sent for review June 12,
2019; reviewed by Victor Galaz and Luke Kemp):
https://doi.org/10.1073/pnas.1910114117, https://www.pnas.org/content/117/21/11350
Anlage 3:
Valerie Hansen: Das Jahr 1000-Als die
Globalisierung begann.
München: C.H. Beck 2020, 393 S. ---ISBN: 3-406-75530-5
---
Englisches Original: The Year 1000. When Explorers Connected the World —
When
Explorers Connected the World and Globalization Began.
New
York et alii: Simon & Schuster 2020, 320 pp.
auf denen Menschen aus vielen Völkern den Indischen Ozean befuhren.
Man folgt Wikingern, die der Wolga bis nach Byzanz folgten –
aber auch den Nordatlantik überquerten und als erste Amerika entdeckten.
Es ist eine lebendige Geschichte menschlicher Begegnungen
aus jedem Winkel eines bereits damals gut vernetzten Planeten.
Prof. Dr. Eckhard Freyer, Bonn
Redaktion:
InterReligiöse Bibliothek (IRB):
Rz-Fahrmeir-Deutschland,
02.10.2020
Lizenz: CC
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen