Friederike Grönemeyer und
Dietrich Grönemeyer:
Selbst heilen mit Kräutern. Pflanzenheilkunde
für zu Hause
Hilden:
Becker Joest Volk-Verlag 2019, bereits 2. Auflage, 384 S., 230 Fotos,
medizinisches Glossar und Register
--- ISBN 978-3-95453-163-9 ---
--- ISBN 978-3-95453-163-9 ---
Es gibt
auf dem Buchmarkt eine unübersehbare Fülle von Titeln über Heilkräuter, die von
einem großen Publikum offensichtlich dankbar angenommen wird. Geschrieben sind
sie meist von Ärzten, Apotheker/innen, Heilpraktikerinnen, sog. Kräuterfrauen,
Mönchen und Nonnen, die sich meist schon lange mit der Bedeutung dieser
Pflanzen für Leib und Seele befasst haben. So kommt auch die sog.
Klostermedizin ausführlich ins Spiel.
Vgl. die Auswahl bei Amazon: Bücher zu Heilräutern und Arzneipflanzen
Was
zeichnet nun ein weiteres Buch zu den Kräutern aus, die der auch regelmäßig aus
dem Fernsehen bekannte Medizin-Professor Dietrich Grönemeyer mit seiner Tochter
Friederike, einer Heilpraktikerin, Phytotherapeutin und Psychologin,
geschrieben hat?
Die Autoren und ihre Intentionen:
Dietrich Grönemeyer
(geb. 1952) war bis zu seiner Emeritierung 2012 Inhaber
des Lehrstuhls für Radiologie und des weltweit einzigen Lehrstuhls für
Mikrotherapie an der Universität Witten/Herdecke. Seitdem leitet er das Grönemeyer
Institut für Mikrotherapie in Bochum.
In welche Richtung seine wissenschaftliche
und ganzheitlich-medizinische Forschungs- und Vortragsarbeit geht, zeigt sich
darin, dass er seit dem September 2013 als Professor für Gesundheitswirtschaft im
Hochschulrat der Steinbeis-Universität
Berlin tätig ist und zugleich das
Steinbeis-Transfer-Institut Mikrotherapie, Minimalinvasive Therapie und
Diagnostik am Standort Bochum leitet. Darin wird ein Engagement
sichtbar, Gesundheit und Gesundheitsvorsorge als Teil einer gesellschaftlichen
Verantwortung herauszustellen. Grönemeyer steht damit an einer Schnittstelle,
an der Erkenntnisse der Schulmedizin, alternative Heilverfahren und die Bedeutung
von Arzneimitteln im umfassenden Sinne für den Menschen nutzbar gemacht werden
können, indem im Betroffenen Selbstheilungsprozesse
initiiert werden. So wird dieses im besten Sinne populär geschriebene Buch zu einem
Plädoyer für den Einsatz von Heilpflanzen im Sinne von Vorbeugung, Nachsorge
und Therapiebegleitung. In der Arbeit seiner Tochter hat Grönemeyer dabei einen
beispielhaften Zugang zum Praxisfeld der pflanzlichen Anwendungen, denn sie nutzt
die Pflanzen in der Heilpraktikertätigkeit im Sinne eines ganzheitlichen
Verständnisses. Die Autoren sind froh, dass es in den letzten Jahrzehnten zu einem
Umdenken in der Medizin gekommen ist. Gegenüber einer sich bisher dogmatisch
gebenden Schulmedizin können z.B. Naturheilverfahren wirksam werden. Die
Gesundheit als hoher Wert ist zwar nicht mit dem Seelenheil zu verwechseln,
aber Heilung für Körper, Seele und Geist sind wesentliche Faktoren für ein erfülltes
Menschsein.
Einblicke in die interkulturelle Medizingeschichte
Der Blick
in die Medizingeschichte macht Erstaunliches deutlich, nämlich „eine seit der
Antike fortwirkende Tradition der Kräuterheilkunde, in der wiederum die großen
arabischen Ärzte standen“ (S.12). Über Avicenna (um 980-1037) führt der Weg in
das übrige Europa und findet dort durch Hildegard von Bingen (1098–1179) und
die sich weiter ausbreitende Kräutergarten-Kultur in den Klöstern eine
beachtliche Fortsetzung. Sie geschieht jedoch zugleich unter den Bedingungen
wissenschaftlicher Naturbeobachtung und –forschung. Die Abtei Montecassino mit
ihrer medizinischen Fakultät wurde zu einem herausragenden Vorbild. Grönemeyer
führt diesen geschichtlichen Exkurs über den Schweizer Arzt, Naturphilosophen, Alchemisten, Theologen und
Sozialethiker Paracelsus (1493–1541) weiter, betont die Bedeutung des schwedischen
Naturforschers Carl von Linné (1707–1778), um dann noch den französischen Arzt
Henri Leclerc (1870–1955) zu würdigen, der den Begriff der Phytotherapie (=
Pflanzenheilkunde) erfand.
