Montag, 30. Dezember 2013

Hoffnung für Palästina?



Sumaya Farhat-Naser: Im Schatten des Feigenbaums.
Herausgegeben von Willi Herzig und Chudi Bürgi.
Basel: Lenos 2013, 223 S. --- ISBN 978-3-85787-436-9 ---

Die bekannte christlich-palästinensische Friedens- und Menschenrechtsaktivistin besuchte die Internatsschule deutscher Diakonissen nahe Bethlehem. Danach studierte sie an der Universität Hamburg Biologie, wurde vom Evangelischen Studienwerk Villigst gefördert und promovierte in Botanik. Später als Dozentin an der palästinensischen Universität Bir Zait (Bir Zeit) und Leiterin des palästinensischen Jerusalem Center for Women ist sie heute in Projekten für Frauen engagiert, um eine Lösung des israelisch-palästinensischen Konfliktes herbeizuführen. Denn: »Unser Land wird uns systematisch weggenommen«. Diese Aussage über israelischen Landraub im palästinensischen Westjordanland, die in Europa kaum wahrgenommen wird, belegt sie in ihrem neuen Buch.

Nach «Thymian und Steine» (1995), «Verwurzelt im Land der Olivenbäume» (2005) und «Disteln im Weinberg» (2007) ist dies der vierte Band ihrer persönlichen Autobiografie, die gleichzeitig eine «Autobiografie» Palästinas darstellt. Der Zeitraum vom 1. Januar 2008 bis zum 23. April 2013, ergänzt durch eine kurze Chronologie von 1896 bis 2013, wird sehr gut geschildert: Sie beschreibt, wie israelische Siedler Weinberge, Olivenhaine, Felder zerstören und Wasserquellen rauben – unter dem Schutz der israelischen Armee. Dennoch lehrt sie engagiert gewaltfreie Kommunikation und den Umgang mit Konflikten. Enttäuscht ist sie über die Neigung, berechtigte Kritik an Israel kleinzureden. Doch der Feigenbaum sei »ein Zeichen für Frieden, Sicherheit und Lebensglück« trotz Entrechtung der Palästinenser in ihrer Heimat sowie im Blick auf nachhaltige Perspektiven für Israel und Palästina.

Der Jerusalemsverein und das Berliner Missionswerk unterstützen seit drei Jahrzehnten ihre Friedensarbeit. In seiner Predigt am 15. Dezember 2013 in der Erlöserkirche, Jerusalem, sagte Nikolaus Schneider: „Auch wir leiden daran, dass trotz Jesu Ankunft, damals vor mehr als zwei Jahrtausenden, in unserer Welt noch immer so viele Tränen geweint werden müssen, noch immer so viel Blut gewaltsam vergossen wird, noch immer die Würde so vieler Menschen verletzt und geschändet wird.“ Auch nach fast zweitausend Jahren Kirchengeschichte warteten wir darauf, »dass Güte und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küssen, dass Treue auf Erden wachse und Gerechtigkeit vom Himmel schaue«.

Prof. Dr. Eckhard Freyer, Bonn/Merseburg
Rz-Farhat-Naser-Freyer, 30.12.13

Sonntag, 29. Dezember 2013

Die Arabische Welt im Umbruch



Marcel Pott : Der Kampf um die arabische Seele.
Der steinige Weg zur islamischen Demokratie.
Köln: Kiepenheuer & Witsch, Köln 2012, 208 S. (mit einem kleinen Islam-Glossar, S. 194), zugleich bpb Schriftenreihe Bd. 1359
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-- ISBN: 978-3-462-04407-2 ---
Der Journalist und Autor Marcel Pott hat sich als Nahost-Experte durch seine Recherchen, Dokumentationen und Veröffentlichungen als kompetenter Berichterstatter und Kommentator erwiesen. Er schreibt: "Der arabische Frühling war kurz, doch er hat viele Fragen aufgeworfen, auf die es noch keine Antworten gibt."
Für den Verfasser entscheidet sich vor allem in Ägypten mit 85 Millionen Menschen, das Ursprungsland der Muslimbruderschaft (S. 62 ff), wohin die Reise der arabischen Völker in der Zukunft geht.

