Werner Trutwin: Weltreligionen – Christentum.
Arbeitsbücher Sekundarstufe II.
Religion – Ethik – Philosophie.
München: Bayerischer Schulbuch Verlag (Patmos)
2012, 192 S. Abb.
--- ISBN 978-3-7627-0433-1
Völlige Neubearbeitung des bisherigen Heftes,
das 1999 im Patmos-Verlag Düsseldorf erschien.
Arbeitsbücher Sekundarstufe II.
Religion – Ethik – Philosophie.
München: Bayerischer Schulbuch Verlag (Patmos)
2012, 192 S. Abb.
--- ISBN 978-3-7627-0433-1
Völlige Neubearbeitung des bisherigen Heftes,
das 1999 im Patmos-Verlag Düsseldorf erschien.
Mit
diesem Band über die Vielfalt des Christentums ist nun die neu bearbeitete Reihe
für die Sekundarstufe II „Weltreligionen“ abgeschlossen.
Mehr zu Werner Trutwin und zu den bisherigen Arbeitsbüchern (aktualisiert): hier Judentum, Islam, Hinduismus und Buddhismus
Der erfahrene
Praktiker, Theologe und Religionspädagoge Werner Trutwin behält auch bei diesem
Arbeitsheft die gewählte Struktur zum Verständnis einer Religion bei, um damit
zugleich eine gewisse Vergleichbarkeit im Blick auf die anderen Religionen zu
ermöglichen.
Nach
Anregungen für die unterrichtliche Arbeit im Kontext des Religionsunterrichts erwähnt
Trutwin die „direkten“ Bezugsfächer „Ethik“ bzw. „Praktische Philosophie“. Er
stellt dann einen klar strukturierten Kursunterricht in Religion vor.
Nach einer ersten
Setzung, dem Apostolischen Glaubensbekenntnis, hebt Trutwin die bleibende Mitte
des Christentums – eben Christus – heraus, ordnet das Glaubenszentrum aber in
die kulturelle und soziologische Vielfalt sowie in die jeweiligen historischen
Prägungen ein. Neben der gläubigen Binnensicht weitet sich der Zugang bis hin
zur Außenperspektive, der Ablehnung von Religion überhaupt. Verdeutlicht wird
dies auch durch „widersprüchliche Urteile“ über das Christentum von
Prominenten. Die Verbreitung des Christentums weltweit wird mit relativ neuen
Zahlen gestützt.
Die
Geschichte des Christentums ist ohne das Judentum
nicht zu denken. Theologischer Ausgangspunkt bleibt hier der Gedanke der
„bleibenden Erwählung Israels“ (S. 18). Als Bezugspunkte bieten sich wie in den
anderen Religionen die Heiligen Schriften bzw. die Hebräische und Christliche Bibel an. Sie werden auf die jeweiligen
Gottesverständnisse fokussiert. Natürlich muss es in diesem Zusammenhang auch
eine ausführliche Darstellung der Bibelwissenschaft geben. Die
skandalträchtigen Ereignisse christlich motivierten Verhaltens gegenüber dem
Judentum werden bis ins 20 Jahrhundert deutlich zur Sprache gebracht.
Neben
den außerchristlichen Zeugnissen zur Person Jesu präsentiert Trutwin auch
verschiedene Jesusbilder im Horizont von gesicherten Daten und Fakten und ihre
unterschiedlichen Deutungen des Lebens,
Sterbens und Auferstehens Jesu. Dabei kommen bekannte Theologen zu Wort.
Wie
schon bei den anderen Religionen ist Trutwin auch die interreligiöse Offenheit wichtig, die Menschen anderer Religionen
für Jesus haben. Äußerungen einzelner, aber besonders die Friedensgebete von
Assisi sind dafür Mut machende Zeichen, ebenso das 2. Vatikanische Konzil, auf
das der katholische Autor mit Recht als dialogischem Markstein verweist.
Jesusbilder –
Gottesbilder
– sie bieten in ihrer Vielfalt (auch in den beigefügten künstlerischen
Darstellungen) Chance und Schwierigkeit zugleich, denn Menschwerdung und
Dreifaltigkeit müssen unter den Bedingungen der Moderne interpretiert werden.
Gottes-Annäherungen und klassische „Gottesbeweise“ werden darum an bekannten
Persönlichkeiten in Vergangenheit und Gegenwart dargestellt. Die Theodizee-Frage
nimmt dabei erheblichen Raum ein.
Es geht aber Trutwin
nicht einfach darum, eine theologisch-wissenschaftlich akzeptable Materialbasis
für die Sekundarstufe II zu schaffen, sondern auch zu verdeutlichen, dass neben die Theologie auch die Spiritualität
in Gebet und Feier gehört. Dazu gibt es immer wieder eher meditative
Einblendungen, beeindruckende Lyrik-Texte und erstaunliche Bilder, das
„Göttliche“ sichtbar werden zu lassen und den Menschen in „Elend und Größe“ zu
beschreiben (S. 110ff). Zugleich lässt sich „exemplarisches Christsein“
herausheben (S. 122–127).
In die Debatte um das
Gottesbild gehört die Ambivalenz eines auf Eindeutigkeit drängenden und auch
mit Gewalt verbundenen Monotheismus.
In diesem Zusammenhang werden auch die Rede von der Schöpfung und atheistische
Argumentationen angesprochen.
Die Ethik bildet ebenfalls einen großen Bearbeitungsblock.
Die unterschiedlichen anthropologischen und theologischen Begründungen und
Bezugselemente reichen von den 10 Geboten am Sinai über die Bergpredigt Jesu
bis hin zu einer kleinen Tugendlehre (S. 136ff). Hier müssen natürlich auch die
brennenden Fragen der Gegenwart angesprochen werden wie z.B.
Präimplantationsdiagnostik und Sozialethik.
Mit
einem knappen Überblick und einigen Brennpunkten zur Kirchengeschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart, ökumenischen
(oft mühsamen) Bemühungen und kirchenkritischen Anmerkungen zum Machtverhalten der
Kirche geht das Buch in die Schlussphase. Diese nimmt nicht nur Krisensymptome der Kirche auf, sondern
auch die zunehmenden Christenverfolgungen und die offenen Fragen für die
Zukunft des Christentums angesichts der Säkularisierung, der Wiederkehr von
Religion ohne bestimmte Dogmen und die Notwendigkeit des interreligiösen
Dialogs.
Es
ist ermutigend, mit welcher Zielrichtung ein katholischer Religionspädagoge dieses Buch
zusammengestellt hat. Denn es setzt auf die positiven konfessionsökumenischen Erfahrungen. Zugleich wird die Begegnung der Religionen „auf
Augenhöhe“ gerade für die Zukunft als eine unausweichliche Notwendigkeit
postuliert. Damit ist hier ein religionsökumenisch offenes „Lehrbuch“
entstanden, das man als Christentum-Materialbasis mit seiner didaktischen und
methodischen Vielfalt für den katholischen, evangelischen und islamischen
Religionsunterricht nur wärmstens empfehlen kann.
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