Christoph Elsas: Mystik in der
Globalisierung.
Diskurs und Traditionen der Chaldäischen Orakel im Kontext heutiger Religionsbegegnung.
Diskurs und Traditionen der Chaldäischen Orakel im Kontext heutiger Religionsbegegnung.
Rückfragen an Zarathustra, Gnosis, Platonismus und Augustin mit
Übersetzung der Orakelfragmente
und erläuternder Texte des Christen Psellos und des Hellenisten Numenios
Berlin: EB Verlag 2017, 432 S., reiches Literaturverzeichnis, Register zu Mystik, Orient
und speziell zu den Chaldäischen Orakeln
--- ISBN 978-3-86893-249-2 ---
und erläuternder Texte des Christen Psellos und des Hellenisten Numenios
Berlin: EB Verlag 2017, 432 S., reiches Literaturverzeichnis, Register zu Mystik, Orient
und speziell zu den Chaldäischen Orakeln
--- ISBN 978-3-86893-249-2 ---
- Zusammenfassung am Schluss der Besprechung
- English Summary at the end of the review
- Verlagsinformation mit Inhaltsverzeichnis und Leseprobe: hier
- InterReligiöse Bibliothek (IRB): Buch des Monats Juli 2018
Christoph
Elsas gehört zu den renommierten Religionswissenschaftlern, der innerhalb des
Fachbereichs der Ev. Theologie an der Universität Marburg zugleich den Dialog
der Religionen von Anfang an als ein wichtiges Anliegen betrachtete.
Historische und theologische Kompetenzen sind für die gegenwärtige Begegnung
der Religionen und besonders mit dem Islam eine unverzichtbare Voraussetzung.
Sie sind für ihn verbunden mit einer Bejahung religiöser Pluralität auf der
Basis einer aktiven Toleranz.
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Angesichts eines eher systematischen Ansatzes in diesem Buch entsteht beim Blick auf den Untertitel automatisch die Frage: Was können denn antike esoterische Orakel, die meist nur Spezialisten bekannt sind, zur heutigen Religionen-Begegnung Sinnvolles beitragen?
Vgl.: Michel Foucault erklärt seine Archäologie (Foucault & Co, abgerufen 19.06.18)
Es geht also um ein mythisches, symbolisches und universelles Welt-Verstehen
in Kapitel 1 (S. 11–21). So werden bereits globale Zusammenhänge antiker
mystisch geprägter Konzepte ins Spiel bringt. Neben Michel Foucault bezieht
sich Elsas auch auf Ernst Cassirers
Darlegungen zu religiösen Symbolisierungsprozessen, die es ermöglichten.
„Astrologie, Alchemie oder eben die Chaldäischen Orakel als antike Sinnsysteme
[zu] verstehen“ (S. 12).
Im 2.
Kapitel (S. 23–139) kommt Religion und Globalisierung im heutigen
westeuropäischen Diskurs zur Sprache. Die gegenwärtigen Fragestellungen
erlauben es in tiefere Schichten vorzudringen.
Von daher lässt sich dann ab Kapitel 3 die Rezeptionsgeschichte der Chaldäischen Orakel erschließen. Hier betont Elsas einen wichtigen Reflexions-Zusammenhang von Religionswissenschaft und Theologie im Blick auf religiöse Pluralität und Toleranz (2.1).
Von daher lässt sich dann ab Kapitel 3 die Rezeptionsgeschichte der Chaldäischen Orakel erschließen. Hier betont Elsas einen wichtigen Reflexions-Zusammenhang von Religionswissenschaft und Theologie im Blick auf religiöse Pluralität und Toleranz (2.1).
Gerade
Mystik dürfte wohl kaum von einem „neutralen“ Standpunkt aus angemessen zu
beschreiben sein. So wird für die Untersuchung eine interdisziplinäre und
dialogische Intention leitend. Diese bringt Elsas in geschichtliche
Entwicklungszusammenhänge von Säkularität und offiziellem kirchlichen Verhalten
und zeigt, wie die Denkmodelle von Atheismus,
Polytheismus und Monotheismus (2.2) zusammen mit Formen von Dualismus (2.3) in
der Geschichte stark variierende Vorstellungen hervorgebracht haben.
Das gilt wohlgemerkt bereits seit der Antike im Mittleren Osten und im gesamten
Mittelmeerraum. Europa ist – so gesehen – immer wieder religiöses
Einwanderungsland gewesen, und zwar bis zur heutigen Arbeitsmigration und zu
den Flüchtlingsbewegungen. Diese Gegebenheiten fordern Elsas dazu heraus, über
Synkretismus, Assimilation und Integration intensiv nachzudenken.
