Montag, 27. November 2017

Polemik und Sachkenntnis - Der Traktat des Ricoldus gegen den Islam

Ricoldus de Monte Crucis:
Tractatus seu disputatio contra Saracenos
et Alchoranum.
Edition – Übersetzung – Kommentar
von Daniel Pachurka.
Corpus Islamo-Christianum Series Latina 9.
Wiesbaden: Harrassowitz 2016, XLIX, 198 S.
Ausführliches Literaturverzeichnis mit Indices + Appendices
zu den Suren, den Hadith-Sammlungen von
al-Buhari, Muslim, und Abū Dāwūd as-Sidschistānī
sowie den Taten Mohammeds
--- (zugleich Diss. Ruhr-Universität Bochum)
 
--- ISBN  978-3-447-10711-2
--- Verlagsankündigung:
     https://www.harrassowitz-verlag.de/title_958.ahtml

 Die christlichen Widerlegungsversuche des Islam im Mittelalter sind zwar weitgehend von Polemik geprägt, aber dennoch wird die apologetische Argumentation oft sehr ausführlich unter Heranziehung der Quellen geführt. So existieren schon sehr bald auch lateinische Koranübersetzungen, die arabischkundige Wissenschaftler leisten. Das ändert allerdings nicht viel von der Abwertung des Islam – von wenigen berühmten Ausnahmen abgesehen. Diese Tendenz setzt sich in der Renaissance und der Reformation fort.



Von dem humanistischen Gedanken des „Zurück zu den Quellen“ ist auch Martin Luther geprägt. In diesem Kontext ist es darum hoch interessant, dass er die Anti-Sarazenen-Schrift des Dominikaners Ricoldus gegen die Muslime und den Koran 1542 selbst ins Deutsche übersetzte.

Nun ist es ausgesprochen zu begrüßen, dass der Germanist Daniel Pachurka (Ruhr-Universität Bochum) eine sorgfältig recherchierte Übersetzung mit einem entsprechenden Kommentar herausgebracht hat. Diese Ausgabe verdeutlicht intensiv, dass Ricoldus als ein wichtiger Zeuge zum besseren Verstehen christlich-islamischer (Theologie-)Geschichte gesehen werden muss.
Neben allgemeinen Hinweisen stellt der Autor den um das Jahr 1243 in Florenz geborenen Ricoldus de Monte Crucis (Riccoldo da[di] Monte Croce) genauer vor: Dieser trat nach seinem Studium der artes liberales 1267 in den florentinischen Dominikanerorden ein. Er wurde u.a. als Lektor nach Pisa und Prato geschickt. Danach erfolgte die wichtige Zeit als Asienmissionar. Er verbrachte zwölf Jahre im Vorderen Orient. Nach einer Pilgerreise ins Heilige Land gelangte er auch in die Türkei und nach Persien, ehe er 10 Jahre bei den orientalischen Christen in Bagdad blieb. Seine Rückkehr nach Florenz erfolgte im Jahre 1300/1301. Er starb dort am 31.10.1320.
Pachurka geht nun detailliert auf die Quellenlage der [bekannten] Werke des Ricoldus ein.
·        Peregrinatio  = Autobiografisches
·        Contra legem Saracenorum
·        Libellus ad nationes orientales
·        Tractatus seu disputatio contra Saracenos et Alchoranum
·        Epistolae v commentatoriae de perditione Acconis (zum Verlust Akkos für die Kreuzfahrer 1291)
Der Verfasser geht in seiner Einleitung neben der Darstellung von Leben und Werk des Ricoldus ausführlich auf das Werk des katalanischen Dominikaners Raymundus Martinus (Ramón Martí), der von 1210/1215–1285/1290 lebte. Er hatte in seiner De Seta Machometi eine Reihe von Originalquellen zusammengestellt. Das bedeutet, dass nicht nur seine anti-islamischen und antijüdischen Schriften für die Späteren von Bedeutung wurden, sondern auch die von ihm vorgelegten arabisch-islamischen Originaltexte. Martís ausgezeichnete Arabischkenntnisse und Übersetzungen dieser Schriftzeugnisse waren für Ricoldus offensichtlich eine wichtige Orientierung. Die von Martí und auch schon von Ramon Llull benutzte mozarabische „Denudatio“, eine anonyme Anti-Islam-Schrift aus dem 11. Jh. spielt für alle weiteren Debatten geradezu eine Schlüsselrolle. Ricoldus bezieht sich – wie Pachurka weiter ausführt – für seine „Confutationes“ gezielt auf diese Quellen sowie auf den Koran, Hadith-Ausgaben (Buchari, Muslim u.a.) und die Prophetenbiografie des Ibn Ishaq (jeweils in lateinischen Übersetzungen). Entsprechende Handschriften lagen dem Dominikaner offensichtlich vor. Wichtig ist nun, dass Ricoldus bei seinen Widerlegungen nicht nur den Namen der Sure und ihre Zählung angab, sondern bei Zitaten auch eigenständig Zehner-Versgruppen (Dekaden) zusammenstellte.
So entsteht eine Abhandlung mit Quellenzitaten, in der die erworbene Sachkompetenz allerdings voll den apologetischen Zielen dienen muss.
Die klar gegliederte lateinisch-deutsche Fassung des Tractatus contra Saracenos durch Pachurka erleichtert den Zugang zu bestimmten Themenkreisen, mit denen sich der Autor dann in seinem Abschnittskommentar (mit vielen Querverweisen) systematisch auseinandersetzt. Überblickt man den Gesamttext, so ist die missionarisch-apologetische-polemische Tendenz des Ricoldus zwar leitend, aber bei aller Polemik werden doch möglichst exakte Gegenbeweise argumentativ hervorgebracht, und zwar mit Vernunftgründen- und Schriftbelegen. Dazu muss Ricoldus aber oft genug Koranzitate verkürzen oder Hadithe uminterpretieren. Insgesamt entwickelt sich eine Art Themenpaket der Widerlegung.