Für den Verfasser entscheidet sich vor allem in Ägypten mit 85 Millionen Menschen, das Ursprungsland der Muslimbruderschaft (S. 62 ff), wohin die Reise der arabischen Völker in der Zukunft geht. Besonders interessant sind bereits seine Bemerkungen zu Heliopolis, wo Macht und Reichtum aufeinandertreffen (S. 13).
Analysen der ägyptischen nach-revolutionären Gesellschaft und Politik bis zur Präsidentschaftswahl in Ägypten im Juli 2012 und Konflikte zwischen säkularen und religiösen Kräften und die Rolle des Militärs sind auch nach dem Sturz des Präsidenten Mohammed Mursi relevant. Dazu blickt er in diesem Buch auf Entwicklungen in Libyen und Syrien, in Tunesien. Könnte letzteres ein Musterbeispiel für eine islamische Demokratie (S. 122 ff.) und damit Modell der gesamten arabischen Welt sein? Denn vom Atlantik bis zum Arabischen Meer ist die arabische Welt im Umbruch (S. 136 ff.).
Nun will offensichtlich Saudi-Arabien eine Union der Monarchien (S. 149), und Libyen bleibt ein Sonderfall (S.154).
Ganz aktuell ist das Kapitel: Die syrische Tragödie: Freiheitskampf oder Religionskrieg (S.162 ff.): Die Machthaber um Assad bilden immer noch einen Machtfaktor, von oppositionellen Gruppen (insbesondere islamisch und islamistisch orientierten) bedrängt. Zusätzlich wirken die auswärtigen Mächte hinein, und zwar durch die gegensätzlichen Interessen von Saudi-Arabien und dem Iran, verstärkt durch den Machtkampf zwischen den USA und Russland im Blick auf die Einflussnahme im Nahen Osten.
Der Kampf um die arabische Seele und eine neue soziokulturelle Identität sowie eine Neubestimmung des politischen Islams beginnt. Die Entwicklungen zu einem demokratischeren System erscheinen fraglich. Wahrscheinlich werden die Unruhen noch länger andauern.
Das Buch ist generell ein neutraler und gut lesbarer Einstieg in die Entwicklungen im arabischen Raum seit 2011.
Prof. Dr. Eckhard Freyer, Hochschule Merseburg

Rz-Pott-arab-Seele-Freyer, 29.12.13

Montag, 16. Dezember 2013

Die Trinitätslehre im christlich-islamischen Dialog



Muna Tatari / Klaus von Stosch (Hg.):
Trinität – Anstoß für das christlich islamische Gespräch
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Beiträge zur Komparativen Theologie Band 7. 
Paderborn u.a.: Schöningh 2013, 268 S., Personenregister --- ISBN 978-3-506-77538-2 ---

Kurze Übersicht: hier

Ausführliche Beschreibung
In der Begegnung zwischen Christentum und Islam scheint die christliche Trinitätslehre eine beachtliche Hemmschwelle für die islamische-christliche Annäherung zu sein. In der Dreieinigkeit/Dreifaltigkeit findet eine besondere Ausdifferenzierung des christlichen Gottesverständnisses statt, die es so im Neuen Testament noch nicht gab. Erst die griechische Philosophie machte solche „Ausfaltungen“ möglich, die scheinbar/anscheinend unabdingbar für den christlichen Gottesglauben sind. Aber wo liegen genau die Stolpersteine und wo sind die Begegnungsfelder einer streng monotheistischen und einer differenziert weiter entwickelten monotheistischen Gotteslehre?