Die Orakel-Fragmente und ihre
Rezeptionsgeschichte (Kapitel 3–7): Nach dieser
zugegebenermaßen langen Vorbereitung der Rückfragen aus solchen heutigen
Perspektiven kommen ab Kapitel 3 (S. 141–150)
die ins Detail gehenden Untersuchungen zu den Chaldäischen Orakeln ins Spiel.
Das beginnt mit forschungsgeschichtlichen Vorfragen zur Datierung (vermutlich
2. Jh. n. Chr.) und dem Aufzeigen von Verbindungslinien durch die
byzantinisch-christliche Kommentierung der Orakelfragmente. Deren deutsche
Übersetzungen weisen allerdings erhebliche Defizite auf, die Elsas zu einer
möglichst wortgetreuen eigenen Übersetzung (S. 152–203) nötigten.
Der
Verfasser thematisiert mit der Forschungsgeschichte
(3.1), dass die Orakel bereits im 2. Jh. n. Chr. im Umfeld von Hermetik und
Gnosis und besonders des syrischen Platonikers Numenios von Apameia eine wichtige Rolle spielen. Diese sind im
Kontext der Synkretismen des erst dem iranischen und dann dem griechischen
Weltreich zugehörenden Vorderen Orients zu sehen. Doch mit der „Archäologie des
Wissens“ ist zunächst die während Renaissance und Aufklärung verbreitete
Rezeption der Orakel als zoroastrische Weisheit zu dekonstruieren (3.2).
Der Autor
betont im 4. Kapitel (S. 151–203), dass
im 11. Jh. der Universalgelehrte Michael Psellos eine christliche
Kommentierung der Texte vornahm. Er hat auch die meisten der Orakeltexte
überliefert. Dies bedeutet eine entscheidende weitere Etappe der griechischen Rezeptionsgeschichte
und bildet einen Brückenschlag in die byzantinische Theologie. Christoph Elsas
publiziert diese Texte erstmals in
deutscher Übersetzung !
Im 5. Kapitel (S. 205–252) kommen – weiter
in die griechischen Rezeptionsgeschichte zurückfragend – zuerst die
neuplatonische Philosophie des auch politisch hoch geschätzten Plotin mit seiner kosmischen Mystik (5.1)
zur Sprache, die er in der Diskussion mit Anhängern von Numenios und der Gnosis
entwickelte. Mit der neuplatonischen Interpretation der Orakel für „heidnische“
Religion erfährt sein Ansatz bereits bei seinen Nachfolgern „esoterische“
Veränderungen, die sich mit dem syrischen Neuplatoniker Jamblich (Iamblichos von Chalkis, um 240/245 – 320/325) und dem vom
Christentum „abgefallenen“ Kaiser Julian
(Julianus Apostata, Regierungszeit 360–363) verstärken.
Der philosophischen Interpretation der Chaldäischen Orakel in neuplatonisch-christlichem Sinne bei Synesios von Kyrene (um 370 – nach 412) steht dann diejenige der neuplatonischen Schule bei Proklos (412–485) und Damaskios (462–538) gegenüber.
Der philosophischen Interpretation der Chaldäischen Orakel in neuplatonisch-christlichem Sinne bei Synesios von Kyrene (um 370 – nach 412) steht dann diejenige der neuplatonischen Schule bei Proklos (412–485) und Damaskios (462–538) gegenüber.
Schließlich
kommt der parallel zu Synesios als lateinischer Theologe wirkende Kirchenvater Augustinus von Hippo (354–430)
ausführlich zu Worte (5.2). Selbst dieser große Theologe integriert Elemente in
seine Theologie, die an die iranisch-chaldäisch geprägte Manichäer-Gnosis anklingen
– wohlgemerkt: trotz seiner Abwendung vom Manichäismus. Aber für die
Formulierung der Eigenständigkeit seiner Gnadenlehre bietet ihm die eigene
Neuinterpretation plotinischer Lehren eine Stütze. Durch die Absage an den
freien Willen kann er auch das Verständnis göttlicher Gnade mit der Trinität
und der Ekklesiologie verbinden. So wird Menschenschicksal und Weltschicksal
durch die göttlicher Führung in der Gemeinschaft der Christen verwirklicht.
Zwischenbilanz: Insgesamt
spiegeln die Orakel einerseits zoroastrisch-dualistische Tendenzen und
andererseits Elemente der hellenistischen Götterwelt und des platonischen
Denkens. Dies alles verdichtet sich in der kosmisch geprägten Mystik des
Welt-Einen, das sein Pendant in der menschlichen Seele findet. Diese
inhaltlich-synkretistische Vielfalt erlaubt natürlich variantenreiche
Deutungen.
