Mohamed
Turki:
Einführung in die arabisch-islamische Philosophie.
Einführung in die arabisch-islamische Philosophie.
Freiburg / München: Karl Alber (Herder) 2015, 229 S.
--- ISBN: 978-3-495-48750-1 ---
--- ISBN: 978-3-495-48750-1 ---
Mohamed
Turki (geb. 1945) gehört zu den wichtigen Vertretern einer interkulturellen
Philosophie. Er schlägt eine Brücke zwischen arabischen und europäischen
Vernunftdebatten. Sein Denken schulte er mit philosophischen Studien in seinem
Heimatland Tunesien und auch in Deutschland und Frankreich. Nach einem
weiterführenden Studium der Philosophie, Romanistik und Soziologie an der
Universität Münster (Westfalen) lehrte er Philosophie an den Universitäten Bremen, Kassel,
Frankfurt /M., aber auch in Tunesien.
Mehr zu seiner Person und seiner philosophischen Ausrichtung: https://religiositaet.blogspot.de/2018/01/philosophische-orient-okzident.html
Mehr zu seiner Person und seiner philosophischen Ausrichtung: https://religiositaet.blogspot.de/2018/01/philosophische-orient-okzident.html
In der hier vorgelegten Einführung in die arabisch-islamische Philosophie betont er die tiefen Wurzeln sowie die wechselseitige Durchdringung von griechischer Philosophie, islamisch-rationalistischer Theologie und mystischer Erleuchtungslehre mit dem Ziel, „einen Beitrag zur Philosophiegeschichte in interkultureller Perspektive [zu] leisten“(S. 11)..
Der Autor belässt es jedoch nicht mit einer Darstellung der
aufklärerischen, „klassischen“ Periode des Mittelalters, vielmehr zeigt er Kulturen
übergreifende Verbindungslinien islamischer Philosophie. Das spannungsreiche
Verhältnis von Tradition und Moderne, Identität und Aufklärung kommt damit
vielfältig zur Sprache. Um die Bedeutung der arabisch-islamischen Philosophie
auch für den gegenwärtigen philosophischen Diskurs zu verdeutlichen, hat er
seine Darstellung in den Weltkontext wichtiger Denktraditionen eingeordnet. Das
geschieht in 7 Abschnitten – sowohl systematisierend als auch chronologisch
orientierend:
1.
Die arabische Variante der Weltphilosophie:
Dafür
sind zuerst Klärungen zum Verhältnis von
Philosophie und Theologie vorzunehmen
sowie die Entstehung einer geradezu diskursfreudigen rationalistischen Theologie
im Sinne von „Kalam“ zu beleuchten. (S. 15–50). So rückt Turki das arabisch-islamische
Kulturerbe in den Gegensatz zu der auch von Hegel vertretenen eurozentrischen
Meinung, dass die Araber über die Erläuterungen zur göttlichen Offenbarung nie
hinausgekommen sind (S. 15f).
Der Fokus ist darum insgesamt auf den Mittelmeerraum zu richten,
weil von dort Philosophien ausgingen, die die Welt veränderten. So ist auch die
arabische Philosophie in der Aufnahme, dem Transfer und der flexiblen
Umgestaltung antiker Geistesströmungen und damit im Weltkontext zu sehen.
2. Die Entstehung des Kalam im Sinne offener theologischer Positionen: Turki
zeigt, dass die intellektuellen Auseinandersetzungen in Mohammeds frühem Tod
und dem politischen Streit um seine Nachfolge begründet liegen. So werden
innertheologische Debatten freigesetzt, die in den mu’tazilitischen Schulen und
ihrer Absage an jeglichen Dogmatismus gipfelten.
Diese Richtung entstand im 9. Jahrhundert in Basra. Wichtige Vertreter sind u.a.
Abu‘- Hudhail al-`Allaf (8./9. Jh.),
Ibrahim al-Nazzam (ca. 775–ca. 848),
Abu Ali al-Jubbai (10. Jh.) und al-Qadi Abd al-Dschabbar (935–1025).
Auch in Bagdad entstand eine mu’tazilitische Schule – (vgl. S. 40f).
