Ina Praetorius: Erbarmen.
Unterwegs mit einem biblischen Wort
Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 2014, 128 S.
--- ISBN: 978-3-579-08183-0
Unterwegs mit einem biblischen Wort
Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 2014, 128 S.
--- ISBN: 978-3-579-08183-0
Dies ist ein
meditatives Buch, das sich in großer interreligiöser Offenheit auf Erbarmen, Barmherzigkeit
und Gnade einlässt. Es sind alte Worte, wie man sie in verschiedenen
Variationen in der Hebräischen Bibel, im Neuen Testament und im Koran findet
und die geradezu eine gemeinsame spirituelle Basis der drei monotheistischen
Religionen bilden. Es ist diese Barmherzigkeit Gottes, die das eigene Handeln steuert.
Die Autorin,
die Schweizer Theologin Ina Praetorius (geb. 1956) liebt diese altmodischen
Wörter, weil sie einen achtungsvollen Bezug zu den Menschen vor uns herstellen.
Zugleich bringen Worte etwas von dem Grund zum Klingen, auf dem menschliches Vertrauen
und Hoffnung wächst.
Auf ihrer
Homepage (http://www.inapraetorius.ch/d/ina-praetorius.php) beschreibt sie, dass ihr diese
„alten“ Wörter zu einer Lebensbasis geworden sind:
Ich habe Wörter wie "Gott",
"Liebe" oder "Jesus Christus" geschenkt bekommen, um mich
in der Welt orientieren und meinem Leben einen Sinn geben zu können.
Ina
Praetorius hat bereits eine Reihe von Büchern eher essayistischen Charakters
veröffentlicht – zum Gebären und Geborenwerden, zum Glaubensbekenntnis und zum
Gottesverständnis. Mit anderen zusammen fragte sie nach dem ABC des guten
Lebens. Die Frauenbewegung und die Genderproblematik liegen ihr besonders am
Herzen, um daraus ethisch notwendige Veränderungen (auch politisch)
einzufordern. Ihre Dissertation (2003) betraf: Anthropologie und Frauenbild in der
deutschsprachigen
protestantischen Ethik seit 1949.
Bei den 11
Kapiteln ihres neuesten Büchleins handelt es sich um kleine Erlebnisse,
Geschichten, kleine Schlüsselerfahrungen aus dem eigenen Leben. Sie werden
unter dem Licht des göttlichen Erbarmens angesprochen und stehen jeweils unter
einer biblische Leitlinie. Das sind kurze Texte, die dem Alten und Neuen
Testament entnommen sind. So werden Erinnerungen aus dem unmittelbaren
Lebensumfeld, aber auch nachdenklich machende (große) Reisen aufgearbeitet. Die
Theologin stellt exegetische Einseitigkeiten in Frage und findet dadurch auch
Durchbrüche, um biblische Verse für den Alltag persönlich und auch politisch
relevant zu aktualisieren. So finden Abschiede von herkömmlichen, besonders
patriarchalisch geprägten Gottesbildern statt, und gesellschaftliche Missstände
werden deutlich angesprochen. Ina Praetorius bietet keine fertigen Antworten, es
sind vielmehr Suchbewegungen. Sie sind keineswegs ziellos, denn sie geschehen im
Vertrauen auf die unbedingte göttliche Zuwendung.
Die Reflexionen
von Fremdheit und Nähe im Hier und im „Anderswo“ können zu Hoffnungsformulierungen
auf eine(Geschlechter) gerechte und friedvolle Zukunft werden. Die Autorin ist
der Wirkkraft des Erbarmens auf der Spur. Und offensichtlich gibt es immer
wieder Zeichen, die diese verändernde Kraft des Erbarmens bestätigen und eine
neue Sicht auf das eigene „Geführtwerden“ ermöglichen. Hier geht es aber nicht
nur um die eigene seelische Stabilisierung, sondern auch um die Zuwendung zum
Nächsten. Diese „Herzensangelegenheit“ der Autorin kann den Lesenden für die
eigene Sinnorientierung als Hilfestellung dienen.
Reinhard Kirste
Rz-Praetorius-Erbarmen,
28.10.14
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