Klaus von Stosch, Leiter des Zentrums für Komparative Theologie der Universität Paderborn, und die Institutsmitarbeiterin Muna Tatari haben sich diesen dogmatisch heiklen Fragen gestellt. Sie haben neben ihren eigenen Positionen kompetente Fachleute beider Religionen eingeladen, damit Anstöße und Annäherungen im Gottesverständnis deutlich werden. Plurale Denkmöglichkeiten spielen in diesem Zusammenhang eine wesentliche Rolle. Wenn man also die „Aufgefaltetheit“ des christlichen Gottesglaubens vergleichend in die Religionen übergreifende Debatte einbringt, erhebt sich die Frage: Welchen Gewinn hat davon der christlich-islamische Dialog?
Daher ist es sinnvoll, im 1. Teil aktuelle trinitätstheologische Modelle auf ihre Dialogfähigkeit abzuklopfen. Das gelingt Thomas Schärtl (Universität Augsburg) dadurch, dass er die Lesenden nötigt, diejenigen trinitarischen Positionen mitzudenken, deren wirkungsgeschichtlicher Gehalt die Theologiegeschichte geprägt hat. Auch ostkirchliche Theologen (wie die drei großen Kappadokier) müssen hier gehört werden. Das kostet allerdings einige Lesemühe! So führt Schärtle vor, wie letztlich der klassische Theismus des Thomas von Aquin durch Karl Rahner und Friedrich Schleiermacher gebrochen wird – verkürzt gesagt: Von Gott kann nur im Verhältnis zur Welt geredet werden. Der Autor überlegt schließlich, ob und wie man sich auf drei „Personen“, drei Freiheiten oder drei Instanzen Gottes einlassen kann und dennoch die Einheit Gottes nicht aufgibt. Für den Dialog bleibt dann die Frage, wie Gott in den Weisen seines Handelns, obwohl er der ganz Andere ist, dennoch anwesend erfahren wird (S. 68). Dass solche trinitätstheologischen Modelle aus islamischer Sicht nicht unwidersprochen bleiben, liegt auf der Hand. Gott bleibt für Hureyre Kam (Universität Frankfurt/M.) ein unzugängliches Geheimnis. Allerdings lässt sich von den Attributen Gottes her  dieser durchaus als „Leben“ denken. Im Streit um die Trinitätslehre sieht dann Bernhard Nitsche (Universität Freiburg/Br.) trotz einer Reihe von misslungenen (auch tritheistisch verdächtigen) Systematisierungsversuchen Chancen der Annäherung. Hebt man die Erfahrung die Relationalität in den Gottesaussagen hervor, lassen sich „unterschiedliche Qualitäten und Bestimmtheiten der Präsenz Gottes in der Geschichte denken“, die man dann „präzise ausbuchstabieren kann“ (S. 125). Auch hier erfolgt natürlich Einspruch, und zwar durch die Mitherausgeberin Muna Tatri. Sie verweist auf die islamische Zurückhaltung, überhaupt Aussagen über das Wesen Gottes zu machen. Immerhin – die mittelbare Begegnung mit Gott im Koran ist zwar die wesentliche, jedoch nicht die einzige Möglichkeit der Gottesbegegnung. Die göttliche Kommunikation äußert sich auch im Kontext von Erde und Mensch (S. 147), was das im Blick auf Gott als Gegenüber personal und wesensmäßig auch immer bedeuten mag.
Diese nicht leicht nachvollziehbaren Diskurse dienen erst einmal zur vorläufigen Festschreibung trinitätstheologischer Aussagen, deren spekulativer Charakter – selbst bei korrelativen Denkmustern – immer wieder durchscheint. Man wird jedoch neugierig gemacht, wie denn angesichts der islamischen Vorgaben im 2. Teil des Buches die Einheit und Vielfalt in Gott zu denken sei. Man ahnt es bereits: Hier erfolgt eine Abgrenzung von einer eng geführten irgendwie noch zu formulierenden „personalen“ Trinität. Mouhanad Khorchide (Universität Münster) zeigt, „dass die im Islam gedachten innergöttlichen Verschiedenheiten als verschiedene Eigenschaften Gottes gesehen werden und nicht als >Personen<, die zueinander stehen“ (S. 157), m.a.W. Khorchide macht im Rahmen von Schöpfung und (geoffenbarter) Barmherzigkeit Gottes deutlich, dass es im Grunde nur ein korrelatives Annäherungsverstehen zum „wesentlichen“ Tun Gottes gibt. Aaron Langenfeld (Köln) begrüßt in seiner Antwort zunächst die Überlegungen von Mouhanad Khorchide, von der Differenziertheit Gottes zu sprechen. Er sieht sie jedoch recht unverbunden mit der Wirklichkeit des religiösen Vollzugs (S. 167). Langenfeld stört weiterhin, dass Khorchide die wesenhafte Liebe Gottes von seiner