Ricoldus prangert in besonderer Weise an: Mohammed war weder ein echter Prophet, noch ein Wundertäter, er war ein Lügner und lasterhafter Mensch. Er hat auch das Gesetz nicht von Gott empfangen. Seine Offenbarungen haben keinerlei göttlichen Ursprung. Die koranischen Gesetze sind also falsch und christlich unwürdig. Der Koran ist von der Wahrheit weit entfernt; dennoch: selbst der Koran weist daraufhin, dass die Muslime zum Irrtum bestimmt sind. Dort selbst steht schon, dass die Muslime an das Evangelium Christi glauben sollten (S. 29). Von daher ist es eine üble Unterstellung, dass Juden und Christen ihre heiligen Bücher verdorben hätten.
Das Ergebnis der gesamten Auseinandersetzung hat Pachurka m.E. sehr schön im Zusammenhang von Kommentar-Abschnitt 369-370 ( = S. 128) zusammengefasst: „Den Muslimen wird die Kompetenz bezüglich des Evangeliums abgesprochen, indem die eigenen Kenntnisse als überlegen präsentiert werden … [Ricoldus] definiert den Islam damit als Religion, die durch das Schwert verbreitet wurde
(cf. Comm 442-457 u. 508-511), wohingegen das Christentum durch Schwert oder den Tod nicht vermindert werden kann.“
Für die systematische Recherche und Forschungsarbeit erweisen sich die Indices und Appendices  zu den erwähnten und zitierten Suren, den Hadith-Sammlungen von al Buchari, Muslim, Suanan Abu Dawud und Ibn Ishaqs Prophetenbiografie mit Kurzzitaten wichtiger (gegenwärtiger) Forscher zum Thema und eigenen Anmerkungen als besonders hilfreich.
Bilanz
Zur geschichtlichen Entwicklung und Verfestigung christlicher Vorurteile gegenüber dem Islam bietet das Buch einen wichtigen Verstehensbaustein. Hier lässt sich nämlich zeigen, wie eine innerlich oder äußerlich abwehrende Haltung gegenüber den Koran-Offenbarungen sehr schnell in rigorose Polemik abgleitet. Man könnte angesichts moderner Debatten sagen, es sind zum Teil sogar „Satanische Verse“. Eine solche Haltung prägt teilweise bis heute die Begegnung mit den Muslimen und dem Koran. Man fühlt sich in gewisser Weise sogar an Salman Rushdies gleichnamiges Buch [1988] erinnert. In diesem Roman werden bekanntlich neben dem Leben des Propheten Mohammed auch die umstrittenen Hintergründe der Sure 53,19f ausgebreitet. Frühere Koranfassungen zeigen dort noch Anklänge an die mekkanische Göttinnen-Trias und sind damit nicht streng monotheistisch.
Gerade weil die alten Polemiken zugleich die neuen sind, lohnt ein genauerer Blick in die apologetischen Strukturen christlich-theologischer Islamverständnisse. Ricoldus spielt hierbei eine beachtliche, allerdings äußerst problematische Rolle. Sie ist dank des Buches von Pachurka für alle Interessierten offenkundig.
Reinhard Kirste


