Clauß Peter Sajak (Hg.): Heilige Schriften.
Texte - Themen – Traditionen. Sekundarstufe I und II.
Texte - Themen – Traditionen. Sekundarstufe I und II.
Lernen im Trialog Heft 3. Ein Projekt der Herbert Quandt-Stiftung.
Paderborn: Schöningh 2015, 96 Seiten, Abb.
– mit Materialiensammlung und Glossar
--- ISBN 978-3-14-053652-3 ---
Paderborn: Schöningh 2015, 96 Seiten, Abb.
– mit Materialiensammlung und Glossar
--- ISBN 978-3-14-053652-3 ---
Ausführliche Besprechung
Mit dieser didaktischen Hinführung und Materialbearbeitung zu den
Heiligen Schriften der drei monotheistischen Religionen hat der Münsteraner
Religionspädagoge Clauß Peter Sajak einen weiteren wichtigen „Baustein“ zum
interreligiösen Lernen vorgelegt.
Vorarbeiten finden sich dazu in dem 2010 herausgegebenen Band:
„Trialogisch lernen. Bausteine für interkulturelle und interreligiöse Projektarbeit“.
Details: http://www.herbert-quandt-stiftung.de/buecher/trialogisch_lernen_sajak
Vorarbeiten finden sich dazu in dem 2010 herausgegebenen Band:
„Trialogisch lernen. Bausteine für interkulturelle und interreligiöse Projektarbeit“.
Details: http://www.herbert-quandt-stiftung.de/buecher/trialogisch_lernen_sajak
In der Reihe „Lernen im Trialog“ sind bereits erschienen:
--- Heft 1: Gotteshäuser. Entdecken – Deuten
– Gestalten (2012)
--- Heft 2: Feste feiern. Jahreszeiten –
Mahlzeiten – Lebenszeiten (2013)
--- Heft 4 in Vorbereitung: Mensch und
Schöpfung
Vgl. das schon 2010 erschienene Buch „Kippa, Kelch, Koran. Interreligiösen Lernen mit Zeugnissen der Weltreligionen“, das neben den drei monotheistischen Religionen praktische Orientierungen auch für den Hinduismus und den Buddhismus bietet.
Rezension: https://docs.google.com/file/d/0B35EiO88xc00QTJQQ3dXOWllR0E/edit
Im vorliegenden
Heft – wiederum zusammen mit einem fachkundigen Team erstellt – geht es darum, die
Heiligen Schriften der abrahamischen Religionen im Sinne von kompetentem Basiswissen
zu erschließen. Sajak bezieht sich dazu auf den Religionswissenschaftler Gustav
Mensching. Seine Definition „Heiliger Schriften“ gipfelt in den „zu einem Kanon
zusammengefassten religiösen Schriften mit religiöser Autorität“ (zitiert S. 9).
Es
geht dann konkret exegetisch, rituell und didaktisch zuerst um die hebräische
Bibel, TeNaK, christlich gesprochen um das Alte Testament mit: Tora = Gesetz,
Nebi’im = Propheten, Ketubim = Schriften.
Es folgen die christliche Bibel und der Koran (vgl. S. 15). Aufgrund der
didaktischen Zielorientierung lassen sich von hier aus Themen entwickeln, die eine Auseinandersetzung mit zentralen Personen
der drei monotheistischen Religionen ermöglichen.
Gerade biblische und koranische Gestalten haben
jedoch im Laufe der Geschichte eine recht unterschiedliche Wirkungsgeschichte
(gehabt). Solche Überlegungen bleiben jedoch nicht in der Theorie stehen. Es
werden bereits Erfahrungen einbezogen, die zu diesen Schwerpunkten an einigen
Schulen gemacht wurden.
So spürt man
sowohl im Theorieteil (I)
(wissenschaftlich verständlich und zugleich fachlich fundiert) wie im Praxisteil (II), wie intensiv und
spannungsgeladen Tenach, Bibel und Koran historisch zusammenhängen. Auch die
unterschiedliche Rezeption(sgeschichte) und Verehrungstypik als Gottes Wort
innerhalb der drei Religionen gerät ins Blickfeld.
Für den
Praxisbereich ist es dem Herausgeber und zugleich Autor wichtig, die
Kompetenzbereiche des „trialogischen“ Lernens zu klären. Dazu gehören: 1. Die Relevanz der abrahamischen Religionen
erkennen. Dadurch wird 2. der Dialog
gefördert. Dazu bedarf es 3. der Anerkennung
des Anderen in seinem Anderssein. Aus solchen Erkenntnissen erwächst 4. die
Aufgabe, die eigene Identität weiter zu
entwickeln (S.37). Die
thematischen Bausteine dazu sind:
- Orientierungswissen erwerben
- Vergleich von Tenach, Bibel und Koran
- Begegnungen mit Personen aus den Heiligen Schriften ermöglichen (z.B. mit Ruth, Noah).
Schwierig ist
es natürlich, die religiösen Traditionen sachgemäß und diskursiv zu erschließen. Szenische Spiele können hier
besonders kompetenzfördernd wirken. Zu guter Letzt gilt es eine Art trialogisch
bilanzierende Zusammenfassung zu erreichen – im Sinne einer Lernstation: „Am
Ende der Lernstation sollen die Schülerinnen und Schüler jeweils einen
Steckbrief für die drei Heiligen Schriften entwerfen, auf dem die wichtigsten
Informationen festgehalten sind“ (S. 62).
Die
Arbeitsblätter im Schlussteil zeigen sehr schön. wie bei aller auch immer
vorhandenen Distanz zu den biblischen und koranischen Texten dennoch ein
jugendgemäßer Zugang mit einer gezielten Sachorientierung möglich ist. Damit
wird interreligiöse Kompetenz nicht nur kognitiv erarbeitet, sondern auch
affektiv und meditativ zugänglich gemacht und kann „ganzheitlich“ verarbeitet
werden.
Man kann am
Thema der Arche Noah zusammenfassen, was in diesen Lernfeldern geschieht: Eine
heutige Reise mit der Arche. Dazu muss man in einem (zu bastelnden) Koffer
Wichtiges mitnehmen. Hier wird besonders deutlich, was es letztlich durch die
Lerneinheiten zu entdecken gilt: „Gemeinsam in einem Boot“ (S. 83). Das
„Lesetagebuch“ mit Lessings Nathan dem Weisen (S. 86) wird dann zur Erkenntnis
sichernden Fortsetzung.
Dieses Aufklärungsdrama
gibt faktisch eine Schlüsselqualifikation vor: In den einzelnen Figuren des
Stücks erfahren die Schüler/innen nicht nur etwas über die abrahamischen
Religionen, sondern lernen zugleich, wie (religiöse) Konflikte überwunden
werden können. Lessing stellt darum die drei Religionen auf dieselbe spirituelle,
geistige und weltanschauliche Ebene. Dies ist eine Basis, auf der
interkulturelle und interreligiöse Kompetenz immer wieder neu eingeübt werden sollte
– gewiss nicht nur für Schülerinnen und Schüler!
Das vorliegende Trialogheft
leistet letztlich für alle „trialogisch“ Interessierten einen hilfreichen und
weiterführenden Beitrag.
Reinhard Kirste
Rz-Sajak-Heilige Schriften, 06.06.2015
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