Barmherzigkeit abhängig macht. Hier muss offensichtlich noch weitergedacht werden. Auch Ayatollah Ghaemmaghami (Hamburg) geht auf die Einheit und Vielfalt im Gottesgedanken ein und damit auch auf die Problematik von Monotheismus und Trinität. Letztlich geht es immer um die Personalität des göttlichen Seins und um die Personalität der daraus erwachsenden vielfältigen Manifestationen des göttlichen Seins, durch die weltliche Vielfalt entsteht (S. 181.183). Dieses pyramidale Beziehungsmuster (taskik), erlaubt es auch der islamischen Seite, sich dem christlichen Dreifaltigkeitsverständnis anzunähern. Dass hier neuplatonische Ansätze wirksam werden, kritisiert zwar Katharina Lammers (Paderborn) – übrigens auch für das Christentum – um dann im Weiterdenken der coincidentia oppositorum des Nikolaus von Kues die Grenzen jeglicher Gottesbeschreibung Religionen übergreifend zu respektieren. So zeigt sich immer wieder in den Beiträgen, dass Wesensbeschreibung und Attribute Gottes in einem schwierigen Verhältnis zu denken sind. Darauf macht Seyed Mohammad Nasser Taghavi aufmerksam, indem er Gott angesichts der Bedeutung des Gebets nur als Person verstehen kann.
Der letzte und kürzeste 3. Teil nimmt die im 2. Teil angesprochenen Verhältnisbestimmungen und Wesensbeschreibungen unter den Stichworten Beziehungswilligkeit und Beziehungsmächtigekeit Gottes“ auf. Jürgen Werbick (Universität Münster) tritt der Sorge entgegen, als würde der christlich-trinitarische Gottesglaube zur Disposition gestellt und sieht in der Relationalität der Beziehung Gott – Mensch, dass Gott in Christus menschlich zugänglich ist und so von ihm auch zu sprechen ist. Die Transzendenz Gottes wird dadurch keineswegs geleugnet. Zugleich wird jedoch in der trinitarischen Rede immer vom Menschen gesprochen, besonders wenn sich der Mensch im Gebet auf Gott als Geheimnis einlässt. Das kann als Anfrage an die islamische Jesus-Vorstellung verstanden werden. Der Psychologe Cemil Şahinöz (Gütersloh) möchte gegenüber Werbick verhindern, dass der für die gesamte menschliche Heilsgeschichte bedeutsame Jesus auf das Christentum eingegrenzt wird. Dies geschieht nämlich durch die trinitarische Engführung mit Jesus als zweiter „Person“ der Gottheit. Außerdem wird durch die Inkarnation Gott in Jesus „geschöpflich“.
In der Zwischenbilanz versucht der Mitherausgeber Klaus von Stosch, die verschiedenen Trinitätslehren zu klassifizieren: Soziale Trinitätslehren bringen „drei Subjekte, Freiheiten und/oder Selbstbewusstseinen in Gott“ zur Sprache (S. 239), eine durchaus innertrinitarische Ausdrucksform, die noch nicht einmal analog zu denken sei. Demgegenüber steht eine semiotische Trinitätslehre im Sinne von drei Dimensionen des göttlichen Selbstbewusstseins, menschliche Zeichenbildungsprozesse, die auf Gott übertragen werden. Beide Typen kritisiert der Autor als nicht angemessen. Er lässt sich darum auf die „interpersonale“ analog ausgerichtete Trintätstheologie“ Jürgen Werbicks ein. Denn sie kann man im Sinne der lebendigen Einheit Gottes und zugleich heilsgeschichtlich verstehen.
Bilanz
Es kann hier nur angemerkt werden, dass die christlichen Trinitätslehren gerade für den christlich-islamischen Dialog viele Fragen selbst dann heraufbeschwören, wenn von islamischer Seite Annäherungsversuche gemacht werden. Blickt man auf das vorliegende Buch insgesamt, so scheint selbst die Gefahr noch nicht ganz gebannt zu sein, dass Trinitätslehren tritheistisch „abrutschen“. Hinzu kommt, dass bei aller Bemühung mittelalterlicher und gegenwärtiger Dogmatiker die Kompliziertheit der Korrelationen Gott –Jesus – Mensch generell schwer zu vermitteln bleibt. Hier wollen die Autoren weiterkommen. Dennoch muss man fragen, ob etwa die menschlichen Zusprechungen Gottes als Geheimnis, Liebe oder im Rahmen eines schwer zu klärenden Personenbegriffs nicht mehr als Signale sind, das Geheimnis Gottes zu betonen. Offensichtlich können alle Trinitätstheologien nur als den Glauben vertiefende (Denk-)Modelle dienen. Ihre Revision unter veränderten gesellschaftlichen und religiösen Umständen bleibt eine kontinuierliche und wichtige Aufgabe.

