Freitag, 30. Juni 2017

Friedensfähigkeit und Gewaltpotential in den Religionen - Bücher zum Thema (aktualisiert)

Für die hier vorgestellten Bücher liegen
ausführliche BESPRECHUNGEN vor - Bitte anklicken!

Bei einigen z.Zt. nicht erreichbaren Links,
Mail an : interrel@-online.de

Link wird dann wieder freigeschaltet.

Vgl. auch das Seminar:
Theorie und Praxis der Religionen bei Krieg und Frieden




GENSICHEN, Hans-Werner: Weltreligionen und Weltfriede. Göttingen 1985

KÄSSMANN, Margot / WECKER, Konstantin (Hg.): Entrüstet Euch !
Warum Pazifismus für uns das Gebot der Stunde bleibt.
Texte zum Frieden. Gütersloh 2015


KÜNG, Hans. Wozu Weltethos? Freiburg/Br. 2006

KUSCHEL, Karl-Josef: Im Ringen um den WAHREN RING. Lessings "Nathan der Weise" - eine Herausforderung der Religionen. Ostfildern 2011 

Hamideh MOHAGHEGHI / Klaus von STOSCH (Hg.):
Gewalt in den Heiligen Schriften von islam und Christentum.
Paderborn 2014

RAMAKRISHNA: Leben und Gleichnis. Bern u.a. 1979

SACKS, Jonathan: Not in God's Name. Confronting Religious Violence.New York a.o.: Penguin Random House 2015, 320 pp.
--- Verlagshinweis mit Leseprobe: hier
--- Erläuterung: hier
--- Rezension von Michael Blume (Scilogs, 04.02.2016)


SCHRAMM, Michael: Der unterhaltsame Gott. Theologie im populären Film (2011)

SEIDENSTICKER, Tilman (Hg.): Zeitgenössische islamische Positionen
zu Koexistenz und Gewalt (2011) 


SLOTERDIJK, Peter: Gottes Eifer. Vom Kampf der drei Monotheismen (2007)





WOLLGAST, Siegfried (Einl, Anmerkungen, Hg.):
Zur Friedensidee in der Reformationszeit. Texte von Erasmus, Paracelsus, Frank.

Philosophische Studientexte. Berlin (DDR): Akademie-Verlag 1968, 289 S., Personenverzeichnis

Sonntag, 25. Juni 2017

Jüdisch-Muslimische Beziehungen in Vergangenheit und Gegenwart

Josef Meri (ed.): Jewish-Muslim Relations in Past and Present. A Kaleidoscopic View.

 
Studies on the Children of Abraham, Vol. 5.
Leiden (NL): Brill 2017, XVI, 284 pp., illustr.


ISBN13: 
9789004235809 ---- E-ISBN: 9789004345737


Abraham/Ibrahim - Bibel und Koran (nicht nur für Kinder) nacherzählt (aktualisiert)

Die niederländische Stichting Trialoog fördert durch ihre interreligiöse pädagogische Arbeit das gegenseitige Verstehen von Menschen unterschiedlicher Glaubensweisen.
Sie erhielt darum auch den
INTR°A-Projektpreis 2016 für Komplementarität der Religionen.  Die von der Stiftung herausgegebenen Bücher sind überwiegend in niederländisch geschrieben, z.T auch in Englisch erschienen, um den dialogischen Aktionsradius dadurch zu erweitern. Einige Materialien werden darum inzwischen sogar in den USA und in Ghana eingesetzt.



Ein besonders anregendes Beispiel dafür ist das Buch:
Abraham and Ibrahim.
Bible und the Qur'an Told to children.

Author: Francien van Overbeeke-Rippen
 --- Study Guide by Kenneth and Margaret Thomas ---

Amersfoort (NL) 2006, 161 pp.

In einfacher Sprache erzählt die Autorin, wichtige Abschnitte aus Bibel und Koran und stellt die Texte aus beiden heiligen Schriften einander gegenüber:

Schöpfung, Noah, Abraham, Jakob, Mose, Richter und Könige, Jesus und Mohammed.
Der gesamte englische Text kann auch als PDF-Datei kostenlos heruntergeladen werden.
Download: hier


Inzwischen ist auch eine deutsche Übersetzung erschienen:
Francien van Overbeeke-Rippen: 
Abraham und Ibrahim. 