Rz-Ricoldus-Saracenos, 25.11.17 

Donnerstag, 16. November 2017

Meister Eckhart - philosophische Perspektiven und mystische Erkenntnis (aktualisiert)



Meister-Eckhart-Jahrbuch 5 / 2011.
(Rolf Schönberger und Stephan Grotz, Hg.):
Wie denkt der Meister? Philosophische Zugänge zu Meister Eckhart.

Stuttgart: Kohlhammer 2012, 198 S., mehrere ausführliche Register
--- ISBN 978-3-17-022016-4


Ausführliche Beschreibung
Mit dem Meister-Eckhart-Jahrbuch präsentiert die Meister-Eckhart-Gesellschaft die Ergebnisse ihrer Tagungen und wissenschaftlichen Forschungen nicht nur ihren Mitgliedern, sondern insgesamt einer an mittelalterlicher Mystik interessierten Öffentlichkeit. Der Schwerpunkt liegt verständlicherweise auf Arbeiten zu Meister Eckharts Leben (ca. 1260-1328) und Werk, seinen „Vor-Denkern“ sowie seiner erstaunlichen Wirkungsgeschichte bis in die Gegenwart. Hinzu kommen in der Eckhart-Gesellschaft umfangreiche wissenschaftliche Beiträge, auch Textausgaben, die dann gewöhnlich in den "Beiheften zum Meister-Eckhart-Jahrbuch" veröffentlicht werden.
Inzwischen ist schon das Jahrbuch 6/2012 erschienen. Es enthält u.a. Vorträge der Jahrestagung in München, die unter dem Thema Meister Eckhart im Original in München 2010 stattfand. Hier allerdings soll im Zusammenhang von interdisziplinären Grenzgängen Meister Eckharts Jahrbuch 5/2011 vorgestellt werden, Es bezieht sich auf die Jahrestagung 2009 in Regensburg mit dem bezeichnenden Titel: Wie denkt der Meister?

