Johannes Paul I.: Ein Lächeln für jeden Tag. 365 Gedanken.
Herausgegeben von Francesco Taffarel. Aus dem Italienischen von Regina Kummer.
Innsbruck-Wien: Tyrolia 2012, 127 S. mit Quellenachweisen
--- ISBN 978-3-7022-3189-7 ---
Herausgegeben von Francesco Taffarel. Aus dem Italienischen von Regina Kummer.
Innsbruck-Wien: Tyrolia 2012, 127 S. mit Quellenachweisen
--- ISBN 978-3-7022-3189-7 ---
Obwohl das
Pontifikat von Johannes Paul I. nur 33 Tage dauerte, hat sich das Gedächtnis an
ihn bei vielen Menschen – auch Nicht-Katholiken tief eingeprägt.
Er wurde vor 100 Jahren (1912) als
Albino Luciani in der Nähe von Belluno in Norditalien geboren. Sein Weg
zum Priester und Bischof führte zur Weihe 1935 und 1958 unter Johannes XXIII. zur
Einsetzung als Bischof von Vittorio Veneto. 1969 wurde er unter Paul VI. Patriarch
von Venedig, schließlich erhielt er 1973 die Kardinalswürde. 1978 erfolgte
seine Papstwahl. Da er als Theologe und Seelsorger immer wieder offene und
deutliche Worte fand und sich auch in der Region Venedig sehr mit den sozialen
Problemen auseinandersetzte, gab es viele Spekulationen auf eine weitere
Liberalisierung im Sinne des 2. Vatikanischen Konzils. Über seinen Tod nach so
kurzer Zeit gibt es bis heute keine völlige Klarheit.
Was aber
macht diesen lächelnden Papst bis heute so faszinierend? Wer nun das hier
vorzustellende Büchlein mit 365 nachdenklich machenden Texten zur Hand nimmt,
wird es schnell feststellen: Es ist die Kraft, die aus demütiger Bescheidenheit
strahlt, so wie man es am 5. März (S. 27) und 9. April (S. 37f) lesen kann:
Demut führt nicht zu Verzagtheit,
sondern zu Mut und Unternehmungslust,
zu einem hoffnungsfrohen Vertrauen auf Gott.
sondern zu Mut und Unternehmungslust,
zu einem hoffnungsfrohen Vertrauen auf Gott.
Ohne die Demut sind die andern
Tugenden
so etwas wie Staub in der hohlen Hand.
Der erste Windhauch verweht sie.
so etwas wie Staub in der hohlen Hand.
Der erste Windhauch verweht sie.
Luciano war
ein durchaus belesener und originell schreibender Theologe, wie seine Briefe an
große Persönlichkeiten der Weltgeschichte von Hippokrates über Maria Theresia
bis Carlo Goldoni und seine „Anmerkungen“ über Ehe und Familie beweisen. Aber
immer geschah dies in leicht lesbarem, heiterem Stil:
- Ihr ergebener Albino Luciani. Briefe an Persönlichkeiten. München: dtv TB 1594, 1980
- Vom Wert der Familie. Graz: Styria 1999
Beide Bücher sind nur noch antiquarisch erhältlich.
In der vorliegenden
Textzusammenstellung für jeden Tag des Jahres
geht es jedoch weder um geschliffene Worte, öffentlichkeitswirksame Anekdoten
oder herausragende Manifeste. Es sind vielmehr Notizen eines Pilgers, die als
„Brosamen“ Stärkung für den täglichen Weg bedeuten. Es sind aber zugleich auch
Signale eines Glaubens, ein Hauch göttlicher Liebeserfahrung und Barmherzigkeit
für alle Menschen. Da werden auch hierarchische Schranken nicht aufbrausend,
vielmehr mit zurückhaltend-nachdrücklicher Weisheit in Frage gestellt. Wie sich
dies im Einzelnen auswirkt, hat der Herausgeber, persönlicher Sekretär von
Albino Luciani während seiner Zeit als Bischof von Vittorio Veneto,
gewissermaßen als duftenden Blumenstrauß (S. 5) arrangiert. Hier einige Beispiele:
Die Taufe
macht lebendig: Die Taufe ist wie das
Grab des Herrn: Man ist tot, wenn man hineinkommt, und wenn man es verlässt,
ist man mit Christus auferstanden (20. Mai, S. 50).
Das
wahrhaft einfache Gottesbild im Menschen gespiegelt: Die Dinge, die wir hier auf Erden lieben, sind etwas Gutes. Aber sie
sind nur Tropfen, Brosamen, Bruchstücke des Guten. Gott hingegen ist das Gute!
(20. September, S. 91)
(20. September, S. 91)
Ganz
reformatorisch – Das allgemeine Priestertum der Gläubigen: Auch die einfachen Gläubigen sind Priester. Ihr Priestertum dient nicht
dazu, Brot und Wein zu wandeln, sondern den für uns gestorbenen und auferstandenen
Christus darzubringen (5. Oktober, S. 97)
Den
Glauben heutig verkünden: Wir dürfen uns
nicht an unsere gewohnten Methoden der Glaubensverkündigung klammern. Wenn sie
den Glauben als altes Gerümpel erscheinen lassen, dann muss man sie ändern
(20. Dezember, S. 122)
(20. Dezember, S. 122)
Man kann
das zum Lächeln ermunternde Büchlein durchaus als einen Pilgerführer für jeden Tag
nehmen: Es ist sind „nur“ Brosamen, aber mit nachhaltiger Wirkung für ein
glaubwürdiges Christsein!
Reinhard Kirste
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