Rabi Jabir:
Die Reise des Granadiners
Die Reise des Granadiners
Übersetzung
aus dem Arabischen von Nermin Sharkawi
Berlin: Hans Schiler 2013, 176 S. --- Erzählung ---
Arabische Originalausgabe 2005
(auch als Taschenbuch erschienen)
(auch als Taschenbuch erschienen)
--- ISBN: 978-3-89930-380-3 ----
Einleitung:
Rabi
Jabir erzählt die Geschichte des jungen Mannes Muhammad Abu Hamid, genannt der
Granadiner, der sich getrieben von nächtlichen Visionen und aus Angst vor der
Wahrheit auf den Weg macht, um seinen verlorenen Bruder Arrabi verzweifelt zu
suchen. Nach einer abenteuerlichen Irrfahrt durch Spanien und Nordafrika führt
seine Reise bis nach Jerusalem.
Hintergründe:
Der
Roman spielt zur Zeit des 11. Jahrhunderts und zeigt die Lebensweise der
Menschen im maurischen Spanien. Gebildete Araber leben in Andalusien im Wohlstand. Medizinische
Ratgeber, Rezepte für feine Speise und Heilmethoden mit Kräutern werden aufgezeigt. Der Autor beschreibt die
historischen Ereignisse im mittelalten Spanien, des islamischen Königreichs
Andalusien und der christlichen Fürstentümer. 1085 erobert König Alfons VI das islamische
Königreich Toledo. Die Berberfeldzüge gegen die Franken reichen bis Valencia.
Die Almoraviden belagern Sevilla und nehmen Granada, Malaga und Córdoba ein.
Diese Kriege, ebenso wie die christlichen Kreuzzüge nach Jerusalem auf
Anordnung des Papstes, ziehen den jungen Mann in ihre Wirren.
Inhalt:
Im
Jahre 1091 lebt der Hirtenjunge Muhammad mit seiner Familie, seinem gelähmten
Vater, seiner Mutter, seinem Großvater
Suleiman, seinen zwei Schwestern und seinem einzigen Bruder in Granada. Er ist
11 Jahre, sein Bruder Arrabi 13 Jahre alt. Sie hüten die Schafe im Gebirge und
wechseln sich beim Hüten ab, denn einer von beiden geht jeweils zum Jagen.
Während Muhammad aufpassen soll, schläft er ein. Als Arrabi zurückkehrt und ihn
weckt, fehlt ein Schaf. Er läuft in den dichten dunklen Wald, um das vermisste
verirrte Tier zu suchen. Es wird Nacht, Arrabi kommt nicht zurück. Muhammad ist verzweifelt, immer wieder ruft er
laut seinen Namen. Arrabi bleibt verschwunden. Die Trauer ist groß. Die Familie
verliert die Hoffnung auf eine Wiederkehr, verfällt in Trübsal und Schwermut.
Acht Jahre später, im Jahre 1097: Muhammad arbeitet inzwischen als Kopist im Laden
des Scheichs Al Walid und schreibt medizinische Bücher ab. Ein Händler aus Córdoba,
der mit dem Kermes-Farbstoff: https://en.wikipedia.org/wiki/Kermes_(dye) und Kräutern Handel bis Valencia
betreibt, betritt den Laden und verwechselt ihn mit seinem Bruder Arrabi. Der
Vermisste arbeitet angeblich als Gewürzhändler in Valencia, und er kommt einmal jährlich im Herbst nach Córdoba.
Das
lässt ihm keine Ruhe. Ende des Sommers macht sich Muhammad, getrieben von
Visionen, Angst und Schuld, auf der Suche nach der Wahrheit. Zu Pferd nimmt er
den Weg nach Córdoba.
In
Córdoba angekommen, bleibt er bei dem Händler Scheich Abu Yusuf. Dort erlernt
er die Kunst der Heilbehandlung mit Kräutern. Und er wartet und wartet, dass
sein Bruder komme. Nach einem Jahr vergeblichen Hoffens bricht er nach Valencia
auf.
Unterwegs
wird er von Franken überfallen, sein Pferd wird getötet. Er überlebt einem
glücklichen Umstand zufolge, da er einem Spanier in der Kirche ähnlich sieht.
Er wird als Gefangener in Valencia in
ein Verlies gesperrt. Immer wieder überfallen ihn auch im Wachzustand Alpträume
und Schuldgefühle. Miguel, ein Spanier, der seine Lebensgeschichte hört, weist
ihn auf seinen Fehler hin: Er hätte ein Feuer anzünden müssen, um seinem Bruder
den Weg zurück zu zeigen.