Ihre Prinzipien sind: Einheit, Einzigkeit Gottes, seine Gerechtigkeit und seine Verheißungen und Drohungen. Der Mensch steht also in seinem Leben zwischen Glauben und Unglauben. Das nötigt zu gutem Handeln im Sinne praktischer Ethik. Daraus entwickelt sich eine Debatte in der Spannung von Willensfreiheit und göttlicher Prädestination im Horizont der (Wesens-)Eigenschaften Gottes. In diese Grundspannung gehört auch die Frage nach der Schöpfung als einer „creatio ex nihilo“ und die Überlegungen zur Ewigkeit bzw. Erschaffung des Koran als Gottes Offenbarung. Für die Mu’taziliten gehört er in die Zeitlichkeit. Die Ash’ariten nahmen hier eine vermittelnde Position ein. Das zeigt Turki an al-Ash’ari (874–935) selbst, aber auch an dem sich ausweitenden hermeneutischen Streit in der Herausarbeitung logischer Prinzipien im Gegenüber zu den Gesetzen der Grammatik.
Diese Richtung entstand im 9. Jahrhundert in Basra. Wichtige Vertreter sind u.a.
Abu‘- Hudhail al-`Allaf (8./9. Jh.),
Ibrahim al-Nazzam (ca. 775–ca. 848),
Abu Ali al-Jubbai (10. Jh.) und al-Qadi Abd al-Dschabbar (935–1025).
Auch in Bagdad entstand eine mu’tazilitische Schule – (vgl. S. 40f).
Ihre Prinzipien sind: Einheit, Einzigkeit Gottes, seine Gerechtigkeit und seine Verheißungen und Drohungen. Der Mensch steht also in seinem Leben zwischen Glauben und Unglauben. Das nötigt zu gutem Handeln im Sinne praktischer Ethik. Daraus entwickelt sich eine Debatte in der Spannung von Willensfreiheit und göttlicher Prädestination im Horizont der (Wesens-)Eigenschaften Gottes. In diese Grundspannung gehört auch die Frage nach der Schöpfung als einer „creatio ex nihilo“ und die Überlegungen zur Ewigkeit bzw. Erschaffung des Koran als Gottes Offenbarung. Für die Mu’taziliten gehört er in die Zeitlichkeit. Die Ash’ariten nahmen hier eine vermittelnde Position ein. Das zeigt Turki an al-Ash’ari (874–935) selbst, aber auch an dem sich ausweitenden hermeneutischen Streit in der Herausarbeitung logischer Prinzipien im Gegenüber zu den Gesetzen der Grammatik.
3. Die Herausarbeitung einer humanistischen
Erkenntnislehre:
In diesem Streit treten u.a. al-Kindi (ca. 800–873), der
„Philosoph der Araber“ (801–873),
al-Farabi (872–950) und schließlich al-Ghazali (1058–1111) besonders hervor. Diese Denker verinnerlichen verstärkt das griechische Denken, besonders des Aristoteles. Sie sind geprägt vom Wort in seiner geoffenbarten Wirkmacht und seiner vernunftgemäßen Kraft. Sie beschreiben den Intellekt in seinen unterschiedlichen Erkenntnisfähigkeiten auf neue Weise. Sie beziehen sich teilweise kontrovers auch auf die neuplatonischen Lehren Plotins (205-270). Bei al-Farabi hat dies zur Folge, dass er vom Einen Gott her den Intellekt kosmologisch und anthropologisch im Sinne einer Emanationslehre definiert. Der Mensch steht in universalen Zusammenhängen. Diese bilden den Hintergrund für die Ausbildung einer humanistischen Ethik, so am deutlichsten Ibn Miskawayh (932–1029) und al-Tawhidi (ca. 930–1023).
al-Farabi (872–950) und schließlich al-Ghazali (1058–1111) besonders hervor. Diese Denker verinnerlichen verstärkt das griechische Denken, besonders des Aristoteles. Sie sind geprägt vom Wort in seiner geoffenbarten Wirkmacht und seiner vernunftgemäßen Kraft. Sie beschreiben den Intellekt in seinen unterschiedlichen Erkenntnisfähigkeiten auf neue Weise. Sie beziehen sich teilweise kontrovers auch auf die neuplatonischen Lehren Plotins (205-270). Bei al-Farabi hat dies zur Folge, dass er vom Einen Gott her den Intellekt kosmologisch und anthropologisch im Sinne einer Emanationslehre definiert. Der Mensch steht in universalen Zusammenhängen. Diese bilden den Hintergrund für die Ausbildung einer humanistischen Ethik, so am deutlichsten Ibn Miskawayh (932–1029) und al-Tawhidi (ca. 930–1023).
