Friedrich
W.J.Hasselhoff: »Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen« Gesammelte
Aufsätze, Vorträge und Predigten. Hg.: Görge K. Hasselhoff.
Würzburg: Königshausen & Neumann 2012,
362 S., Register
--- ISBN 978-3-8260-4995-8 ---
--- ISBN 978-3-8260-4995-8 ---
Ausführliche Beschreibung
Der vorliegende Band gibt einen anregenden Einblick in das
jahrzehntelange theologisch-pädagogisch-dialogische Wirken des ehemaligen Hochschul-dozenten,
Pfarrers und Schulreferenten Friedrich Hasselhoff (1928 – 2012). Es handelt
sich um veröffentlichte und unveröffentlichte Aufsätze, Vorträge, Predigten und
religionspädagogische Entwürfe, die sein Sohn Görge, Theologe und Hochschuldozent
an der Ruhruniversität Bochum und an der TU Dortmund, systematisierend
zusammengestellt hat. So erstaunt zuerst die Vielfältigkeit der angesprochenen
Themen, die sich im Band konkret auf folgende Bereiche beziehen: Biblische
Exegese, Predigten und Ansprachen. Schwerpunkte sind Geschichtliches zum
Judentum und Überlegungen zum christlich-jüdischen Dialog, und zwar aus
historischer und theologisch-systematischer Sicht, ergänzt durch das Beispiel
der christlichen Siedlung Nes Ammim in Israel.
Friedrich Hasselhoff
arbeitete als Dozent an der TU Aachen, dann 11 Jahre am „Kolleg für
Evangelische Unterweisung“, dem heutigen Pädagogisch-Theologischen Institut der
Evangelischen Kirche im Rheinland, dem PTI, in Bad Godesberg und schließlich 22
Jahre als Schulreferent im Stadtsynodalverband Essen. Dort kümmerte er sich um
die Fortbildung der ReligionslehrerInnen und um den Religionsunterricht an den
Schulen.
Im exegetisch homiletisch, religionspädagogischen 1. Teil des Buches spürt man diese Schwellenerfahrung zwischen der (theoretischen) Religionspädagogik, dem Pfarrerberuf und der pädagogischen Praxis in Schule und Gemeinde gerade dann, wenn Hasselhoff biblische Texte auslegt. Dies gilt für die exegetischen Beiträge, die faktisch immer in eine praktische Umsetzung münden. Sie prägen den 1. Abschnitt. Dazu gehören aber auch Überlegungen, in denen der Autor über die besondere Aufgabe des kirchlichen Unterrichts in Verbindung mit der sonstigen Unterweisung in Schule und Kirche nachdenkt.
Im exegetisch homiletisch, religionspädagogischen 1. Teil des Buches spürt man diese Schwellenerfahrung zwischen der (theoretischen) Religionspädagogik, dem Pfarrerberuf und der pädagogischen Praxis in Schule und Gemeinde gerade dann, wenn Hasselhoff biblische Texte auslegt. Dies gilt für die exegetischen Beiträge, die faktisch immer in eine praktische Umsetzung münden. Sie prägen den 1. Abschnitt. Dazu gehören aber auch Überlegungen, in denen der Autor über die besondere Aufgabe des kirchlichen Unterrichts in Verbindung mit der sonstigen Unterweisung in Schule und Kirche nachdenkt.
Hier liegt auch der faktisch
fließende Übergang zum 2. Abschnitt mit
Predigten und Ansprachen. Die Schwerpunkte scheinen hier beim Propheten
Jesaja und den Texten im Zusammenhang des Weihnachtsfestes zu liegen, aber auch
die Apokalyptik kommt recht intensiv zu Wort.
An vielen Stellen dieses
1. Teils schimmert bereits das offensichtliche theologische „Herzensthema“
durch: das Verhältnis von Christen und Juden.
Dem christlich-jüdischen Dialog ist darum der 2. Teil des Buches unter geschichtlichen
und systematischen Gesichtspunkten gewidmet: Dieser Teil komprimiert das,
was Hasselhoff über viele Jahre als evangelischer Vorsitzender der Gesellschaft
für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Essen und aktiver Förderer der christlichen Siedlung Nes Ammim in Israel
öffentlich zur Sprache bringen wollte.
Im 1. Abschnitt dieses 2. Teils stehen geschichtliche Überlegungen im
Vordergrund, die sich auf die Wurzeln und Entwicklungen zum Antisemitismus
beziehen und angesichts der Belastungsgeschichte des Nationalsozialismus ein neues
Verhältnis zum Judentum und die Solidarität mit Israel einfordern. Hasselhoff
gehört darum zu den Wegbereitern des „Synodalbeschlusses
zur Erneuerung des Verhältnisses von Christen und Juden“ der Evangelischen
Kirche im Rheinland von 1980, eine kirchliche Erklärung, die an
theologischer Klarheit im Blick auf den völlig eigenen Heilsweg der Juden unübertroffen
ist. Es ist ein Dokument, das endlich wagte, die Missionierung im Judentum
konsequent auszuschießen. Es macht zugleich die Verantwortung des Christentums
auf Grund der eigene Schuldgeschichte deutlich und eröffnet eine Begegnung auf
bewusst derselben Ebene.
In diesen Dialog
zwischen Juden und Christen, Deutschen und Israelis bezieht Hasselhoff aber auch den Islam und das Konfliktfeld Palästina und den Nahen Osten
mit ein. Sein Vortrag „Der Koran und die Juden“ (1993) ist der Versuch, den Islam von seinen Quellen her zu
verstehen und die schon damals gängigen Islam-Klischees zu vermeiden. Mit
seinen daraus abgeleiteten politischen Einschätzungen sieht er noch
Möglichkeiten für einen (langen) Friedensweg im Nahen Osten. Viele seiner dort
aufleuchtenden Hoffnungen sind allerdings inzwischen zerbrochen.
Ein Zitat aus dem
bereits 1971 erschienen Ökumene-Aufsatz
scheint m.E. die langfristigen Intentionen des Autors authentisch und
dialogisch zu verdeutlichen (S. 315): „So richtig es ist, dass Ökumene sich am
Ort verwirklichen muss (…), so wird man darauf achten müssen, dass nur da das
Wort „ökumenisch“ seine rechte Verwendung findet, wo die bestimmte Absicht
vorhanden ist, als Glieder der weltweiten Kirche in Solidarität mit allen Menschen zu sprechen und zu
handeln“ (S. 315, Kursivsetzung von mir).
Es versteht sich von
selbst, dass die in einem langen Zeitraum entstandenen Aufsätze und Vorträge
eine gewisse Zeitbedingtheit widerspiegeln. Zugleich aber ist hier eine
Sammlung eines theologischen und religionspädagogischen Weiter-Denkers
entstanden. Er hat durch sein Engagement im christlich-jüdischen Dialog über
die Ökumene der Konfessionen hinausgedacht und damit auch der Ökumene der
Religionen wichtige Impulse gegeben.
Reinhard Kirste
Rz-Hasselhoff, 17.10.14
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