Die
einzige Möglichkeit zur Freilassung, besteht darin, als Sklave auf ein
spanisches Kriegsschiff gebracht zu werden. Er muss nun mit anderen Sklaven eine
Galeere rudern. Auf dem Mittelmeer nahe Sardinien umzingeln plötzlich drei Berberschiffe
die Kreuzfahrer. Die Berber überfallen sie und befreien die Sklaven. Muhammad
bleibt ein Jahr in Marokko. Hier erhält er den Namen Granadiner. Er aber will
frei sein.
Er
zieht weiter. Seine Reise endet in Tunis. Dort bleibt er sieben Jahre. Er
arbeitet erfolgreich als Olivenfabrikant von andalusischen Oliven. Dann baut er
ein Haus und heiratet die jüngste Tochter des Scheichs. Sie bekommen einen Sohn
und eine Tochter.
Jedoch
seine Träume quälen ihn, und Melancholie und Schwermut betrüben seinen Verstand,
immer in Gedanken an seinen verschollenen Bruder. Visionen seines Schicksals überdecken die
heiteren Tage der Kindheit.
Eines
Tages erzählen ihm Händler aus Jerusalem, dass dort ein Kaufmann die gleichen
andalusischen Oliven verkaufe wie er.
Muhammad ist bestürzt von dieser Nachricht. Er findet keine Ruhe. Er ist 33 Jahre alt.15 Jahre ist er
umhergeirrt. Nach hartem Ringen und Kampf mit seinen Gefühlen verlässt er seine
Familie. Er reist nach Tripolis, Alexandria und Gaza. 1113 erreicht er Jerusalem,
um seinen Bruder dort zu suchen. Muhammad findet seinen Bruder Arrabi in Antakya
in der Türkei, findet Muhammad seinen Bruder wirklich?
Bewertung:
Das
außergewöhnliche Buch ist sehr empfehlenswert zu lesen. Rabi Jabir zeichnet
gekonnt ein spannendes Wechselspiel aus realer Handlung und Traumsequenzen.
Die
orientalische Erzählstruktur, teilweise verschachtelt und mit rückblickende Sequenzen, fasziniert den Leser. Er wird gefesselt vom verwirrenden
Widerstreit der Gedanken zwischen Traum und Wirklichkeit. Das Buch vermittelt Weisheit
in Gedankenfülle.
Besonders zu erwähnen ist die Erkenntnis, wie sie in der Koran-Sure 2, 286 („Die Kuh“) formuliert wird: „Gott mutet keiner Seele mehr zu als sie kann….“
Besonders zu erwähnen ist die Erkenntnis, wie sie in der Koran-Sure 2, 286 („Die Kuh“) formuliert wird: „Gott mutet keiner Seele mehr zu als sie kann….“
Weitere Veröffentlichungen von Rabi Jabir (aus Wikipedia.en)
- 1992: Sayyid al-Atmah (سيّد العتمة, Master of Darkness)
- 1995: Shay Aswad (شاي أسود, Black Tea)
- 1996: Al-Bayt al-Akhir (البيت الأخير, The Last House)
- 1996: Al-Farasha al-Zarqa (الفراشة الزرقاء, The Blue Moth)
- 1997: Ralf Rizqallah fi al-Mir'at (رالف رزق الله في المرآة, Ralph Rizqallah in the Looking-Glass)
- 1997: Kuntu Amiran (كُنْتُ أميراً, I was a Prince)
- 1998: Nazra Akhira ala Kin Say (نظرة أخيرة على كين ساي, A Last Look at Kin Say)
- 1999: Yusuf al-Inglizi (يوسف الإنجليزي, Yusuf the Englishman)
- 2002: Rahlat al-Gharnati (رحلة الغرناطي, The Journey of the Granadian)
- 2005: Translated to German under the title Die Reise des Granadiners (as Rabi Jabir)
- 2003: Bayrut Madinat al-'Alam: Al-Juz' al-Awwal
(بيروت مدينة العالم: الجزء الأول, Beirut City of the World: Part One) - 2005: Byretus Madinat Taht al-Ard (بيريتوس: مدينة تحت الأرض, Byretus Underground City)
- 2005: Bayrut Madinat al-'Alam: Al-Juz' al-Thani (بيروت مدينة العالم: الجزء الثاني, Beirut City of the World: Part Two)
- 2006: Takrir Mehlis (تقرير مهليس, The Mehlis' Report)
- 2007: Bayrut Madinat al-'Alam: Al-Juz' al-Thalith
(بيروت مدينة العالم: الجزء الثالث, Beirut City of The World: Part Three) - 2008: Al-I'tirafat (الاعترافات, Confessions)
- 2009: America (أميركا, America)
- 2010: The Druze of Belgrade (دروز بلغراد)
- 2011: Birds of the Holiday Inn (طيور الهوليداي إن)
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