4./5.
Die Blüte des philosophischen Denkens zwischen Bagdad und Córdoba:
Turki
führt den Lesenden durch die weitere Geschichte der islamisch-arabischen Philosophie,
indem er von den „Lauteren Brüdern von
Basra“ ausgeht. Diese unternahmen im Zweistromland bereits im 10. Jahrhundert, was
die europäischen Enzyklopädisten erst im 18. Jahrhundert angingen, nämlich das
Unterfangen, eine Sammlung des universalen Wissens herauszugeben. Dann folgen
der Naturphilosoph Abu Bakr ar-Razi (865–925)
und schließlich Avicenna / Ibn Sina
(980-1037) mit seinem Einheitsdenken – der Mensch als Mikrokosmos im
Makrokosmos (S. 93) und die Seele als eigenständige intelligible Instanz, die
ihr Ego als existierendes Wesen erkennt (S. 98). Die Seele muss darum von allen
Fesseln befreit werden, „die ihr Streben nach Wahrheit verhindern“ (S. 101).
Gegen
diese Erleuchtungstendenz und die damit zusammenhängende Unsterblichkeit der
Seele wendet sich Al-Ghazali, weil
damit die Auferstehung des Leibes geleugnet würde (S. 108). In dieser
Auseinandersetzung steht das Verständnis einer eigenständigen Individualität zur
Debatte. Darauf kommt Turki u.a. auch bei Ibn
Abdun (ca. 930-995), dem jüdischen Philosophen Ibn
Gabirol (1021-1070) und Ibn Bajja
(1095–1138) zu sprechen. Weiterführend beschreibt der Autor bei Ibn Tufail (1105-1185) den Weg der
menschlichen Erkenntnis – beginnend mit der sinnlichen Wahrnehmung bis zum
rationalen Aufstieg des Intellekts bis zur inneren Schau der göttlichen
Wahrheit (S. 121).Der konsequenteste und eigenständige Aristoteles-Vermittler und
Kommentator unter den arabischen Philosophen: Averroes / Ibn Rushd (1126-1198) beruft sich u.a. auf ihn. Für den
berühmten „Kommentator“ „gibt es keinerlei Widerspruch zwischen Wissen und
Glauben hinsichtlich des Zwecks ihres Erkennens und infolgedessen keine >doppelte
Wahrheit<, wie dies von der Scholastik behauptet wurde“ (S. 135). Die Philosophie
wird auch nicht die Magd der Theologie wie bei Thomas von Aquin. Interessant
ist in diesem Zusammenhang, dass der christliche
Averroismus keineswegs durchgängig dem Thomisten folgte. Al-Ghazali hatte unter
Berufung auf die Allmacht Gottes die Kette der Ursachen als bloßes Ergebnis der
Gewohnheit interpretiert. Zwar hatte Averroes natürliche Ursachen nicht leugnet,
weil Gott die erste Ursache der Weltordnung ist. Er stellt aber heraus, dass
ein Kausalzusammenhang nicht immer erkennbar ist.
Vgl. zum
Verständnis des Intellekts bei Averroes
meine Rezension --- https://buchvorstellungen.blogspot.de/2018/01/wieder-im-blickfeld-averroes-und.html
meine Rezension --- https://buchvorstellungen.blogspot.de/2018/01/wieder-im-blickfeld-averroes-und.html
Auch wenn Orientalisten behauptet haben, mit Averroes sei die islamische
Philosophie an ihr Ende gekommen, kann Turki sehr schön zeigen, dass gerade die
Korrelation von Mystik und Rationalität sich auch in späterer Zeit durchhält
und unter anderen politischen Bedingungen wieder neu aufflammt.
6. Von
einer rational offenen Mystik zur Theosophie im Sinne „göttlicher Weisheit“
In diesem
Kapitel zieht Turki auch Positionen westlicher Orientalisten und Philosophen
der jüngeren Gegenwart heran, um dadurch die Beziehungen zwischen
arabisch-islamischem und europäisch-[post]-christlichem Denken zu
verdeutlichen. Hauptsächlich geht es jedoch darum, wichtige Etappen islamischer
Mystik-Geschichte in Erinnerung zu bringen: Rabia
von Basra, Al Halladj, Rumi, Suhrawardi und die Schule der Illumination und
ganz entscheidend Ibn Arabi von Murcia
(1165–1240). Gerade der Letztere betont die Einheit des Seins im kosmologischen
Kontext des vollendeten Menschen.