Im Vorwort gehen die Herausgeber auf Desiderate der Eckhart-Forschung ein: „Noch unzulänglich sind … diejenigen Fragen gestellt und bewältigt, die seine [Meister Eckharts] Denkweise betreffen und die für sie kennzeichnende Form ins Auge fassen … Wie verlaufen die Denkoperationen, die für ihn typisch sind, die ihn einerseits zu einer bedeutenden Gestalt des Neuplatonismus machen und ihm doch ein ganz eigenes Gepräge geben?“ (S. X). Das vorliegende Jahrbuch versucht, diese Lücke zu füllen.
So stellt zuerst der renommierte Philosophie-Historiker Kurt Flasch den Naturforscher und Theologen Dietrich von Freiberg (ca. 1240/1245 bis ca. 1318/1320) und Meister Eckhart als eigenständige Denker des christlichen Selbstbewusstseins vor und einander gegenüber. Bei beiden zeichnet sich der „intellectus“ als Wurzel der Seele ab, d.h., wenn die Kreatur in ihren Grund schaut, sieht sie Gott an und nimmt so ihr Wesen wahr (S. 12). Der Philosoph Jens Halfwassen (Universität Heidelberg) bleibt auf dieser Ebene, indem er – bezogen auf das unvollendete „Opus tripartitum“ Eckharts – den idealistisch orientierten Gedanken des „Ich“ allein auf Gott bezieht und das Sein im Denken begründet (= die seinslose Tätigkeit des Denkens“, S. 25). Damit denkt „der Meister“  wie kein anderer vor ihm die „absolute Subjektivität“ (S. 25). Jan A. Aertsen, Mediävist und bis 2003 Direktor des Thomas-Instituts in Köln, dagegen begutachtet – ebenfalls auf das „Opus tripartitum“ bezogen – den Stellenwert der Transzendentalien-Metaphysik für Eckharts Bibelauslegung bis hin zur Gleichsetzung der Transzendentalien mit Gott und daraus folgender Handlungsanleitungen: Wer vom Guten abfällt, fällt von Gott ab. Auch Theo Kobusch (Mediävist, Universität Bonn) geht dem Transzendenzverständnis als solchem und den Transzendentalien bis hin zur Überschreitung bisheriger kategorialen Begrifflichkeiten nach, und zwar durch die Betonung der Arbeit am Selbst (S. 54).
Nach diesen stärker theologisch und philosophisch ausgerichteten Beiträgen geht es im Folgenden mehr um hermeneutische Zusammenhänge: Markus Enders (Systematische Theologie, Universität Freiburg/Br.) zeigt Eckharts Bibelverständnis und Text-Exegese als Spiegelung göttlichen Wissens im bildhaften Ausdruck. Er stellt dazu einige Forschungsarbeiten zum Thema vor, besonders zur Bedeutung des allegorischen und mystagogischen Schriftsinnes und angesichts der Begrenztheit rationaler Beweisbarkeit. Schließlich zeigt er, dass die Verkündigung des göttlichen „alleinheitlichen“ Wortes als Christus-Wort durch die Predigt das entscheidende Ziel von Eckharts gesamter, also auch alttestamentlicher Bibelauslegung ist (S. 97). Stephan Grotz (Philosophie, Universität Mainz) stellt kritische Nachfragen an den Bibelausleger, weil Eckhart bei verschiedenen Deutungsmöglichkeiten einzelner Textstellen diese offensichtlich auf sich beruhen lässt, um dann zu zeigen, „dass die Zweizahl ( = von Subjekt und Prädikat / Satzurteil / Sache und Bezug zur Wahrheit) die Bedingung für den Wahrheitsanspruch allen Redens und Denkens ist“(S. 109). Es ist also nicht angemessen, von interpretatorischer Gewalt bei Meister Eckhart zu reden, denn eigene Auslegung und Absicht des biblischen Textes sind auf ihre gemeinsame Quelle zurückzuführen, nämlich Christus (S. 114).