Um ein früheres
Verständnis der Chaldäischen Orakel zu erschließen, legt Elsas in Kapitel 6 (S. 253-273) erstmals die Kontexte der Orakel in den Fragmenten des Numenios in deutscher Übersetzung vor.
Sie bilden in Kapitel 7 (S. 275-315) den Anknüpfungspunkt zur Darstellung der Einungspotentiale kosmischer Mystik im Rahmen der neuplatonischen und christlichen Interpretationen. Die geistige Nähe zwischen den Orakeln und Numenios (7.1) erweist sich hier als Hilfe.
Sie bilden in Kapitel 7 (S. 275-315) den Anknüpfungspunkt zur Darstellung der Einungspotentiale kosmischer Mystik im Rahmen der neuplatonischen und christlichen Interpretationen. Die geistige Nähe zwischen den Orakeln und Numenios (7.1) erweist sich hier als Hilfe.
Es sei
daran erinnert, dass die Orakel ursprünglich als Götterantworten verstanden
wurden, die auf (leider nicht überlieferten) Fragen zum Wesen des Menschen
gehören und seelische wie kosmische Elemente zusammenklingen lassen. Es geht um
den Zugang zum göttlichen Bereich, in den man nur durch intensives Streben
kommt: “Denn der göttliche Bereich ist den Sterblichen, die entsprechend dem
Körper denken, nicht zugänglich, sondern (nur) denen, die (von materiellem
Beiwerk) entblößt nach oben zur Höhe streben“ (CO 116/Proklos = S. 180).
„Für das
Wachstum des Samens von innen hat Gott (es) den einen gegeben, durch Studium
das Erkennungszeichen des Lichts zu erfassen, die anderen hat er, auch während
sie schliefen, durch seine eigene Strahlkraft fruchtbar gemacht“ (CO 118 / Synesios
= S. 181).
Dieses
Gegenüber von Licht und Finsternis hat Entsprechungen bei Numenios und kann
hier wie dort griechisch oder auch iranisch verstanden werden.
Elsas
thematisiert darum auch Hekate und
vergleichbare weibliche Gottheiten griechischer und orientalischer Herkunft (7.2),
die man als zuständig für Schwellen und Übergänge in andere Welten mit den dazu
notwendigen magischen Riten ansah und die – mit Wurzeln im alten mesopotamischen
Chaldäa – interkulturelle Vermittlungsprozesse heiligen Wissens (7.3) ermöglichten.
Neben
vielen, auch dunklen Variationen tritt Hekate in den Orakeln helfend und
wegleitend auf, und ihr wird die Weltseele zugeordnet. Das zum Ausdruck
kommende platonische/neuplatonische Verständnis der Wirklichkeit – aber ebenso
der Horizont einer sich mit den Orakeln artikulierenden göttlichen Drei(ein-)heit – spielen in dieser Verbindung eine attraktive
Rolle: Der Vater als oberstes Prinzip des Feuers bleibt im Hintergrund. „Sein“
Prinzip realisiert sich in der „Kraft“ (δύναμις) und dem Intellekt (νοῦς).
Die Ausleitungen des νοῦς
ermöglichen die Erschaffung und Ermöglichung einer Vielfalt von „Welt“ in
irdischer und universaler machtvoller Durchdringung: „In den großen
Zusammenhängen der Chaldäischen Orakel steht Hekate als Weltseele in der
Mittelposition zwischen dem väterlichen Denkvermögen, aus dem die Ideen
hervorgehen, und dem schöpferischen zweiten Denkvermögen, das mithilfe jener
Ideen die natürliche Welt schafft, als den beiden anderen Gliedern der
grundlegenden Trias. Sie ist das sie verbindende Band, indem sie in den
Wölbungen ihres Schoßes die basalen Ideen nährt und sie dann – durch
Proportionieren oder Unterteilen verändert – dem schöpferischen Denkvermögen
zur Verfügung stellt“ (S. 293, vgl. S. 165).
Auch die Wanderung der Seele durch die verschiedenen Zeiten und
Welten kommt hier zum Tragen: Abstieg und Wiederaufstieg der Seele in ihre
ursprüngliche geistige Heimat und damit aus der Materie in das reine Licht.
Damit wird zugleich eine soteriologische Endgültigkeit konstituiert, die die
Chaldäischen Orakel in ihrer Erleuchtungsfunktion herausstellen (S. 312). Die
der kosmischen Mystik zugrunde liegenden Einungs-Potentiale haben also Entsprechungen in der menschlichen Seele, sonst wäre
ihr Aufstieg zum Licht gar nicht möglich.