Schließlich kommt noch Mulla Sadra (1572–1640) zur Sprache, der durchaus eine ähnliche Zielrichtung wie Ibn Arabi hat: „Das Sein erhält bei ihm eine absolute Priorität und stellt die umfassende Realität dar, die auch Gott mit einschließt“ (S. 168). Dieses reine Sein kann in den Dingen wirken: Manifestation des Göttlichen und Konstitutivum eines weiter wirkenden Schöpfungsprozesses.
Vgl. meinen Beitrag „Orientierung zum Sufismus“:
https://textmaterial.blogspot.de/2016/06/orientierung-zum-sufismus-wird-erweitert.html
Schließlich kommt noch Mulla Sadra (1572–1640) zur Sprache, der durchaus eine ähnliche Zielrichtung wie Ibn Arabi hat: „Das Sein erhält bei ihm eine absolute Priorität und stellt die umfassende Realität dar, die auch Gott mit einschließt“ (S. 168). Dieses reine Sein kann in den Dingen wirken: Manifestation des Göttlichen und Konstitutivum eines weiter wirkenden Schöpfungsprozesses.
Vgl. meinen Beitrag „Orientierung zum Sufismus“:
https://textmaterial.blogspot.de/2016/06/orientierung-zum-sufismus-wird-erweitert.html
Und
meine Rezension des Buches von Claude
Addas:Ibn Arabi et le voyage sans retour 1996/2013): https://buchvorstellungen.blogspot.de/2016/01/der-mystiker-ibn-arabi-reisen-im.html
7. Eingrenzungen und Erneuerungen:
Nicht einfach chronologisch, sondern
systematisierend nimmt Turki die in den vorigen Kapiteln dargestellte Thematik
unter dem Aspekt der Erneuerung wieder auf.
Mit Blick auf die Logik des Fachr ad-Din ar-Razi (1149–1210) und den Wirkungen einer islamischen Aristoteles-Rezeption kann der Fokus nicht nur auf die Widerlegung und Einengungstendenz von Ibn Taimiya (1263–1328) gelegt werden. Es zeigt sich nämlich die Entwicklung einer Ethik, „die auf einem Prinzip des gesellschaftlichen Zusammenlebens beruht, das von der Liebe der Menschen zueinander als Zeichen ihres Strebens nach Eintracht getragen wird“ (S. 174), so der berühmte Mathematiker, Astronom und Philosoph Nasîr al-Dîn Tusi (1201-1274). Besonders hervorzuheben ist jedoch Ibn Khaldun (1332–1406), der Begründer der Soziologie und der Geschichtswissenschaft im heutigen Sinne, die sich der kritischen Analyse der Fakten bedient, um von daher eine eigenständige Theorie geschichtlicher Prozesse zu entwickeln (S. 178). Damit war für ihn die religiöse Vorstellung einer Heilsgeschichte erledigt. Er arbeitet vielmehr zeigen sich evolutionäre Prozesse heraus. Er sieht allerdings im Zyklus von der Geburt bis zum Tod bzw. dem Verfall, ohne dass jedoch ein strenger Determinismus leitend wäre – immerhin jedoch „ein Wille zur Macht“, der an Nietzsche erinnert (S. 186).
Mit Blick auf die Logik des Fachr ad-Din ar-Razi (1149–1210) und den Wirkungen einer islamischen Aristoteles-Rezeption kann der Fokus nicht nur auf die Widerlegung und Einengungstendenz von Ibn Taimiya (1263–1328) gelegt werden. Es zeigt sich nämlich die Entwicklung einer Ethik, „die auf einem Prinzip des gesellschaftlichen Zusammenlebens beruht, das von der Liebe der Menschen zueinander als Zeichen ihres Strebens nach Eintracht getragen wird“ (S. 174), so der berühmte Mathematiker, Astronom und Philosoph Nasîr al-Dîn Tusi (1201-1274). Besonders hervorzuheben ist jedoch Ibn Khaldun (1332–1406), der Begründer der Soziologie und der Geschichtswissenschaft im heutigen Sinne, die sich der kritischen Analyse der Fakten bedient, um von daher eine eigenständige Theorie geschichtlicher Prozesse zu entwickeln (S. 178). Damit war für ihn die religiöse Vorstellung einer Heilsgeschichte erledigt. Er arbeitet vielmehr zeigen sich evolutionäre Prozesse heraus. Er sieht allerdings im Zyklus von der Geburt bis zum Tod bzw. dem Verfall, ohne dass jedoch ein strenger Determinismus leitend wäre – immerhin jedoch „ein Wille zur Macht“, der an Nietzsche erinnert (S. 186).