Nacherzählungen aus der Bibel und dem Koran (nicht nur) für Kinder
Übersetzung: Francien van Overbeeke-Rippen. Amersfoort, NL 2017, 55 S.
Übersetzung aus: Francien van Overbeeke-Rippen:
Ibrahiem en Abraham, Koran en Bijbel

verteld voor kinderen
Stichting Trialoog. Amersfoort, Niederlande 2014. 4. Auflage

Weitere Veröffentlichungen
  • Francien van Overbeeke-Rippen / Rut Rozenoom / Karen Ghonem (eds.):
    Woord zoekt Woord [Wort sucht Wort]. Joden, Christenen en Moslims in Gespreek over Teksten en Tradities. Deventer (NL): Ankh-Hermes 2010, 262 pp.
    --- Beispielseite: hier  
  • Francien van Overbeeke-Rippen: Over en weer [ = Hin und Her]. 25 vragen van christenen en moslims. Hooglanderveen (NL): Drukkerij van Beek 2013, 2. Aufl., 80 pp., illustr.
  • Francien van Overbeeke-Rippen: Ibrahiem en Abraham. Koran en Bijbel verteld voor kinderen. Hooglanderveen (NL): Drukkerij van Beek 2014, 184 pp., Arbeitsblätter


Freitag, 23. Juni 2017

Online-Zugang: Islam in einer post-säkularen Gesellschaft

Islam in a Post-Secular Society

Religion, Secularity and the Antagonism
of Recalcitrant Faith


Religion, Säkularität und Antagonismus eines widerstreitenden Glaubens

image of Islam in a Post-Secular Society





Samstag, 17. Juni 2017

Beeindruckendes Mitgefühl: Briefe eines Muslims an einen ermordeten Priester


Die Ermordung des Priesters Jacques Hamel während des Gottesdienstes (!) durch zwei Djihadisten am 26. Juli 2016 hat viel Solidarität auf muslimischer Seite bewirkt. So kam als "Karawane des Friedens" eine Delegation der Al-Azhar-Universität an den Ort des Verbrechens, Étienne du Rouvray (in der Nähe von Rouen). Vgl.  Dialog-Journal vom 28.10.2016  Besonders beeindruckend ist jedoch das Buch eines Muslims als Hommage an den ermordeten Priester: Requiem für Vater Jacques Hamel. Briefe von Mohammed Nadim, der im Süden von Algerien lebt. Er ist offensichtlich praktizierender Muslim. Von der Ermordung des französischen Priesters Jacques Hamel zutiefst erschüttert, beschloss er, seine Gedanken gegen Hass und Terrorismus und für ein friedfertiges Zusammenleben in eine Art von Gebetsbriefen an den unbekannten Priester zu formulieren.

Mohammed Nadim: Requiem pour le père Jacques Hamel.
Lettres d’un musulman. Préface de Mgr Dominique Lebrun
Paris: Bayard 2017, 142 pp.

Anne-Bénédicte Hoffner in der Zeitung  La Croix vom 13.06.2017 (freie Übersetzung R.K.):

"Wo sind wir mein Vater, wo sind wir? Wer wagt zu sagen, wo wir sind?" ruft Mohammed Nadim seit diesem 26. Juli und dem Mord an Père Jacques Hamel durch zwei Djihadisten. Die Mordtat geschah mitten in der Messe,  am Altar der  kleinen Kirche von Saint-Étienne du Rouvray (Seine-Maritime). Der Autor ist untröstlich, ohnmächtig und revoltierend zugleich angesichts dieser Gewalt, die im Namen einer Religion begangen wurde, die die seine ist.  "Man hat für Augenblicke den Eindruck, dass wir den Schlüssel der einzigen Heimstätte verloren haben, die sich noch zwischen den Ruinen erhebt und dass wir nun nicht mehr wissen, wohin wir gehen oder welche Richtung wir einschlagen sollen" .
Er gesteht dies ein, erdrückt von dem 'Wahnsinn', in den sich [die Terroristen] Abdel Malik Petitjean und Adel Kermiche (beide kaum 19 Jahre alt), verirrt haben. "Sie sind mit einer großen Leere in ihrem Herzen gekommen und haben sie [ihrer Meinung nach] so gut wie möglich gefüllt, indem sie in die Tat umsetzten, was schon lange in ihrem Geist gärte und indem sie dann noch lautstark proklamierten, Gott und seinen Propheten (Mohammed) zu lieben."