Das hier Gesagte ist von so intensiver Wirkungsgeschichte, dass
Elsas im 8. Kapitel (S. 317–361) Potentiale von Mystik in heutigen
Religionskontakten von daher grundgelegt sieht, auch über die
Traditionsstränge (8.1) im Anschluss an Dionysios
Areopagita. Er rezipierte im frühen 6. Jh. den Orakel-Kommentator Proklos
für das griechisch-orthodoxe Christentum. Die von ihm repräsentierte Verbindung
von Neuplatonismus und Christentum in Syrien und Kleinasien hat die
mittelalterliche Mystik sowohl christlich wie islamisch geprägt. Das lässt sich
z.B. an Dschalāl
ad-Dīn
Rumi im 13. Jh. (8.2), aber natürlich ebenso im 12. Jh. bei Hildegard von Bingen und um 1300 bei Meister Eckhart (8.3) zeigen. So kann Elsas vergleichend heutige
Entsprechungen heranziehen. Das zeigt sich etwa bei dem bis in die moderne Türkei wirkenden kurdischen
Islam-Gelehrten Bediüzziman Said Nursi, um schließlich im Ausblick auf fernöstliche
Entsprechungen im Daoismus und im japanischen Buddhismus den Bogen zu heutigen
Begegnungen schlagen.
Dass hier nicht dialogisch-verengt Konvergenzen zwischen damaligem
mystischem Denken und gegenwärtigen Aufbrüchen konstruiert werden, betont Elsas
im Schlussabschnitt im Sinne einer Bilanz, indem er mutig formuliert: „Das
Staunen über das Schöne im Kosmos, das Lassen von Gewalt, Besitzen-Wollen und
>Ich< und das Eins-Werden mit dem, was in der Schöpfung gemeint war,
implizieren dann Beteiligung und Mitgefühl und Gerechtigkeit an der
weitergehenden Schöpfung. Das bedeutet eine – auch christlich wünschenswerte –
panentheistische Korrektur einer Vorstellung von Gott als unberührbare und
allmächtige unabhängige Macht samt Korrektur einer christlichen Legitimation
der Unterwerfung der Natur durch den ihm ebenbildlichen Menschen“ (S. 361).
Bilanz
Man merkt diesem Buch an, dass es über die Jahre gewachsen ist. So
wäre zur Struktur der Arbeit anzumerken, dass für die Lesenden die
Übersetzungen und die historischen Kommentierungen der chaldäischen Orakel
optisch noch deutlicher im Inhaltsverzeichnis hervorgehoben würden. Auch eine
genauere erläuternde Übersicht der einzelnen Texte als Anhang wäre hilfreich –
und am allerbesten auch noch ein Sach- und Personenregister.
Was jedoch die Sache selbst betrifft: Dem Religionswissenschaftler
Elsas gelingt ein Zusammenklang von mystischem Welt- und Existenzverständnis in
Vergangenheit und Gegenwart. Das macht das Lesen allerdings nicht immer ganz
einfach, eröffnet aber immer wieder Durchblicke in ein heutiges dialogisches,
Religionen übergreifendes Glaubensverständnis. Dieses kann sich auf bestimmte
Entwicklungslinien der Geschichte zu Recht berufen: Dem Philosophen Plato und
dem Neuplatonismus sei Dank! Und wer hätte wohl gedacht, dass die meist nur
Fachleuten bekannten Chaldäischen Orakel dazu eine Hilfestellung bieten können
…
Zusammenfassung
Der Marburger Religionswissenschaftler Christoph Elsas stellt in
dieser Forschungsarbeit wesentliche Verbindungselemente antiker religiöser
Traditionen in ihrer wirkungsgeschichtlichen Bedeutung vor. Am Beispiel der
Chaldäischen Orakel aus dem 2. nachchristlichen Jahrhundert zeigt er im Sinne
der Archäologie des Wissens von Michel Foucault einen globalen
Weltzusammenhang. Dieser tritt besonders auffällig in den synkretistisch-mystischen
Traditionen des Mittleren Ostens und des Mittelmeerraumes hervor. Insgesamt spiegelt die Rezeptionsgeschichte
der Orakel zoroastrische, gnostische und neuplatonische Strömungen im Horizont
der Daseinsübergänge (in andere Welten). Die Elemente der hellenistischen
Götterwelt mit dem Schwerpunkt auf die Göttin Hekate – personal und als
Weltseele verstanden – bieten hier Grenzen überschreitende Deutungen. Dies
alles verdichtet sich in einer kosmisch geprägten Mystik des Welt-Einen, das
sein Pendant in der menschlichen Seele findet. Eine solche synkretistische
Vielfalt erlaubt natürlich variantenreiche neuplatonische und christliche
Interpretationen. Hermeneutische Schlüsselfunktionen nehmen hier besonders
Numenios (2. Jh.), Plotin, Synesios von Kyrene, Augustin, Proklos und Dionysios
Areopagita ein. So ist besonders zu begrüßen, dass Elsas von den entscheidenden
Texten, den Orakelfragmenten bei Numenios
und den byzantinischen Interpretationen von Michael
Psellos (11. Jh.) eigenständige Übersetzungen angefertigt hat (zum ersten
Mal in deutscher Spache)!