Reinhard Kirste

Rz-Tatari-Stosch-Trinität, 16.12.13

Dienstag, 3. Dezember 2013

Islam und interreligiöses Lernen



Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.): Islam. Politische Bildung und Interreligiöses Lernen.
Arbeitshilfen für die politische Bildung.
Bonn 2002-2006, 8 Module (in 5 Material-Lieferungen), 
mit dem vollständigen Bild- und Textmaterial auf CD

Wissenschaftliches Autorenteam
– Projektleitung: Wolfgang Böge, Jörg Bohne;
für die bpb: Franz Kiefer (verantwortlich) 
Ausführliche Beschreibung
Seit mehr als sechzig Jahren hat die Bundeszentrale für politische Bildung[1] das Anliegen, den Dialog zwischen verschiedenen Kulturen und Glaubensrichtungen zu ermöglichen. Dabei dient die Auseinandersetzung mit anderen Kulturen vor allem dazu, um Vorurteile abzubauen, damit Verständigung und ein interreligiöser Dialog überhaupt stattfinden kann. Auch wenn die Reihe dieser Materialien bereits mehrere Jahre alt ist, eignen sich Themen, Texte, Bilder und Arbeitsaufgaben weiterhin ausgesprochen gut für ein adäquates Kennenlernen des Islam von seinen Anfängen bis zur Gegenwart.
Thomas Krüger, Präsident des bpb nimmt im Vorwort der Texthefte und der CDs Stellung dazu. Er betont, dass die Auseinandersetzung mit muslimischen Werten und Normen eine Bereicherung für jede Kultur darstellt [2]. 

