Freitag, 27. September 2019

Muhammad Al-Jazuli (al-Gazuli) ---------------------- marokkanischer Sufimeister des 15. Jahrhunderts


Muḥammad al-Jazūli al-Simlālī
(
Abū 'Abdullah Muḥammad ibn Sulaymān ibn Abū Bakr al-Jazūli al-Simlālī, - 
gest.1465),
bekannt als Imam al-Jazuli oder Sheikh Jazuli (auch
Scheich al-Gazuli)
entstammte 
dem Berberstamm der Jazulah (Gazulah).
Er wuchs im süd
marokkanischen Souss auf - zwischen Atlantik und Atlasgebirge.


Fluss-Oase Ait-Boulmane in der Region Souss-Massa-Draa, Heimat von Al-Jabuli 


Nach einem juristisch-theologischen Studium in seiner Heimatstadt Souss ging er zur weiteren Ausbildung an die Medrese As-Saffarîn in Fes. Er setzte sich mit den Werken der damaligen Theologen und Gesetzeslehrer auseinandner, besonders mit der malikitischen Rechtsschule. Er traf dort auch den berühmten Juristen und Mystiker Ahmad Zarruq (1442-1493). Nachdem er eine Stammesfehde beigelegt hatte, verließ er die Region und verbrachte die nächsten vierzig Jahre in Mekka, Medina und Jerusalem. Schließlich kehrte er nach Fes zurück, wo er das Gebetbuch Dala'il al-Hayrat vervollständigte.
Er wurde ein Sufi. Sein Gebetbuch Dala'il al-Hayrat (= die Beweise der [göttlichen] Wohltaten)  machte ihn weithin bekannt


Bou-Inaniya-Medrese in Fes - Innenhof (wikipedia)



Die Texte in gereimter Prosa sind in 7 Abschnitte für das regelmäßige Gebet unterteilt, also ein Gebetsteil für jeden Tag der Woche - mit fortlaufenden Wiederholungen von Satzteilen innerhalb der einzelnen Abschnitte. "Durch sie entsteht der Eindruck, der Text sei für eine bestimmte Rezitationsform konzipiert worden. Dies lag wohl auch in der Absicht des Autors, denn an einer Stelle heißt es, er habe die Wiederholungen eingesetzt, >um dem Leser das Auswendiglernen zu erleichtern<. Bis heute wird an Wochenenden oder religiösen Festtagen aus diesem Gebetbuch gemeinsam im Chor – laut und ohne Pause – gelesen. Der zu Beginn des Vortrages ruhige Rhythmus steigert sich langsam und erreicht in den letzten Versen seinen Höhepunkt.
Von der überaus großen Beliebtheit der Dala’il al-Hayrat zeugt nicht nur ihre Verwendung bis in die heutige Zeit, sondern auch die Anfertigung zahlreicher Abschriften des Gebetbuches. Nahezu alle Bibliotheken im Orient und in Europa besitzen eine oder mehrere Fassungen dieses Werkes. Wohlhabende Muslime ließen prachtvoll ausgestattete Exemplare der Handschrift herstellen."



Dalai'l al-Hayrat - vordere Schmuckseiten (Faksimile)


Eine der schönsten Handschriften ist der Codex in Wien, "der vermutlich einem Sippenoberhaupt in Gambia oder Mauretanien gehört hat. Das vollständig erhaltene Gebetbuch gibt den arabischen Text in einer im Westen entwickelten späten Magribı-Schrift wieder. Ihr kalligraphischer Reiz liegt in den exakten Formen der Schriftzeichen, aber auch in der Verwendung von farbiger – schwarzer, goldener, roter, grüner und blauer – Tinte. Das Schriftfeld der Textseiten wird jeweils von einem goldenen und einem blauen Balken gerahmt.
Daneben finden sich zahlreiche Zierseiten, die mit geometrischen und floralen Schmuckformen, Arabesken und Ranken in den verschiedensten Farben kunstvolle Akzente setzen. Der feine Duktus von Schrift und Ornamentik deutet auf einen geübten Künstler hin, der in Erfüllung seines Auftrages eines der schönsten Beispiele nordafrikanischer Buchkunst schuf."
                                                                         (aus der Ankündigung des ADEVA-Verlags)



Dalai'l al-Hayrat - Doppelseite 89



Er wurde von einem Nachkommen Abu Abdallah Mohammed Amghars, dem Scheich der Banu Amghar, in den Sufiorden, der Schadhilyia-Tariqa  eingeführt. Vierzehn Jahre verbrachte er daraufhin in Abgeschiedenheit und ging dann in die Stadt Safi, wo er viele Anhänger um sich versammelte. Der Gouverneur von Safi fühlte sich durch sie bedroht und versuchte, ihn auszuweisen. Schließlich ließ er ihn vergiften, was 1465 zum Tod von al-Jabil führte. Es wird gesagt, dass er während des Gebets starb. Sein Grab in Afoughal wurde zum Zentrum des saadischen Widerstands der Saadi-Dynastie gegen die Portugiesen. Sein tiefer Respekt für al-Jazuli war der Grund, warum Abu Abdallah al-Qaim Afoughal als seine Residenz wählte.


Eingang zum Mausoleum von al-Jazuli (wikipedia)

Die Legende berichtet, dass al-Jazulis Körper im Jahre 1541, also 77 Jahre nach seinem Tod nach Marrakesch überführt wurde. Er soll unverwest gewesen sein. Im nördlichen Teil der Medina von Marrakesch ließ der Saadi-Sultan Ahmad al-Araj (1517-1544) ein Mausoleum für al-Jazuli bauen. 
Unter der Herrschaft der Sultane Moulay Ismael und Mohammed Ben Abdallah wurde das Mausoleum erweitert und teilweise wieder aufgebaut. Al-Jazuli gehört zu den sieben Heiligen von Marrakesch

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