Die Einungspotentiale kosmischer Mystik in ihren panentheistischen
Ausprägungen eröffnen einen weiten Horizont, so dass Elsas diese Verbindungslinien
über Rumi, Hildegard von Bingen und Meister Eckhart bis in die Gegenwart
weiterführt. Auf diese Weise gelingt ein Zusammenklang von mystischem Welt- und
Existenzverständnis in Vergangenheit und Gegenwart. Diese antiken Texte bilden Anstöße
für eine Begegnung der Religionen auf globaler Ebene, die sich auf die
visionäre Kraft dialogischer Mystik berufen kann.
English Summary
Christoph Elsas, religious scholar at the
University of Marburg, presents in this research essential connecting elements
of ancient religious traditions in their historical significance. Using as
example the Chaldean Oracles from the 2nd century AD, he shows in the sense of
the archeology of knowledge of Michel Foucault a global world
context. This emerges especially in the syncretistic-mystical traditions of the
Middle East and the Mediterranean. Overall, the reception history of the
oracles reflects Zoroastrian, Gnostic, and Neo-Platonic trends in the horizon
of transitions of existence (into other worlds). The elements of the
Hellenistic world of the gods, with a focus on the goddess Hekate – understood personally
and as “Weltseele” – offer interpretations which transcend borders. All this
condenses in a cosmic mysticism of the world-one, which finds its counterpart
in the human soul. Of course, such a syncretistic diversity allows a variety of
Neoplatonic and Christian interpretations. Hermeneutic key functions are taken
especially by Numenius (2nd cent.), Plotinus, Synesios of Cyrene, Augustin,
Proclus and Dionysios Areopagita. Therefore, it
is especially to be appreciated that Elsas has made original
translations of the crucial texts: the oracle fragments of Numenios and the
Byzantine interpretations of Michael Psellos (11th century) – for the first
time in German language!
The uniting potentials of cosmic mysticism
in their panentheistic expressions open up a broad horizon, so that Elsas
continues these joins via Rumi, Hildegard of Bingen and Master Eckhart up to the present
days. In this way a harmony of mystical understanding of the world and of
existence succeed in past and present. These ancient texts provide impulses for
an encounter of religions on a global level, which can rely on the visionary
power of dialogical mysticism.
Englische Übersetzung: Prof. Dr.Dr. Manfred Kwiran, Wülperode
Weiterführendes
Ergänzende Hinweise
- Die Hermetischen Schriften. Corpus Hermeticum
Deutsche Ausgabe mit Einleitungen und Kommentaren von Maria Magdalena Miller.
Bearbeitet und herausgegeben von der Wioentzek-HERMETICA-Stiftung.
Hildesheim: Olms 2021, XL, 590 S., 3 Abb. - Hermes Trismegistos und heutige Esoterik
Wouter Hanegraaff / Peter Forshaw / Marco Pasi (eds.):
Hermes Explains. Thirty Questions about Western Esotericism
Amsterdam University Press 2019, 336 pp., index Christian H. Bull: The Tradition of Hermes Trismegistus - The Egyptian Priestly Figure as a Teacher of Hellenized Wisdom.
Leiden: Brill 2018, XVI+532 pp., indices
- Beeindruckende Forschungsergebnisse:
Gnosis und Manichäismus. Zwischen der Oase Ägypten und der Seidenstraße -
Gnose et manichéisme. Entre les oasis d’Égypte et la Route de la Soie -
Hommage à Jean-Daniel Dubois -
A. Van den Kerchove, L. G. Soares Santoprete (eds.)
- Bibliothèque de l'Ecole des Hautes Etudes, Sciences Religieuses (BEHE 176)
Turnhout: Brepols 2017, 970 pp., illustr., index
Reinhard Kirste
Rz-Elsas-Mystik,
30.06.18 CC
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