Nun kommen geistige Nachfolger Eckharts ins Blickfeld: Heinrich von Gent (vor 1240–1293) und Heinrich Seuse (ca. 1295-1366): Wouter Goris (Philosophiegeschichte, Freie Universität Amsterdam) geht der aus der Theologie Augustins entstandenen Lehre von Gott als Ersterkanntem nach, die man nach Heinrich von Gent über die Transzendentalien wie „seiend“, „eins“, „wahr“ und „gut“ zuerst erfasst (S. 117). Dadurch stehen Gnade und natürliche Vernunft in einem komplementären Zusammenhang für das Ersterkannte. In der Beschreibung des vollendeten Menschen, des homo divinus und Gott als dem Ersterkannten lassen sich gewisse Überschneidungen in der Begrifflichkeit, besonders im Analogieverständnis mit Heinrich von Gent ausmachen. Ähnliches leistet Silvia Bara Bancel (Fundamentaltheologie und Biochemie, Universidad Comillas Madrid). Sie zeigt Heinrich Seuses große Nähe zu Meister Eckharts Verständnis der Sohnwerdung auf, d.h. konkret dass Gott wie in Christus so auch im guten Menschen Wohnung nimmt und dieser „christmäßige Mensch“ (S. 137) als größte Gottesgnade anzusehen ist. Das heißt immerhin etwas einschränkend, dass bei der Einswerdung mit Christus eine gewisse letzte kreatürliche Unterschiedenheit bestehen bleibt. Mit dieser Argumentationslinie versucht Seuse zugleich, die Orthodoxie Eckharts angesichts des Kölner Prozesses (seit 1225) gegen den Meister nachzuweisen.
Der Schlussbeitrag von Dietmar Mieth (Theologie und Sozialethik, Universität Tübingen) wirkt wie eine Art Zwischenbilanz der bisherigen Darlegungen, um das „wahre Selbst“ bei Eckhart genauer zu erfassen. Gerade im Denken „des Meisters“ eröffnet sich eine interreligiöse Perspektive. Das fällt besonders bei einer kritisch-argumentativen Begegnung mit dem Islam auf. Aber noch erstaunlicher weiterführend und aufregend ist der Zusammenhang, den Mieth im Vergleich von „moderner Agnostik“ des ‚überflüssigen‘ Gottes mit der religiösen Erfahrung des ‚überfließenden‘ Gottes macht (S. 163). Mieth zieht dazu besonders Edward Schillebeeckx, Burkhard Mojsisch und Hans Joas heran, um dann auf das Heiligkeitsverständnis des Lebens in der Denk-Kontinuität von Rudolf Otto, Albert Schweitzer und Hans Jonas (S. 172ff) als Indikator zu verweisen. Meister Eckhart verzichtet faktisch auf eine geistliche Tugendlehre; und die „perfectiones spirituales“ sind (nur) von ihrem Ursprung her wichtig. Ihre Dekonstruktionen durch „den Meister“ „vermögen heute noch … mitzureißen, weil sie den Weg der persönlichen Freiheit und der religiös-moralischen Verbindlichkeit zusammenführen“ (S. 179)
Immer wieder kommen die AutorInnen auf den Einfluss Platos, Aristoteles‘, Augustins, des Neuplatonismus und des Maimonides (1135/1138–1204) zu sprechen. Letzterer hat das Denken Meister Eckharts erstaunlich tief gerade im Blick auf das All-Einheits-Denken beeinflusst. Damit steht „der Meister“ in der arabisch-philosophischen Aristoteles-Rezeption, die gerade der jüdische Philosoph Maimonides herausragend repräsentiert. So betont Markus Enders – Kurt Flasch zitierend – dass „Maimonides mit seiner philosophischen Bibelerklärung und seiner radikalen negativen Theologie den größten Einfluss auf Eckharts Denken ausgeübt“ habe (S. 90).      
Wer sich intensiver mit dem philosophischen und theologischen Denkens Meister Eckharts, seiner geistig-verwandten Vorläufer, Zeitgenossen und Nachfolger befassen will, wird mit diesem Jahrbuch bestens weitergeführt.