Die neuzeitliche Phase als Bruch mit dem
Bisherigen und neueren Reformansätzen macht Turki an der Eroberung Ägyptens
1798 durch Napoleon fest. Unter den Vorgaben europäischer Aufklärung und des
Kolonialismus bringen die Reformer des 19. Jahrhunderts wie at-Tahtawi (1801–1873), Kheireddine at-Tunisi (1820–1890), Abderrahman al-Kawakibi (1855–1902), Jamal ad-Din al-Afghani (1839–1897) und Muhammad Abduh (1849–1905) die Religion
ins Spiel: „Zwei zentrale Themen bestimmen seine [al-Afghanis] Weltanschauung:
die politische Einheit unter den islamischen Völkern im Sinne eines Panislamismus, der sich dem europäischen
Kolonialismus widersetzen sollte, und ein reformierter Islam, der von innen
heraus gestaltet werden sollte …“ (S. 192f). Blickt man von da aus in die
Gegenwart, dann erinnern Namen wie Ali Abd
ar-Raziq (1888–1966), Abdul Rahman
Badawi (1917–2002), Mohamed Aziz Lahbabi
(1923–1993) und einige andere wichtige Autoren daran, eine islamische
Anthropologie unter dem Kennzeichen der Freiheit zu formulieren. Nur einige Philosophen
kann Turki in diesem Zusammenhang nennen, weil der Kreis derer, die Vernunft
und Glaube in eine undogmatische Relation bringen, doch größer ist, als mancher
im Westen denkt. Hier hat sich eine innerislamische Debatte in den letzten Jahren
wesentlich verstärkt.
Darum
verweist Turki in seinem Ausblick
auf (fragwürdige) Versuche, Tradition und Moderne dialektisch durch eine
erneute Renaissance aufzuheben, während andere – wie Abdelmajid Charfi, Seyyed Hossein Nasr, Abdelkarim Soroush und Farid Ishaq – dafür plädieren, Koran,
Sunna und die muslimische Geschichte kritisch zu hinterfragen. Sie möchten
damit das Bild eines monolithischen Islam aufbrechen und Grundlagen für eine neue,
kontextuelle Hermeneutik schaffen. Dieser Diskurs ist derzeit noch völlig
offen.
Vgl. dazu meinen Beitrag „Islam und Aufklärung: https://religiositaet.blogspot.de/2018/01/islam-und-aufklarung-geschichte-und.html
und die stärker an
einzelnen Personen orientierte „Einführung in die islamische Philosophie“
von Hamid Reza Yousefi (2014):
Rezension: https://buchvorstellungen.blogspot.de/2014/08/buch-des-monats-august-2014-die.html
von Hamid Reza Yousefi (2014):
Rezension: https://buchvorstellungen.blogspot.de/2014/08/buch-des-monats-august-2014-die.html
Bilanz:
Mohamed Turki schafft es, auf relativ
wenigen Seiten und dennoch präzise, die variantenreiche Geschichte der
arabisch-islamischen Philosophie in Grundzügen darzustellen. Er bindet einzelne
Philosophen und Denkschulen in den Gesamtzusammenhang der jeweiligen geistesgeschichtlichen
Kontexte und ihrer Weiterentwicklungen ein. So entsteht ein Bild islamischer Geistesgeschichte,
das dazu herausfordert, den west-östlichen Dialog verstärkt fortzusetzen. Anknüpfungspunkte
und temporäre Parallelentwicklungen bieten genügend Ansätze zu einer
interkulturellen Philosophie.
Reinhard Kirste
Rz-Turki-Philosophie, 07.02.18
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