Die CD „Islam“ umfasst insgesamt 3 CDs, die im Stile einer umfangreichen Loseblattsammlung  den Islam beleuchten und Vorschläge zu Unterrichtsreihen zum Islam geben. Neben Arbeitsmaterialien für die Sekundarstufe 1 und 2, stellt die bpb zudem Arbeitshilfen für außerschulische Projekte zur Verfügung.
Die erste CD beginnt inhaltlich mit der Klärung von religiösen Grundaussagen und Begrifflichkeiten, die Basis sind, um die weiteren Texte nachzuvollziehen zu können und so einen Zugang zum Thema Islam ermöglicht. Zunächst wird also der Begriff „Islam“ näher beleuchtet. So betont die bpb, dass das Wort multiple Bedeutungen hat. Eine Bedeutung ist „Gottergebenheit“, welche die Haltung der Muslime zu Gott widerspiegelt. Sie vertrauen auf ihn und betonen zugleich seine Einzigartigkeit[3]. Aber auch eine soziale Komponente schwingt im Begriff mit, denn der Begriff schließt soziale Verantwortung für Mitmenschen mit ein[4], und der Islam kann somit in den ethischen Monotheismus verordnet werden. Im weiteren Verlauf des ersten Kapitels werden die Suren des Korans, die Sunna und die fünf Säulen des Islams vorgestellt. Letztere beschreiben die fünf Grundpflichten der Muslime gegenüber sich selbst und den Mitmenschen in der Gemeinde. So ergeben sich die fünf Säulen aus dem Glaubenszeugnis, dem rituellen Pflichtgebet, dem Fasten, der Pflichtabgabe und der Pilgerreise nach Mekka. Im zweiten und dritten Kapitel wird die Geschichte des Islams thematisiert, und  Gegenwartsfragen werden gegenüber gestellt. So schätzt die bpb, dass rund ein Fünftel der Menschen heutzutage dem Islam angehören (ca. 1,4 Milliarden). Neben schneller Ausbreitung im arabischen und indischen Raum sowie in Nordafrika konnte der Islam allerdings erst zum Ende des 11 Jahrhunderts in Kleinasien Fuß fassen[5]. Heutzutage leben die meisten Muslime in Indonesien, Indien, der Türkei und Ägypten, aber auch in Russland und dem restlichen Teil von Europa, sowie auf den übrigen Kontinenten. Das fünfte Kapitel enthält Vorschläge zu Präsentationen über den Islam und ist gleichzeitig das letzte Kapitel auf der ersten CD.
Die zweite CD beschäftigt sich mit Politik und Religion im Islam. Dieses Thema wird in vier Modulen dem Leser näher gebracht. So wird vorab in einem Brief an Lehrkräfte darauf hingewiesen, vor welchen Problemen Islamische Gemeinden besonders in Europa stehen. Die bpb möchte in diesem Abschnitt das Verhältnis von Politik und Religion im Islam deutlich machen[6]. Dabei sind die vorgelegten Materialien allesamt fächerübergreifend, da sie Elemente aus Geschichte, Politik und Religionslehre enthalten. Inhaltlich wird zunächst die Beziehung von Politik und Religion in den Anfängen des Islam beleuchtet. Anschließend wird das Verhältnis beider Instanzen in der Moderne vorgestellt. Im weiteren Verlauf werden die Begrifflichkeiten Religion, Demokratie und Menschenrechte in einen Zusammenhang gebracht.
Im letzten Teil und dann auch auf dritten CD beschäftigt sich die bpb mit den Aufgaben für die Zukunft für den Islam im Zusammenhang der politischen und religiösen Situation, besonders im Blick auf Europa und Deutschland. Aber es werden in Modul 7 auch ausführlich biblisch-koranische Beziehungen am Beispiel von Josef und Abraham sowie Jesus vorgestellt. Schließlich wird gefragt, welche Weichen für eine friedliche Zukunft gestellt werden müssen. Dabei werden besonders die Menschenrechte und der Aufruf gegen Gewalt in Namen einer Religion sowie die Notwendigkeit der Integration von Migranten in den Fokus genommen.
BILANZ
Das gestellte Material zum Islam von der bpb ist übersichtlich und strukturiert aufgebaut. Durch einleitende Kommentare oder orientierende Briefe wird der Leser mit den Intentionen der Autoren vertraut gemacht, so dass ein Einstieg in die Thematik leichter gelingt. Die Inhalte überzeugen durch Vollständigkeit und umfangreiche Zusatzinformationen, sowie detaillierten Definitionen von eher unbekannten Begriffen aus dem Islam. Neben diesen Definitionen werden auch Karikaturen und Bilder abgedruckt, so dass man zwischen verschiedenen Zugängen zur Thematik wählen kann. Besonders gut eignen sich die Materialhefte und die CDs als Nachschlagewerk für Lehrer- und Lehrerinnen sowie an Religion interessierte Menschen. Die vorliegenden CDs können als Basis für eine Unterrichtsreihe zum Thema Islam dienen, da der Leser/die Leserin Anregungen zu weiterführenden Arbeitsaufträgen und Projektarbeiten erhält. Vereinzelt lassen sich sogar didaktische Kommentare finden. Neben diesen CDs und den Materialheften kann auf der Homepage der bpb zusätzliches Material käuflich erworben werden, das besonders auf den Religions- oder Politikunterricht abgestimmt sind.
Die Materialien sind nach Jahrgangsstufen sortiert und ermöglichen so eine unkomplizierte Art der Unterrichtsvorbereitung[7]. Zusammenfassend kann man festhalten, dass Materlialhefte und CDs zum Islam eine wirklich gelungene Informationsquelle sowie ein Nachschlagewerk für (angehende) Lehrer/innen ist. Neben den fächerübergreifenden Themen überzeugen die Inhalte zudem mit  großer Übersichtlichkeit und angenehmer Klarheit.

Katja Niederbiermann
im Rahmen des Seminars Vielfalt des Islam
im Wintersemester 2013/2014 an der TU Dortmund
TU-DO/WiSe 2013/2014/Rz-Islam-bpb, 03.12.13








[1]    Im Folgenden bpb genannt.
[2]   Thomas Krüger,CD 1, Vorwort S.3
[3]   CD 1, S. 12
[4]   CD 1, S. 14
[5]   CD 1, S. 52
[6]   CD 2, Vorwort an die Kollegen und Kolleginnen, S. 88
[7]   Materialien zu finden unter http://www.bpb.de/shop/