Die ärztliche Praxis heute kann sich auf diese
Vorreiter kritisch prüfend und weiter entwickelnd beziehen und so mit
erweitertem und wissenschaftlich geschultem Blick die vielfältige Schatztruhe
der Natur sorgsam dem Einzelnen für sein Wohl öffnen. Darum ist es wichtig, Heilkräuter
wegen ihrer überzeugenden Wirkung verstärkt im Haus und in der Medizin
insgesamt einzusetzen. Im Buch kommen Naturwissenschaft und
Erfahrungsgeschichte zusammen:
„Biochemisch, physikalisch, toxikologisch und
experimentell hat die Naturwissenschaft der Medizin zu neuen Naturheilmitteln
verholfen. Das jahrtausendealte bislang gewachsene Erfahrungswissen über den
therapeutischen Nutzen pflanzlicher Arzneimittel ist das eine – darauf können
wir aufbauen. Das andere – die weitere Erschließung ihrer Wirkungsspektren –
müssen wir noch leisten“ (S. 26).
So bildet dieses Buch eine zum Nachdenken
herausfordernde Etappe im Horizont eines ständig wachsenden Umsatzes von
medizinisch genutzten Kräutern und der nicht mehr überschaubaren Vielfalt von
Kräuterinformationen im Internet.
Struktur
des Buches
Den beiden Autoren geht es nun darum, in diesem wissenschaftlich begründeten, didaktisch und fundiert gestalteten Buch – einschließlich der Fotos und Randsymbole – die Möglichkeiten der Heilpflanzen zu Hause sinnvoll zu nutzen.. Dazu werden nach der grundsätzlich angelegten Einleitung die möglichen Darreichungsformen unter dem flotten Titel „Wickel dich gesund“ beschrieben. Dann kommen die Inhaltsstoffe an die Reihe und die Beachtung der jeweiligen Dosierung verbunden mit einigen Rezepten.
Den beiden Autoren geht es nun darum, in diesem wissenschaftlich begründeten, didaktisch und fundiert gestalteten Buch – einschließlich der Fotos und Randsymbole – die Möglichkeiten der Heilpflanzen zu Hause sinnvoll zu nutzen.. Dazu werden nach der grundsätzlich angelegten Einleitung die möglichen Darreichungsformen unter dem flotten Titel „Wickel dich gesund“ beschrieben. Dann kommen die Inhaltsstoffe an die Reihe und die Beachtung der jeweiligen Dosierung verbunden mit einigen Rezepten.
Den größten Teil des Buches (S. 93-373) stellt die Präsentation der wichtigsten Heilpflanzen von Aloe bis Zistrose
dar. Dem folgt noch eine Übersicht, wie
die einzelnen Heilpflanzen angewendet werden, und zwar vom Kopf bis zu Haut
und Haaren. Ein klares Stichwort- und
Beschwerderegister rundet den Band ab.
Ein Beispiel
Wie die genannten Vorgaben und Voraussetzungen konkret umgesetzt werden, sei an der Heilpflanze des Jahres 2019 – Johanniskraut – verdeutlicht (S. 166–173). Nach einer kurzen grundsätzlichen und geschichtlichen Einleitung wird diese altbekannte Heilpflanze mit ihren Besonderheiten beschrieben; auch ein Bild ist wie bei allen Pflanzen dabei. Dann werden die „Einsatzgebiete“ (Indikationen) aufgezählt. Johanniskraut hat den Ruf, innerlich gegen depressive und nervöse Verstimmungen zu wirken und äußerlich, besonders bei Verbrennungen und Verletzungen den Muskeln und der Haut gut zu tun. Johanniskraut hat wie die meisten Heilkräuter natürlich Nebenwirkungen, hier ist besonders auf Interaktionen mit anderen Arzneistoffen zu achten. Nach dieser Orientierung – verbunden mit einer vorsichtigen Warnung gerade was das Johanniskraut betrifft – werden die Details der Anwendungen beschrieben – als Tee oder Massageöl. Dann gibt es noch Hinweise auf fertige Präparate, die die Bedeutung dieser Arzneipflanze in der Wissenschaft herausheben. Eine Zusammenfassung bis hin zu den Bezugsquellen reicht vom Garten bis zur Apotheke.
Wie die genannten Vorgaben und Voraussetzungen konkret umgesetzt werden, sei an der Heilpflanze des Jahres 2019 – Johanniskraut – verdeutlicht (S. 166–173). Nach einer kurzen grundsätzlichen und geschichtlichen Einleitung wird diese altbekannte Heilpflanze mit ihren Besonderheiten beschrieben; auch ein Bild ist wie bei allen Pflanzen dabei. Dann werden die „Einsatzgebiete“ (Indikationen) aufgezählt. Johanniskraut hat den Ruf, innerlich gegen depressive und nervöse Verstimmungen zu wirken und äußerlich, besonders bei Verbrennungen und Verletzungen den Muskeln und der Haut gut zu tun. Johanniskraut hat wie die meisten Heilkräuter natürlich Nebenwirkungen, hier ist besonders auf Interaktionen mit anderen Arzneistoffen zu achten. Nach dieser Orientierung – verbunden mit einer vorsichtigen Warnung gerade was das Johanniskraut betrifft – werden die Details der Anwendungen beschrieben – als Tee oder Massageöl. Dann gibt es noch Hinweise auf fertige Präparate, die die Bedeutung dieser Arzneipflanze in der Wissenschaft herausheben. Eine Zusammenfassung bis hin zu den Bezugsquellen reicht vom Garten bis zur Apotheke.
Reinhard Kirste
Rz-Grönemeyer-Kräuter,
04.12.19
CC
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