Vgl.:  Iroki Matsuzawa: Die Relationsontologie bei Meister Eckhart. 
Augustinus - Werk und Wirkung, Bd. 7. Paderborn: Schöningh 2018, 158 S.
Verlagsinformation, Inhaltsverzeichnis und Leseprobe: hier
H
Reinhard Kirste
Rz-Meister-Eckhart-Jahrbuch

Mittwoch, 15. November 2017

Die Islamische Welt und das Dritte Reich

David Motedel:
Für Prophet und Führer.

Die Islamische Welt und
das Dritte Reich.

Aus dem Englischen von Susanne Held und Cathrine Hornung
(Original: Islam and Nazi Germany's War)

Stuttgart: Klett Cotta
 2017, 568 S., Abb., Karten
--- ISBN: 978-3-608-98105-6 ---

Die erste umfassende Darstellung der Islampolitik des NS-Regimes zeigt die Instrumentalisierung des Islam durch die europäischen Großmächte

Interview mit David Motadel: hier
"Nazis umwarben Muslime, um Veluste an der Front auszugleichen.
Deutsche Welle, 12.11.2017
Verlagsinformation
David Motadel schildert die Geschichte der Millionen Muslime unter deutscher Herrschaft. Eindringlich zeigt er, wie der NS-Staat und andere Großmächte den Islam für politische Zwecke vereinnahmten. Ein Standardwerk zur deutsch-islamischen Geschichte im 20. Jahrhundert.

»Herausragend, mit faszinierenden und ungewöhnlichen Einblicken.«
Sir Ian Kershaw
David Motadel stellt erstmals umfassend die Islampolitik des NS-Regimes dar. International vielbeachtet veranschaulicht der Historiker, dass und wie sich das Dritte Reich als Schutzherr der Muslime präsentierte. Deren Glauben instrumentalisierte die NS-Elite für geopolitische wie militärische Zwecke.

In der entscheidenden Phase des Zweiten Weltkrieges – als Hitlers Truppen in viele muslimische Gebiete einmarschierten – umwarb Berlin Muslime, um sie als Verbündete zu gewinnen. Mit einem unglaublichen Pragmatismus wurden dabei rassistische Bedenken beiseitegeschoben. Eingehend untersucht der Autor die deutsche Propaganda in den muslimisch besiedelten Kriegsgebieten; detailliert beschreibt er die politische Indoktrinierung Zehntausender Muslime, die in der Wehrmacht und SS kämpften.

Der Historiker David Motadel vergegenwärtigt den enormen Einfluss des Zweiten Weltkriegs auf die islamische Welt und eröffnet so ein neues Verständnis von Religion und Politik im 20. Jahrhundert.
autor_portrait
  David Motadel,
  geboren in Detmold,
  lehrt als Professor für Internationale Geschichte
  an der London School of Economics.








Dienstag, 14. November 2017

Arabische Literatur in der islamischen Frühzeit: Hadith, Biografie des Propheten (Sira) und Koran (aktuallisiert)

Albrecht Fuess / Stefan Weniger (eds.):
A Life with the Prophet.
Examining Hadith, Sira, and Qur'an
in Honor of Wim Raven


Bonner Islamstudien, Bd. 36.
Berlin: E.B. Verlag 2017, 147 S.


ISBN 978-3-86893-229-4


Leseprobe mit Inhaltsverzeichnis: hier
Verlagsbeschreibung
The present study presents a comprehensive insight into actual trends in academia in Arabic literature and Islamic studies. In this respect, the contributions pay tribute to Wim Raven, an outstanding scholar of early Arabic literature and the formative period of Islam and someone who always had new and surprising twists and turns in his research and scholarly productions. The same holds true with the papers presented here. Robert Hoyland presents us with his reasoning about the origin of the term “aʿjamī language” in the Qur’an. Was this really a “non-Arab” tongue as later tradition would have it, or would it be better to classify it as a “North-Arabian” dialect? Anna Akasoy deals with “chick lit” in the Hijaz and the modern image of Aisha as Muslim role Model. Remke Kruk looks at famous warrior women in pre-Islamic literature and their relation to the forthcoming Prophet Mohammed. Jan Just Witkam provides us with the story (Arabic edition and English translation) of a young man setting out from Damascus, travelling further north looking for adventures, fighting monsters, losing his wife, marrying a second one, then a third one, only to find out that she can transform into a gazelle: Indeed, this story has it all! And it provides a good insight in Early Islamic Story telling. Finally, Hans Daiber explains how the thinking of Aristotel’s Organon became included and modified in Ibn al-Muqaffaʿs (d. 140/757) Kitāb al-Adab al-kabīr (Great Book of the Rules of Conduct). Central themes of his contributions are the pursuit of knowledge, wisdom, virtue and friendship as motors for human behavior.

