Sonntag, 21. März 2021

Libanon - gestern und heute - Geografie, Geschichte, Kultur, Politik und das Institut du Monde Arabe (IMA)


Institut du Monde Arabe (dir.):
Liban. L'autre rive

Libanon - das andere Ufer des Mittelmeers


Exposition présentée à l'Institut du mone arabe
du 27 octobre 1998 au 2 mai 1999


Paris: Flammarion / IMA
1998, 398 pp., illustr.





Der Katalog zur Ausstellung "Libanon, das andere Ufer ", die bis April 1999 im Institut du Monde Arabe (IMA) in Paris zu sehen war, ist ein wahres Kunstbuch. Mit seinen Texten und Fotos umfasst der Band mehrere tausend Jahre Geschichte. Beginnend mit der Urgeschichte (vor einer Million Jahre!) bis zum Libanon der Emire (19. Jahrhundert) erzählen mehr als 300 Seiten die Geschichte "eines Erbes, das in seiner Durchlässigkeit für die Einflüsse verschiedener antiker Kulturen einzigartig ist" (so der Katalogtext). Im Einklang mit der Ausstellung zeigt dieses prachtvolle Werk, wie sehr der Libanon in die internationale Kulturszene gehört, denn in der Levante wird ein außergewöhnlich reiches Erbe präsentiert. Die Wellen des Mittelmeers treffen auf ein von Kulturen überschäumendes Land.  Die französisch schreibende Lyrikerin Nadia Tuéni  (1935-1983) schreibt in l'âge d'écume (Das Zeitalter des Meeresschaums): "Es gibt Küsten, wo die Wellen musikalisch sind, wo das Meer ein Garten ist". 

Votivfiguren, ca. 1800 v. Chr. Byblos, Libanon
(Originale, IMA-Ausstellung 1998)

Bereits in den Vorworten drücken Förderer, Künstler und Politiker ihre Begeisterung aus, so u.a. Fawzi Hobeiche, die damalige libanesische Kulturministerin: "Für den Libanon und die Libanesen war der Traum, alle Zivilisationen zusammen vor der breiten Öffentlichkeit zu präsentieren, Teil einer globaleren, komplexeren Herausforderung, nämlich das eines erfolgreichen Comebacks auf der internationalen Kulturszene ...".

Votivfiguren: Obeliskentempel Byblos (Kopien)
Votivfiguren als Symbole der Lebenskraft, Baal-Figur in der Mitte (Kopien)

Im Vorwort von Amin Maalouf (geb. 1949) heißt es: "Diese Vielfalt, die oft als angeborene Schwäche dargestellt wird, ist in Wirklichkeit der Hauptgrund für die Existenz des Libanon. Der Libanon ist eine Wette auf Vielfalt, die Reichtum, Frieden und Freiheit bringen könnte. Diese Wette war schon immer und wird immer schwierig zu erfüllen sein". 
Valérie Matoïan, Archäologin und wissenschaftliche Koordinatorin des Katalogs schreibt in der Einleitung, dass die Geschichte des Libanon vom Gewicht der großen Mythen geprägt ist, die mit dem Land verbunden sind. Das zeigt sich besonders an der Traditionen des Austauschs und der schöpferischen Kreativität. Der Austausch war so wichtig, dass er in der kollektiven Vorstellung seine Spuren hinterlassen hat. 
Man denke an die Legenden von Phönizien: Zwei Prinzessinnen von Tyrus traten für immer in das Gedächtnis der Menschen ein, und zwar von Ovid bis Flaubert. Die Prinzessin Europa hat einem ganzen Kontinent den Namen gegeben. Die Prinzessin Elissa-Didon gründete  Karthago gründete..."
Vor dem Hauptteil des Buches stehen noch sieben weitere Texte zur allgemeinen Orientierung: 

  • Die Archäologie im 19. Jahrhundert von Nina Jidejian, Historikerin
  • Archäologische Forschung heute von Camille Asmar, Generaldirektorin
    für Altertümer, Beirut
  • Staatliche Museen von Suzy Hakimian,
    Direktorin der Museen zur Antike, Beirut
  • Das Konservierungs- und Restaurierungslabor des Nationalmuseums von der Leiterin Isabelle Skaf
  • Das Archäologische Museum der Amerikanischen Universität von Beirut
    von der Direktorin Leila Badre
  • Die prähistorischen Sammlungen der St. Josephs-Universität Beirut von
    Levon Nordiguian, Direktor des Labors
  • Geografie des Libanon von Liliane Barakat, Dekanin des Fachbereichs Geistes- und Sozialwissenschaften, St. Josephs-Universität Beirut
Mehr als siebzig AutorInnen, internationale bzw. libanesische Spezialisten untersuchen sorgfältig die libanesische Geschichte und verdeutlichen sie in prägnanten Texten und schönen Fotos.
Mit diesem Katalog bleibt die herausragende Bedeutung der Ausstellung L'autre rive über den Libanon glücklicherweise auf Dauer erhalten. 




File:Lebanon region map.png
















Pierre Pinta (texte) / Renata Holzbachová et Philippe Bénet (photographie):
Introduction     au
 LIBAN 

Genève (CH): Guides Olizane [1994],
1998, 258 pp., illustr., index














Libanonzedern im Gebirge
(Fotos: wikipedia und wikimedia: Libanon)




 ILYA [Elia] ABU MADI  
Elia Abu Madi (1889 - 1957) - aus einer christlichen Familie stammend - war  ein bekannter libanesischer Dichter. Er kam  1912 nach Cincinnati (USA) und 1916 nach New York. Dort arbeitete er für Literaturmagazine und baute schließlich eine eigene Zeitschrift auf.

Ich weiß nicht
Ich kam, weiß nicht woher
- kam in die Welt,
Ich sah den Weg
und ward darauf gestellt,
Und werd ihn gehn,
ob mirs auch nicht gefällt –
Wie kam ich, sah den Weg?
Ich weiß es nicht.

Bin ich seit langem hier,
seit kurzen Tagen?
Bin frei ich, bin in Fesseln ich geschlagen?
Trag ich mein Leben, werde ich getragen?
Ich möcht es wissen, doch ich weiß es nicht.
Wird nach dem Tod man auferstehn, gerichtet?
Gibts ewges Leben? Werden wir vernichtet?
Ists Lüge, Wahrheit, was das Volk berichtet?
Ists wahr, dass mancher weiß? Ich weiß es nicht.

Wo ist mein Lachen, Weinen, wie als Kind?
Wo meine Torheit, da ich jugendblind?
Wo meine Träume, die verloren sind,
Doch wie verlor ich sie? Ich weiß es nicht.


Lizenz: CC

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