Ein spiritueller Weg

Mit etwa 30 Briefen, manchmal kurz, dennoch messerscharf, hielt es  dieser praktizierende Muslim für nötig, seine Verzweiflung, seine Verwirrung und seinen Zorn zu bekennen. So teilt er zugleich mit seinen Lesern -  seine eigenen Fragen über den Glauben, das Leben, die Liebe, das Martyrium und die Schwierigkeiten, gemeinsam zu leben ... "Ein bewundernswerter spiritueller Weg, der gewiss noch nicht vollendet ist", bemerkt Msgr Dominique Lebrun, der Erzbischof von Rouen, in seinem schönen Vorwort. 
Man weiß fast nichts von 'Mohammed Nadim', ein ausgedachter Name - außer  dass er seine Briefe im letzten Winter in der Oase Timioun, im Süden von Algerien, redigiert hat. Außerdem weiß man, dass er die Kirche kennt und häufig besucht. Innerhalb seiner Texte werden der Hl. Augustin und 'seine'  Märtyerer genannt:  Jerzy Popieluszko, der in Polen ermordet wurde, und Msgr Oscar Romero, während der Messe in El Salvador  umgebracht wurde - und auch noch die sieben Zisterziensermönche  aus Tibhirine. Der Autor hat einen Traum: Zu ihrem Gedächtnis möchte er ein Krankenhaus oder ein Waisenhaus errichten. "Es soll etwas sein, das ein Willkommen ist, das Herberge bedeutet, das schützt und das diesen Mönchen ähnelt".

Innerer Tumult

Mohammed Nadim glaubt intensiv an Gott und den Menschen. Dabei verbirgt er nicht "den Tumult, die total schwarze Nacht", in die ihn dieses Ereignis gestürzt hat. Er weigert sich anzuerkennen, dass er 'derselben Religion, derselben Denkrichtung, demselben Verständnis des Islam' wie die Mörder  angehört. "So viele Gedanken, die dieser Sommer umschlingt und die mein Geist gebiert. Die Gedanken wuchern, und ich stochere vergeblich, damit der Fluss der Worte geordneter und gefügiger wird ... Denn ich habe das Gefühl der Revolte, das ich nicht an mir schätze, aber das in mir wohnt. Zur gleichen Zeit bewegt mich diese Furcht, nicht das auszudrücken, was notwendig ist, nicht das Wort zu sagen, das gesagt werden muss." 
Aber Nadim akzeptiert, dass er durch diese inneren gegensätzlichen Bewegungen durcheinander gebracht worden ist.  Seine poetischen Meditationen werden nach und nach zu Fürbitten für den Vater Jacques Hamel und seine Familie, zur Bitte um "Vergebung im Namen der Menschen und im Namen [der] seiner Religion. Sein Handeln bleibt ein Lobpreis auch für all jene - wohlgemerkt auch in der Gemeinschaft der Kirche -  die fähig bleiben, in solchen Situationen einen so beeindruckenden und großzügigen  Dialog des Friedens weiter zu führen."
Denn von diesem alten Priester, der am Abend seines Lebens nach 60 Jahren Priesterseins niedergeschlagen wurde, weiß der Autor, dass dieser schon seinem Mörder vergab. Nadim wendet sich an ihn wie an einen Bruder: "Mein Vater, schenken Sie dieser Geschichte keine Aufmerksamkeit, verändern  Sie nicht Ihr Verhalten und lassen Sie [das Vergangene] durch schöne Träume überwachsen ... Er [der Mörder] glaubte Ihnen das Leben zu nehmen, ... aber sie haben es Ihren Brüdern, der Kirche und Gott hingegeben." 

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