The Editors

Albrecht Fuess is a Professor of Islamic Studies at the Center for Near and Middle Eastern Studies (CNMS) at the Philipps-University Marburg. He specialises in the Social, Political and Economic History of the Middle East (13th–16th centuries) and the contemporary Muslim presence in Europe.
Stefan Weninger is a Professor of Semitic Studies at the CNMS at the University of Marburg. He specialises in Comparative Semitic Linguistics in a very broad sense, Semitic Epigraphy, Classical Arabic language and literature and the study of Old Ethiopic language and literature.
Leseprobe: hier

Vgl. auch:
Hela Ouardi: Les Derniers Jours de Muhammad.
Paris: Albin Michel 2017, 368 pp
.
Verlagsinformation, Inhaltsverzeichnis und Leseproble: hier

Donnerstag, 9. November 2017

Muslimische Empathie für den leidenden Jesus: Karfreitag in Jerusalem


Cover
Die Kreuzigung Jesu ist aus muslimischer Sicht eigentlich nicht denkbar, weil es für den Glaubenden unvorstellbar ist, dass der Prophet Jesus von Gott seinen Anklägern und Peinigern überlassen wurde. 
Vgl. die verschiedenen 
Koran-Auslegungen zum Ende Jesu  (Wikipedia) und ausführlich:Martin Bauschke: Der Sohn Marias. Jesus im Koran. Darmstadt 2013 --- Rezension: hier
Darum ist es umso erstaunlicher, wenn sich islamische Denker in das christliche Verständnis des Kreuzestodes einfühlen. Ein berühmtes Beispiel ist der Roman über den Karfreitag in Jerusalem, geschrieben von: 

Muhammad Kamel Hussein:
City of Wrong. Good Friday in Jerusalem [1959].
London: One World: 1994, 234 pp.
Arabisches Original:
Qarya Zalima = die zutiefst ungerechte Stadt (Kairo 1955)


Verlagsinformation:
City of Wrong was the first book written in the Islamic world to make a thorough study of Christianity's central theme - Christ's crucifixion - and to show its profound significance
for a devout Muslim.This moving story, translated by Bishop Kenneth Cragg (1913-2012)probes the broad avenues and the back alleys of Jerusalem on that fateful Friday, and explores the actions and states of mind of Apostles, Jews and Romans, shepherds and shopkeepers, participants and bystanders.
In City of Wrong, which was awarded the State Prize for Literature in Egypt,
Dr Hussein describes the events of Good Friday with the skill of a creative artist, 
and also a scholar's knowledge of religious sourcesand the Middle East of the first century.

Dieser beeindruckende innere Begleitung des Weges Jesu in den Tod wurde in der französischen Übersetzung zum 3. Mal aufgelegt:

La Cité inique (NE)

Le procès de Jésus
traduit de l'arabe (Égypte) par : Roger ARNALDEZ
Paris: Actes Sud / Sindbad [1973] 2017, 208 pp. 
- 3 ème édition augmentée
--- ISBN 978-2-330-07917-8 ---

JEAN GROSJEAN - PRÉFACE

Der ägyptische Mediziner
Kamel Hussein (1901-1977) war ein weltweit anerkannter Orthopäde. Er wurde auch als Philosoph bekannt, der sich selbst in der humanistischen Linie der Renaissance sah.



Weitere Informationen: M.K. Booz: Kamel Hussein. A Great Teacher and Philosopher (The Ambassadors, Vol 8, Issue 1, January 2005)



Verlagsinformation:
Zum 1 Mal denkt sich ein Muslim in den Prozess Jesu hinein. Dieser wird zum Symbol für alle Menschen, die das Gewissen töten wollen,, indem sie den beseitigen wollen, der diese Machenschaften beunrihigend aufdeckt. 
Pour la première fois, un penseur musulman imagine le procès de Jésus. Sous le titre mystérieux de « la Cité inique », Kamel Hussein, dans son récit du Vendredi Saint, éclaire les acteurs de ce grand drame : les Juifs, les Apôtres et les Romains. Mais les responsables du complot sont « tous les hommes qui veulent tuer la conscience en projetant d'exterminer celui qui la leur découvre avec une puissance de manifestation troublante et bouleversante ». Tout rassembler en une seule journée, et sur ce seul événement de la condamnation de Jésus, fait naître une oeuvre étonnante d'unité.
"Une psychologie musulmane du Christ."
Louis Massignon (1883-1962)

"Son grand mérite est de nous faire sentir combien la Passion de Jésus est moins derrière nos jours que devant eux."
Sein großes Verdienst ist, dass er uns fühlen lässt, dass die Passion Jesu weniger vergangen ist, sondern vielmehr vor uns liegt.
Jean Grosjean


"Une méditation, musulmane sur le mystère de la Croix."

Jacques Berque (1910-1995)

"C'était une entreprise difficile et délicate; elle est tout à fait nouvelle, marquée par une volonté de compréhension et de sympathie peu commune. Elle est même audacieuse."
Roger Arnaldez (1911-2006)




Zum weiteren Bedenken: 
Paris. Albin Michel [2004] 2013, 168 pp.






Mittwoch, 8. November 2017

Perry Schmidt-Leukel: God Beyond Boundaries ------------- Gott ohne Grenzen

God Beyond Boundaries






                                                 Author: Perry Schmidt-Leukel 

God Beyond Boundaries


A Christian and Pluralist Theology of Religions

Translated from German into English by Ulrike Guthrie,  Carolina WeeningCharlie CahillPerry Schmidt-Leukel

Münster u.a.: Waxmann 2017,  482  Seiten,  broschiert,  59,00 € ---  ISBN 978-3-8309-3739-5 --- 



Autoreninfo

Schmidt-Leukel, Perry, Prof. Dr., ist Professor für Religionswissenschaft und interkulturelle Theologie an der Universität Münster. Er ist am Exzellenzcluster Religion und Politik der Universität Münster beteiligt. Er ist Mitglied im international advisory board des Forschungsprojektes „Religion und Dialog in modernen Gesellschaften“ an der Akademie der Weltreligionen der Universität Hamburg. 
Seine Schwerpunkte sind unter anderem Theologie der Religionen, interreligiöse Beziehungen,
 christlich-buddhistischer Dialog und Pluralismusfähigkeit der Religionen.

Kommentare

Fruitful relationships and constructive interaction between religions have become more important than ever. But what about the issues of truth and conflicting truth claims? Is it a betrayal of one’s own faith to acknowledge the truth of other religions? The current work is the first English translation of "Gott ohne Grenzen", published in 2005. In this much acclaimed study, Perry Schmidt-Leukel defends religious pluralism showing under which presuppositions Christians can accept other religions as equally valid without denying their differences. He discusses in detail how the pluralist position opens up new perspectives in Christianity’s dialogue with Jews, Muslims, Hindus and Buddhists.

Endorsements: 
Comprehensive in scope, trenchantly argued and refreshingly clear in presentation, this book marks Perry Schmidt-Leukel out as the leading exponent of the pluralist position in the highly contested Christian theology of religions discussion. God Beyond Boundaries is set to become a classic in its field.
Alan Race, World Congress of Faiths, London


Schmidt-Leukel argues cogently for a theology that is both pluralist and Christian. He does not ask Christians to betray their experience of God or the cornerstones of their faith but invites us to recognize that these are compatible with experiences of the transcendent within other religions and so affirm that more than one religion can mediate the salvific. It should be compulsory reading for anyone who would deny that religious pluralism can be a Christian position.


Elizabeth J. Harris, Edward Cadbury Centre for the Public Understanding of Religion, 

Birmingham University


What John Hick did back in the 80s with his monumental An Interpretation of Religion, Perry Schmidt-Leukel carries forward in this equally monumental apologia for a pluralistic understanding of religious diversity. He not only shows the philosophical and theological consistency of the pluralist model but also clearly lays out its fruitfulness in the Christian dialogue with Judaism, Islam, Hinduism and Buddhism. Within the broad and often strident conversation about interreligious relations, Schmidt-Leukel’s case for pluralism will be engaging, if not compelling.


Paul F. Knitter, Paul Tillich Emeritus Professor of Theology and World Religions, 

Union Theological Seminary.